Langzeitstudie identifiziert Temperaturen als Herzinfarkt-Trigger
PA der Österreichischen Kardiologengesellschaft zum ESC Kongress 2017 (26. bis 30. 8. in Barcelona)
Lund/Wiener Neustadt/Barcelona (pts038/30.08.2017/11:40) Niedrigere Außentemperaturen, höhere Windgeschwindigkeit, weniger Sonnenlicht und höhere Luftfeuchtigkeit: Das sind Wetterfaktoren, bei denen es zu mehr Herzinfarkten kommt, zeigt eine große schwedische Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Barcelona präsentiert wurde.
Eine über 16 Jahre laufende Studie aus Schweden mit mehr als 280.000 Teilnehmern legt nahe, dass niedrige Außentemperaturen ein Trigger für ein vermehrtes Auftreten von Herzinfarkten sein könnten. Das berichtet die Österreichische kardiologische Gesellschaft vom Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona. "Es gibt saisonale Unterschiede bei der Herzinfarkt-Häufigkeit, mit niedrigeren Raten im Sommer und höheren im Winter", berichtet Studien-Erstautor Dr. Moman A. Mohammad vom Skane Universitätskrankenhaus im schwedischen Lund. "Unklar ist allerdings, ob das mit den kälteren Temperaturen oder mit saisonalen Verhaltensänderungen zu tun hat."
Diese Studie ist die bisher größte Untersuchung zu den Zusammenhängen zwischen Herzinfarkthäufigkeit und Wetterbedingungen wie Lufttemperatur, Sonnenstunden, Niederschlagsmenge oder Luftdruck. Verwendet wurden Daten aus dem schwedischen Herzinfarktregister SWEDEHEART und die meteorologischen Daten von hunderten schwedischen Wetterstationen.
Während der Studiendauer kam es zu insgesamt 280.873 Herzinfarkten, für 99 Prozent waren die entsprechenden Wetterdaten verfügbar. Die durchschnittliche Zahl von Herzinfarkten pro Tag war bei kalten Temperaturen deutlich höher als bei warmen - und dies in allen Regionen. Konkret bedeutete das um vier Herzinfarkte mehr, wenn die Durchschnittstemperatur unter 0 °C fiel, als bei Temperaturen über 10°C. Darüber hinaus gab es mehr Herzinfarkte bei höherer Windgeschwindigkeit, bei einer geringen Anzahl von Sonnenstunden und bei höherer Luftfeuchtigkeit.
Die Forscher analysierten die Ergebnisse auch nach Subgruppen, darunter ältere Menschen, Patienten mit Bluthochdruck oder Diabetes oder Patienten mit früherem Herzinfarkt. In allen Gruppen blieben die Ergebnisse konsistent. Niedrige Temperaturen seien also als Trigger für Herzinfarkte zu sehen, sagen die Studienautoren.
"Der menschliche Körper reagiert auf Kälte mit einem Zusammenziehen der oberflächlichen Blutgefäße, das führt zu einer verminderten Wärmeleitfähigkeit der Haut und als Konsequenz zu erhöhtem Blutdruck. Andere Reaktionen auf Kälte können Zittern und erhöhter Puls sein, mit einem erhöhten metabolischen Grundumsatz und erhöhten Körpertemperaturen", kommentiert Prim. Doz. Franz Xaver Roithinger, Pressesprecher und Past-Präsident der ÖKG die Ergebnisse. "Gesunde haben damit meistens kein Problem, aber bei Menschen mit atherosklerotischen Veränderungen in den Koronararterien können solche Mechanismen unter Umständen einen Herzinfarkt auslösen."
Nachdem es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, könnten auch andere Faktoren das Ergebnis mit beeinflusst haben, so Prim. Roithinger: "Infektionen der Atmungsorgane und Grippe sind bekannte Risikofaktoren für einen Herzinfarkt und kommen in der kalten Periode häufiger vor. Aber auch saisonal bedingte Unterschiede im Verhalten wie zum Beispiel weniger Bewegung in der kalten Jahreszeit oder ein verändertes Essverhalten könnten zu der erhöhten Herzinfarktrate beitragen."
Quelle: ESC 2017 Abstract 2949 Mohammad et al. Air temperature as an external trigger of ST-segment elevation myocardial infarction - a SWEDEHEART nationwide observational study. European Heart Journal (2017) 38 (Supplement) 710
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