pts20171012013 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Kardiovaskuläre Forschung in Deutschland immer produktiver

Information von den Herztagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Berlin


Berlin (pts013/12.10.2017/10:45) Die letzten drei Jahrzehnte brachten strukturelle Veränderungen, eine bessere Finanzierung und einen kräftigen Modernisierungsschub für die Forschung zu Herz- und Gefäßerkrankungen in Deutschland. "Trotz aller Erfolge der letzten Jahre bleiben Herz- und Gefäßerkrankungen immer noch die Todesursache Nummer eins", sagt Prof. Dr. Gerd Heusch (Universitätsklinikum Essen) anlässlich der Herztage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Berlin.

Immer mehr Publikationen aus Deutschland unter den internationalen Top 10

Die Forschungslandschaft in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Die Forschungsförderung orientiert sich zunehmend an nationaler und internationaler Wettbewerbsfähigkeit und unterstützt vermehrt Netzwerke. Das schlägt sich im Output nieder: "Analysen zeigen, dass in den letzten Jahren vermehrt Publikationen aus Deutschland unter den Top 10 der kardiovaskulären Forschung rangieren. In solchen Analysen kann sich die deutsche Herz-Kreislauf-Forschung heute mit der in Großbritannien und Frankreich messen und übertrifft die der USA", berichtet Prof. Heusch. Schrittweise wird von der strikten Trennung zwischen klinischer Kardiologie und Grundlagenforschung abgerückt: Fast alle Universitätskliniken für Kardiologie widmen sich inzwischen der klinischen und der Grundlagenforschung.

"Außerdem beschränkt sich die Grundlagenforschung nicht mehr auf klassische Universitätsinstitute wie Physiologie, Pharmakologie und Pathologie. Unter unterschiedlichen Namen und Ausrichtungen wurden mehr als zehn Lehrstühle für experimentelle kardiovaskuläre Medizin eingerichtet", sagt Prof. Heusch. Darüber hinaus wurde das traditionelle System der deutschen akademischen Medizin - mit nur einem einzelnen Professor und Lehrstuhl - flexibler und stärker dem angloamerikanischen System angeglichen, wo es Experten mit unterschiedlichen Spezialisierungen innerhalb einer Abteilung gibt. "Leider wird es immer schwieriger, junge Ärztinnen und Ärzte für die Grundlagenforschung zu gewinnen. Inzwischen haben die jungen Kollegen in der Grundlagenforschung meist einen naturwissenschaftlichen und keinen medizinischen Hintergrund", berichtet Prof. Heusch. Schätzungen zufolge betreiben in Deutschland etwa 360 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kardiovaskuläre Grundlagenforschung.

Welche Fördermittel die Forschung ankurbeln

Die institutionelle Unterstützung für die kardiovaskuläre Forschung in Deutschland beträgt rund 175 Millionen Euro pro Jahr, rechnet Prof. Heusch vor: "Wie in anderen Wissenschaftsbereichen gewinnt auch hier die wettbewerbsorientierte Drittmittelförderung an Bedeutung. Zurzeit beläuft sich die Gesamtförderung der kardiovaskulären Forschung etwa auf 253 Millionen Euro, der Anteil Dritter macht dabei rund 31 Prozent aus." Wichtigste Förderstelle ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem Volumen von 33 Millionen Euro pro Jahr für die kardiovaskuläre Forschung. Größere Netzwerke werden von der DFG über Sonderforschungsbereiche (SFB) gefördert. Aktuell gibt es acht Sonderforschungsbereiche mit kardiovaskulärem Fokus. Kardiovaskuläre Forscher nehmen jedoch auch an interdisziplinären Sonderforschungsbereichen teil, die nicht ausschließlich auf Herzerkrankungen ausgerichtet sind.

Von den sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) ist eines der Herz-Kreislauf-Forschung gewidmet. Pro Jahr trägt es rund 23 Millionen Euro zur Forschungsfinanzierung bei, unter anderem mit dem Ziel, eine bundesweite Infrastruktur für klinische Studien zu errichten. "Im Bereich der forscherinitiierten klinischen Studien (IIT) liegt Deutschland nach wie vor weit hinter den Ländern, die eine starke Tradition bei gemeinschaftlichen klinischen Studien haben", berichtet Prof. Heusch.

Seit 2005 unterstützt die "Exzellenzinitiative" zusätzlich herausragende Forschung. Davon profitieren ein Herz-Kreislauf-Forschungsprojekt der Universitäten Giessen und Frankfurt sowie eines der Universität Hannover. Auch die Europäische Union leistet mit rund 15 Millionen Euro jährlich einen wesentlichen Beitrag: "Das 'Framework Program Horizon 2020' fördert europäische Netzwerke für spezifische Forschungsfragen, während individuelle Förderungen vom European Research Council vergeben werden", erklärt Prof. Heusch.

Wichtige Rolle für die DGK

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ist nach wie vor die wichtigste Hochburg der kardiovaskulären Forschung in Deutschland. Sie wurde 1927 gegründet und ist damit die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa mit heute mehr als 10.000 Mitgliedern. Die DGK veröffentlicht mit "Basic Research in Cardiology" und "Clinical Research in Cardiology" zwei renommierte englischsprachige wissenschaftliche Journale, dazu kommen eine Reihe deutschsprachiger Publikationen und Online-Aktivitäten. Rund 20 Prozent der von der Gesellschaft bei Kongressen angenommenen Abstracts (372 von 1880 im Jahr 2017) können in den Bereich der grundlegenden bzw. translatorischen Forschung eingeordnet werden.
Herausforderungen für die Forschung

"Die Gefahr, die von kardiovaskulären Erkrankungen ausgeht, wird leider noch unterschätzt. Dabei stehen wir noch vor vielen ungelösten Problemen. Darüber müssen wir die Politik und die Gesellschaft aufklären", unterstreicht Prof. Heusch. "An der Verbesserung unserer medizinischen Möglichkeiten müssen wir nach wie vor mit Nachdruck und intensiver Forschung arbeiten."

Quelle: Heusch, Eschenhagen, Dimmeler. Cardiovascular Research in Germany. Circ Res. 2017; 121:492-495. doi: 10.1161/CIRCRESAHA.117.311132

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030/206 444 82
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211/600 692 43
E-Mail: presse@dgk.org

(Ende)
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