17. Österreichische Schmerzwochen: Schmerzen nach Operationen - Frauen leiden öfter und stärker
Optimale Versorgungsstrukturen verhindern bleibende Schmerzen
Wien (pts013/29.01.2018/10:10) In Österreich werden jährlich rund 1,2 Millionen Operationen durchgeführt. Für etwa 12.000 Personen, die sich einem operativen Eingriff unterziehen mussten, beginnt mit den postoperativen Schmerzen eine dauerhafte "Schmerzkarriere": Akute Schmerzen nach der OP werden chronisch und bleiben so stark, dass sie die Betroffenen ein Leben lang massiv beeinträchtigen, warnt die Österreichische Schmergesellschaft (ÖSG) aus Anlass der 17. Österreichischen Schmerzwochen.
Die ÖSG hat in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie (ÖGCH) und dem Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) untersucht, wie es um die postoperative Schmerzsituation und das perioperative Schmerzmanagement in Österreich im Detail bestellt ist. Dazu wurden 1.610 Patientinnen und Patienten am ersten postoperativen Tag nach dem Ausmaß ihrer Schmerzen befragt.
30 bis 40 Prozent leiden am ersten Tag nach der OP an starken Schmerzen
Auf den ersten Blick bietet die Untersuchung eine positive Einschätzung der Versorgungssituation postoperativer Schmerzen in Österreich. Die auf einer Schmerzskala gemessenen Mittelwerte liegen alle innerhalb der internationalen Vorgaben. "Betrachtet man allerdings die Ergebnisse jenseits der Durchschnittswerte, schaut die Versorgungsqualität weniger rosig aus", erklärt OA Dr. Wolfgang Jaksch, Past President der ÖSG. Denn am ersten Tag nach einer Operation leiden etwa 40 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer unter starken oder sehr starken Schmerzen. Diese Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko, dass ihre Schmerzen chronisch werden.
Sehr deutlich zeigt die Studie, dass Frauen größere Schmerzen haben, und zwar in jeder Altersklasse. So liegt etwa der Mittelwert in der Kategorie "stärkster Schmerz" in der Gruppe der 31- bis 40-Jährigen bei Frauen bei 5,53 Punkten auf der Schmerzskala, bei Männern bei 4,0. Auch in der Altersklasse 18 bis 20 Jahre war der Geschlechterunterschied mit 5,37 bei Frauen versus 4,21 bei Männern ausgeprägt. "Warum das so ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen - aber offensichtlich müssen die Schmerzen von Frauen nach Operationen noch mehr beachtet und besser behandelt werden", sagt Dr. Jaksch.
Zwei Drittel sind sehr zufrieden mit der Behandlung
Nach Abteilungen aufgeschlüsselt war die mittlere Schmerzintensität am geringsten in den Abteilungen Gefäßchirurgie und Urologie, am höchsten in der Thoraxchirurgie und der Geburtshilfe. Die Behandlungszufriedenheit beurteilten immerhin 66,6 Prozent der teilnehmenden Patienten mit "sehr hoch", weitere 25,8 Prozent waren "zufrieden". Nur ein Prozent zeigte sich "sehr wenig zufrieden" und 1,6 Prozent waren "völlig unzufrieden".
Die Untersuchung zeigte, dass dem Thema Schmerz besonders in den ersten Tagen nach einer Operation mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das ist wichtig, da diese Phase von entscheidender Bedeutung für die Vermeidung der Schmerzchronifizierung ist. 23,2 Prozent der Patientinnen und Patienten wurden am Tag nach der Operation ein- bis dreimal, und 75 Prozent sogar öfter als dreimal nach ihren Schmerzen gefragt.
Der Grad der Beeinträchtigung durch die postoperativen Schmerzen ist jedoch hoch: 50,7 Prozent der Patienten fühlten sich vor allem beim Bewegen, also beim Aufsetzen oder Aufstehen beeinträchtigt, 37 Prozent beim Schlafen, 29,3 Prozent beim Husten oder Atmen.
Optimale Versorgungsstrukturen verbessern die Schmerzsituation von Patienten
Die Untersuchung zeigte auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen Infrastruktur und Ressourcen für die Schmerzversorgung und der Schmerzintensität der Patientinnen und Patienten. Gab es Abteilungen mit einem 24-Stunden-Akutschmerzdienst, einem differenziertem Schmerzkonzept und intensiver Aufklärungskultur, so hatten die Betroffenen nach einer Operation deutlich weniger Schmerzen bei Belastung und signifikant geringere maximale Schmerzen. "Die Investition in eine optimale Versorgungs-Infrastruktur lohnt sich nicht nur, weil sie den Betroffenen Schmerzen erspart. Auch die Kosten für Medikamente und für Folgekosten wie Rehablitationsmaßnahmen und Berufsunfähigkeit können damit gesenkt werden", betont Dr. Jaksch.
Bei optimaler Versorgungs-Infrastruktur können auch die Beeinträchtigungen beim Schlaf, beim Husten oder tiefen Atmen reduziert werden. "Ein wesentlicher Vorteil war diesbezüglich bei der Bewegungs-Beeinträchtigung zu beobachten - optimal betreute Patienten sind schneller wieder mobil", so Dr. Jaksch.
Quelle:
Österreichweite Patientenbefragung zur postoperativen Schmerzsituation und zum perioperativen Schmerzmanagement. Ein Qualitätssicherungsprojekt - eingereicht zur Publikation
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