pts20180424008 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Na endlich: Rechnungshof-Kritik an zahnärztlichem Leistungskatalog aus dem Jahr 1956

DDr. Gerald Jahl: "Als Zahnarzt begrüße ich die Kritik des Rechnungshofes und hoffe auf Änderungen"


Eggenburg (pts008/24.04.2018/08:50) Fast zwei Milliarden Euro werden in Österreich für zahnmedizinische Leistungen ausgegeben, davon werden allerdings mehr als 900 Millionen von Patienten privat bezahlt. DDr. Gerald Jahl, Kiefer- und Implantatchirurg aus Eggenburg in Niederösterreich, ist froh über die längst fällige Kritik des Rechnungshofes: "Endlich wird auch offiziell aufgezeigt, wie veraltet und rückständig der Leistungskatalog der österreichischen Zahnmedizin ist, der regelt, welche Leistungen von den Krankenkassen bezahlt werden. Kaum zu glauben, aber er stammt noch aus dem Jahre 1956. Gerade Beratung, Vorsorge und Leistungen für Prophylaxe werden dabei nur minimal oder auch gar nicht honoriert und neuere technische Entwicklungen in der Zahnmedizin bleiben bislang komplett unberücksichtigt. Es ist ein schlechtes Zeugnis unserer Gesundheitspolitik, dass für zeitgemäße notwendige Therapien im zahnärztlichen Bereich die Hälfte privat bezahlt werden muss, weil es keine Positionen seitens der Krankenkassen zur Abrechnung gibt. Ich hoffe nun auf dringend notwendige Änderungen."

Zähne sind Lebensqualität und müssen leistbar bleiben

Gerade als Implantat- und Kieferchirurg ist DDr. Jahl tagtäglich mit den Auswirkungen von zu wenig Aufklärung der Patienten über Zahnpflege, Zahngesundheit und Zahnerhaltung konfrontiert: "Wir haben wunderbare und gut ausgebildete Zahnärzte in Österreich. Aber der normale Kassenzahnarzt hat meistens gar nicht die Zeit, sich ausführlich mit seinen vielen Patienten über Prophylaxe oder Zahnpflege zu unterhalten. Es wird dafür von der Kasse einfach nicht gebührend honoriert."

DDR. Jahl weiter: "Genau das Gleiche passiert bei der wichtigen Frage nach dem Zahnersatz. Bei besten Willen, aber nach den uralten Kassentarifen kann kein normaler Zahnarzt seinen Patienten eine ausführliche Beratung anbieten, ohne sich nicht selbst in den Ruin zu treiben. Darum werden eben immer noch die klassischen herausnehmbaren Zahnprothesen verordnet, anstelle von festsitzenden Zähnen, oft mit nicht unerheblichen negativen gesundheitlichen Folgen und Folgekosten. Implantate brauchen eben mehr Beratung, das kann man nur durch größeren Zeitaufwand seitens des Behandlers bieten. Ich hoffe daher auf die Einsicht der Kassen und der Politik und eine Reaktion auf die Rechnungshofkritik. Hier muss sich im Sinne einer modernen Zahnmedizin einiges ändern, damit eine Win-win-Situation entsteht - für Arzt und Patienten."

Weblink: http://implantat.or.at

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