Kinder helfen Kindern Sprachenlernen
Pädagogische Hochschule Niederösterreich: Internationale Plattform für Sprachenlernen präsentiert
Baden (pts016/01.06.2018/12:25) 6- bis 14-jährige Schülerinnen und Schüler haben drei Jahre lang an der Plattform PALM gearbeitet. Auf http://palm-edu.eu stellen sie selbst produzierte Texte und Videos in acht Sprachen zur Verfügung, die Lernenden in ganz Europa beim Sprachenlernen helfen sollen. Im Rahmen eines Symposiums wurde die Plattform gestern an der PH NÖ präsentiert.
Die Kinder der Praxisvolksschule haben es gleich zu Beginn des Symposiums auf den Punkt gebracht: Sprache verbindet uns, lässt uns einander verstehen. Und das ist genau das Ziel der Plattform "PALM", was ausgesprochen "Promoting authentic language acquisition in multilingual contexts" also die Aneignung von Sprachen im multilingualen Kontext bedeutet. Die Schülerinnen und Schüler steuern mit Unterstützung ihrer Lehrerinnen und Lehrer Videos und Texte in ihrer Erstsprache zur Plattform bei und verwenden die Materialien ihrer fremdsprachigen Kolleginnen und Kollegen, um eine oder mehrere Sprachen zu lernen. Die Plattform enthält 1.500 Texte und bietet 750 Aufgaben und 300 Aktivitäten dazu.
Sensitivität für Sprachen und Kulturen wird gefördert
Eingebettet in ein ganztägiges Symposium erklärten Leticia Yulita von der University of East Anglia und Claudia Mewald von der PH NÖ, die Koordinatorin des Erasmus+ Projekts PALM, die vielfältigen Lerneffekte, die durch das Projekt für die Teilnehmenden entstanden.
Leticia Yulita beleuchtete dabei, inwieweit die Arbeit an den Beiträgen der Plattform zum interkulturellen Lernen beitragen könne. Die Texte stammen aus der Lebenswelt der Kinder. Damit sei das Projekt PALM ein exzellentes Beispiel für kritische Pädagogik nach Freire: Das Leben, die Erfahrung und Themen stehen im Mittelpunkt des Lerngeschehens anstatt eines von der Lehrperson strikt vorgegebenen Lehrplans. "Durch PALM haben die Kinder die Erfahrung gemacht, das Lerngeschehen in der Klasse zu nutzen, um Menschen außerhalb der Klasse zu helfen."
Die internationale Zusammenarbeit habe den Lernenden geholfen, Verständnis und Empathie für die Emotionen, Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen zu entwickeln, also eine Sensitivität für andere Kulturen.
Plattform erhöht Autonomie...
Claudia Mewald legte ihren Blick auf den interkomprehensiven Effekt des Projekts, also die Fähigkeit, eine fremde Sprache aufgrund von Kenntnissen einer anderen zu verstehen. Den Lehrenden gebe das Projekt außerdem die Möglichkeit zu erkennen, welche Kompetenzen und Voraussetzungen für interkulturelles Handeln nötig sind. Letztlich erhöhe die Plattform auch die Autonomie der Lernenden beim Spracherwerb.
...und Motivation der Lernenden
Brian Tomlinson von der Anaheim University in Großbritannien plädierte in seinem Beitrag zum Symposium für einen möglichst natürlichen Sprachgebrauch im Sprachunterricht. Also möglichst "alltägliches" Sprechen, das nicht immer unbedingt mit einer bestimmten Aufgabe verbunden sein muss. Wichtig sei eine affektive bzw. kognitive Einbindung der Schüler. Sprich: Themen aufgreifen und darüber sprechen, die die Schülerinnen und Schüler auch wirklich interessieren. Also wieder eine der wesentlichen Anforderungen von Lernenden des 21. Jahrhunderts, die durch die Plattform umgesetzt werden.
Sprache ist "Wellness des Geistes"
Als "Wellness des Geistes" bezeichnete Rektor Erwin Rauscher in seinen Grußworten die Sprache und formulierte 10 Gebote für die Mehrsprachigkeit. Ohne freudig akzeptierte Mehrsprachigkeit lasse sich ein geeintes Europa nicht denken. "Bei jeder Europawahl zeigt sich, wie sinnvoll es ist, jene Sprache zu sprechen, die von den Menschen gesprochen wird, gerade in Bezug auf Emotionen sowie politische und kulturelle Unterschiede." Sprachliche Bildung und Mehrsprachlichkeit in der PädagogInnenbildung solle als verpflichtendes Modul zentral verankert werden, nicht bloß als optionales Angebot, so Rauscher. Dieser Meinung ist auch Vizerektor Norbert Kraker: "Lehrer finden heute in Schulen immer stärker eine multilinguale Situation im Klassenzimmer vor." Dementsprechend habe auch an der PH NÖ der Anteil an Fortbildungen im Bereich Sprachen und sprachsensibler Unterricht in letzter Zeit stark zugenommen.
Workshops
Mit einem Reigen an vertiefenden Workshops fand das Symposium seinen Abschluss.
Link zur Plattform: http://palm-edu.eu
Fotoalbum zum Symposium: https://flic.kr/s/aHsmgH3YU3
(Ende)Aussender: | Pädagogische Hochschule Niederösterreich |
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