Gesundheitsprogramme können dick machen
Niederländische Psychologin gibt Tipps, wie Arbeitgeber Stolperfallen vermeiden können
"Zu viel": Waagen können äußerst uncharmant sein (Foto: by-sassy, pixelio.de) |
Groningen (pte005/21.11.2018/06:15) Gesundheitsprogramme, die Chefs ihren Mitarbeitern spendieren, können für diejenigen schädlich sein, die an Fettleibigkeit leiden. Zu dem Schluss kommt Laetitia Mulder von der Reichsuniversität Groningen http://rug.nl . Die negativen Folgen reichen von einem schlechten Gewissen wegen der eigenen Unfähigkeit, etwas gegen das Übergewicht zu tun, über das Gefühl, selbst dafür verantwortlich zu sein bis hin zu Diskriminierung am Arbeitsplatz. Ironischerweise führt das zu noch höherem Übergewicht und sinkendem Wohlbefinden.
Umwelt auch schuld an Übergewicht
Laut Mulder ließen sich die genannten Negativfolgen vermeiden, wenn das Schergewicht solcher Programme darauf läge, Arbeitnehmer dazu anzuhalten, mehr Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. "Wer trägt die Schuld an Übergewicht?", fragt die Psychologin, die an der Wirtschaftsfakultät lehrt und forscht, und gibt selbst die Antwort: "Man sagt uns oft, dass wir selbst verantwortlich sind, doch die Menschen vergessen, dass die Institutionen, die unsere unmittelbare Umwelt formen, unser Verhalten stark beeinflussen."
Eine dieser Institutionen ist Mulder zufolge das Unternehmen, in dem ein Mensch arbeitet. Und sie nennt ein Beispiel. Wenn es in der Kantine nur selten gesunde Kost gäbe oder sie viel teurer sei als die ungesunde, falle die Wahl häufig auf letztere. Aus dieser Perspektive betrachtet habe der Arbeitgeber durchaus eine Mitverantwortung für die Gesundheit und das Gewicht seiner Mitarbeiter.
Manche Arbeitgeber machten es sich zu leicht. Sie ließen in der Kantine Schilder aufhängen mit der Beschriftung: "Achte auf dein Gewicht und wähle die gesünderen Angebote." Das sei ein auf den Arbeitnehmer fokussiertes Vorgehen. Es sei besser, wenn der Arbeitgeber dafür sorge, dass ausschließlich gesunde Kost angeboten wird. Das nennt Mulder ein auf den Arbeitgeber fokussiertes Programm.
Arbeitnehmer nicht allein verantwortlich
Auf Arbeitnehmer fokussierte Gesundheitsprogramme haben der Studie nach keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf das Körpergewicht. Im Allgemeinen hielten Menschen übergewichtige Frauen, die sie nur per Foto sehen, für faul, unattraktiv, langsam und willensschwächer als normalgewichtige. Das wird durch Programme, die auf den Arbeitgeber fokussiert sind, nur noch schlimmer.
Das Gegenteil passiert bei Programmen, die auf den Arbeitgeber fokussiert sind. Ganz generell fordert die Forscherin, bei der Entwicklung von Gesundheitsprogrammen am Arbeitsplatz solle man nicht allein auf die Verantwortung der Arbeitnehmer für sich selbst zielen, sondern darauf, was das Unternehmen tun könne, um seine Mitarbeiter gesund zu erhalten.
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