pts20190114012 Politik/Recht, Umwelt/Energie

IG Windkraft: 2018 brachte weiteren Rückgang beim Windkraftausbau in Niederösterreich

2019 wird für die heimische Windkraft ein Entscheidungsjahr


St. Pölten (pts012/14.01.2019/12:00) Die Situation der Windkraft in Niederösterreich ist im letzten Jahr schlechter geworden. Mit einem Nettozubau von 36 neuen Windkraftanlagen ist der Ausbau um zwei Drittel geringer als noch 2015. "Nicht nur 170 fertig genehmigte Windräder in ganz Österreich, sondern die gesamte Windbranche befinden sich in der Warteschleife", bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und ergänzt: "Der Beitritt Österreichs zur 'High Ambition Coalition' bei der Klimakonferenz in Katowice gibt aber Hoffnung, dass den vielen Bekenntnissen der Bundesregierung Taten folgen."

Der Nettozubau der Windräder sank 2018 unter das Niveau von 2013. Kamen 2015 in Niederösterreich noch netto 93 Windräder hinzu, waren es 2018 nur mehr 36 Windkraftanlagen. "Das entspricht einem Einbruch um zwei Drittel", bemerkt Moidl. Zusätzlich hängen noch immer 170 fertig genehmigte Windräder in ganz Österreich mit einer Leistung von 500 MW in einer Warteschlange bei der Förderstelle und können nicht errichtet werden. Mehr als 50 % davon sind niederösterreichische Projekte. Auch die Anzahl der geförderten Anlagen geht von Jahr zu Jahr zurück. 2019 werden 104 Windräder in ganz Österreich weniger gefördert als noch 2016. Auch Niederösterreich gehen die geförderten Anlagen zurück. In Niederösterreich werden allein 2018 55 Anlagen weniger gefördert als 2017. 2019 werden es weitere 64 Windräder weniger sein. Martin Steininger, Vorstand der Windkraft Simonsfeld AG, appelliert eindringlich an die verantwortlichen Politiker: "Ermöglichen Sie den Abbau der Warteschlange der bewilligten Windkraftprojekte. Für den Schutz des Klimas! Für mehr Unabhängigkeit von Energieimporten!"

Erneuerbaren Ausbau Gesetz mit Funktionsgarantie

Ende 2018 hat die Bundesregierung Eckpunkte für ein Erneuerbaren Ausbau Gesetz vorgestellt. Doch bis aus diesen Eckpunkten ein funktionstüchtiges Förderregime wird, ist noch viel zu tun. Wichtig ist, die Förderhöhe administrativ festzulegen und auf ein marktwirtschaftliches Fördersystem mit variablen Marktprämien umzustellen. Außerdem müssen die Strommarktbedingungen für die Vermarktung von Windstrom angepasst werden. "Dies ist ein zentraler Punkt", bekräftigt Moidl und ergänzt: "Die Windbranche ist bereit, Windstrom am Strommarkt zu verkaufen. Dies kann aber nur gelingen, wenn auch der Strommarkt aktiv dafür gestaltet wird." Um das von der Bundesregierung festgelegte Ziel "100 % erneuerbare Stromversorgung" zu erreichen, kann die Windkraftleistung bis 2030 von derzeit rund 3.000 MW auf 7.500 MW ausgebaut werden. "Grob gesagt braucht es eine Verdreifachung des Ausbautempos", bekräftigt Lukas Püspök, Geschäftsführer der Püspök Group und ergänzt: "Dafür bedarf es eines jährlichen Zubaus von 120 Windrädern mit einer Gesamtleistung von 500 MW. Dies kann die Windbranche durchaus leisten, wurden 2014 bereits 141 Windräder in Österreich errichtet."

Windkraft als Wirtschaftsmotor

Der jährliche Windkraftausbau würde in ganz Österreich 3.000 Arbeitsplätze auf den Windradbaustellen schaffen. Weitere 270 dauerhaft beschäftigte Personen könnten jährlich für Wartung und Betrieb der Anlagen hinzukommen. Darüber hinaus würden 235 Millionen Euro Wertschöpfung pro Jahr durch die Errichtung und weitere 550 Millionen Euro durch den Betrieb der Anlagen generiert werden. "Der Windkraftausbau ist nicht nur eine effektive Klimaschutzmaßnahme, sondern auch ein starker Wirtschaftsmotor", so Püspök.

Niederösterreich ist das wichtigste Windkraftbundesland

In Niederösterreich stehen 729 Windräder mit einer Leistung von 1661 MW. Die Nutzung der Windkraft ist bis jetzt auf wenige Regionen im Bundesland konzentriert. 85 % aller Windräder stehen in nur drei Bezirken, nämlich Gänserndorf, Bruck an der Leitha und Mistelbach. Niederösterreich hat sich im Energiefahrplan 2030 das Ziel gesetzt, seine Windkraftleistung bis 2030 auf 3200 MW zu erhöhen. Obwohl zur Erreichung einer erneuerbaren Stromversorgung auch in jenen Bundesländern Windräder errichtet werden müssen, die bis jetzt ihr Potential nicht genutzt haben, wird in Zukunft Niederösterreich das wichtigste Windbundesland bleiben. Das Jahr 2019 ist durch die Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen mit dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz ein Entscheidungsjahr für die Windbranche. "2019 wird sich zeigen ob Österreich bei der Energiewende nur Ankündigungs- oder auch Umsetzungsweltmeister ist", so Püspök abschließend.

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