NatWest und Frauen: Mit Anlauf ins Fettnäpfchen
Britischer Finanzdienstleister erntet mit geschlechtsbezogener Marketing-Kampagne massiv Kritik
Geld-Blüten: eine seltsame Entschuldigung (Foto: Lena, twitter.com) |
London (pte028/24.05.2019/11:30) Die britische Bank NatWest http://natwest.com hat sich mit ihrer siebenmonatigen Marketing-Kampagne in die Nesseln gesetzt. Obwohl in Zusammenarbeit mit dem Magazin "Stylist" vor allem Frauen angesprochen werden sollten, hagelte es von diesen Kritik. Zum Start entschuldigt sich ein "Mr Banker" per Brief für die herablassende Art, mit der Banken Kundinnen behandeln und es gibt zum Trost auch einen Strauß Geld-Rosen. Eben das kam erst einmal nicht so gut an, in sozialen Medien wird der Kampagne selbst Sexismus, mangelndes Fingerspitzengefühl und "Mansplaining" vorgeworfen.
"Botschaft an alle Frauen"
Mit diesen Worten beginnt Mr Bankers Brief. Und weiter: "Ich habe erfahren, dass ich Ihnen eine Entschuldigung schuldig bin." Denn über Jahre habe er Frauen herablassend behandelt, ignoriert, nur mit Ehemännern, Vätern und Brüdern gesprochen und das Einkommen sowie die Ausgaben der Frauen als bedeutungslos und trivial abgetan. Dieses Verhalten habe zu einem Vertrauensmangel geführt und das müsse sich ändern. "Wir wollen keine lückenhafte, pompöse Entschuldigung auf einem Stück Papier", meint dazu Brand Consultant Natali Drake gegenüber der "Sun" und kritisiert, dass die Kampagne wohl die ineffizienteste Art sei, Frauen zu erreichen.
Tatsächlich hagelt es auf sozialen Medien viel Kritik. "Ist das ein Witz?", so eine Twitter-Nutzerin angesichts eines zur Kampagne gehörenden NatWest-Versprechens, die Art zu verändern, wie Banken mit Frauen kommunizieren. Wie auch andere vermutet sie, dass ausschließlich Männer die Texte verfasst haben könnten. Auch das Bild von Rosenblüten aus Geldscheinen mit einem Entschuldigungskärtchen kommt nicht gut weg. Ein User kritisiert die Bildsprache beispielsweise als "Entschuldigungsblumen mit dem monatlichen Haushaltsgeld". Eine andere Nutzerin fragt, ob NatWest einen Blumenstrauß als Entschuldigung für sexistische Bildgebung und Sprache ernst meint. "Welch Ironie", schreibt sie.
Womöglich echt ironisch
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint freilich nicht auszuschließen, dass Mr Manker und der Geld-Blumenstrauß tatsächlich Ironie sind und Stylist sowie die NatWest erst einmal ganz bewusst mit Anlauf ins Fettnäpfchen gesprungen sind. "Wir arbeiten mit NatWest daran, ein wichtiges Problem aufzuzeigen, und wir haben absichtlich Stereotypen genutzt, um etwas zu verdeutlichen, was den Beginn einer siebenmonatigen Kampagne darstellt", heißt es jedenfalls in einem Statement der Stylist Group.
Die Partner haben für die Kampagne auch die Webseite A Woman's Worth Collective http://awomansworthcollective.co.uk aufgezogen, auf die schon die ersten Anzeigen im Printmagazin verweisen. Diese verspricht Frauen eine Community mit klaren Ansagen zu Geld, ohne Fachjargon. Zumindest die Bildsprache ist hier auf den erste Blick nicht rückständig, allerdings drängt sich schon die Frage auf, warum offenbar nur Frauen klare Ansagen ohne Fachjargon brauchen. Ob die weitere Kampagne es also wirklich schaffen wird, Frauen tatsächlich respektvoll anzusprechen, bleibt abzuwarten.
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