pte20190905003 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Modemarken machen Druck auf Indiens Arbeiter

Verbesserungen bei Produktionsbedingungen durch kommerzielle Bestrebungen aufgehalten


Textilindustrie: schlechte Arbeitsbedingungen (Foto: unsplash.com, Varun Gaba)
Textilindustrie: schlechte Arbeitsbedingungen (Foto: unsplash.com, Varun Gaba)

London (pte003/05.09.2019/06:10) Modemarken, die bessere Arbeitsbedingungen für Arbeiter versprechen, machen diese aufgrund ihrer hohen kommerziellen Anforderungen unmöglich. Trotz guter Absichten von Nike, H&M und Adidas erschwert der immense Druck bei der Produktion und bei den Kosten die Arbeit der Fabrikarbeiter, wie eine Studie der University of Bath http://bath.ac.uk ergibt.

"Laut den Herstellern fordern Marken immer vehementer ein Ende der unlauteren Arbeitspraktiken. Jedoch sind sie nicht gewillt, ihre Geschäftsmodelle zu verändern, um Verbesserungen zu unterstützen. Die Nachfrage nach schnellen Lieferungen zu niedrigen Preisen heißt, dass Marken mehr Druck auf Lieferanten ausüben", erläutert Co-Autor der Studie Andrew Crane.

Rivalen aus Billiglohnländern

Das Forschungs-Team hat Interviews mit 135 Geschäftsleitern, Arbeitern, Gewerkschaften und Regierungsagenturen geführt, die in der südindischen Region Tamil Nadu ansässig sind. Aus diesem Bereich kommt fast die Hälfte der exportierten Strickwaren Indiens. Es zeigte sich, dass hier in den vergangenen zehn Jahren die Arbeitsbedingungen besser wurden.

Jedoch würden Konkurrenzkämpfe mit billig produzierenden Herstellerländern wie Bangladesh und Äthiopien großen Druck erzeugen. Marken könnten deswegen Preise möglichst niedrig halten, was weitere Verbesserungen bei Arbeitspraktiken unmöglich mache. Um mit ihnen im Geschäft zu bleiben, müssten Hersteller sogar Überprüfungen manipulieren, die unlautere Praktiken aufdecken sollen.

Fabriken Vorreiter bei Verbesserungen

Die befragten Arbeiter klagten über Missachtungen von Gesundheits- und Sicherheitsstandards sowie Einschränkungen von Meinungs- und Bewegungsfreiheit. Auch Kinderarbeit, Diskriminierung von Geschlechtern und unfaire Bezahlung seien große Probleme. Überraschend gut schnitten in der Studie Fabriken und Mühlen ab, da sie auf Innovationen wie Automatisierung setzen, die Arbeitsbedingungen verbessern können. Sie würden auch kostenlose Transporte für Arbeiter anbieten und teilweise ihre Fertigungsbetriebe möglichst in die Nähe ihrer Wohnorte verlegen.

"Marken müssen lokale Unternehmen dabei unterstützen, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Hersteller dürfen nicht, wie es zu oft der Fall ist, von der Nachfrage durch Konsumenten erdrückt und zu unlauteren Praktiken getrieben werden", meint Crane. Er fordert eine eigene Task-Force in der Region Tamil Nadu, um die Arbeit von Herstellern stärker zu kontrollieren.

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