pte20191230005 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Rückblick 19: Brexit und Konjunkturschwäche

Zinspolitik der EZB frustriert Sparer - Kryptowährungen und Wert der Umwelt oft im Gerede


Unendliche Brexit-Story belastete die Wirtschaft (Foto: MasterTux, pixabay.com)
Unendliche Brexit-Story belastete die Wirtschaft (Foto: MasterTux, pixabay.com)

Wien (pte005/30.12.2019/10:30) Was lange währt, wird endlich gut - darauf zumindest dürfte die globale Wirtschaft hoffen, nachdem auch das Jahr 2019 vom noch nicht vollzogenen Brexit überschattet war. Dieser und der amerikanisch-chinesische Handelszwist haben zu einer schwachen Konjunktur beigetragen, die unter anderem Auto- und Maschinenbauer auf die Probe gestellt haben. Anhaltende Negativzinsen trieben indes Bundesbürger zum Bargeld, während Kryptowährungen nur eine von vielen potenziell teuren Gefahren für die Umwelt darstellen.

Langes Brexit-Rätselraten

Kommendes Jahr wird Großbritannien die EU tatsächlich verlassen - das scheint nach Boris Johnsons Erdrutschsieg bei den britischen Parlamentswahlen nun endlich sicher. Unklar bleibt aber wie schon 2019, was das für die britische Wirtschaft letztlich bedeuten wird. Rezessionsängste gehen um, das Institute for Fiscal Studies warnt, dass speziell ein No-Deal-Brexit zu einer Schuldenexplosion führen könnte (siehe: http://pte.com/news/20191008016 ). Allgemein fürchten besonders KMUs die möglichen Auswirkungen eines harten Brexits (siehe: http://pte.com/news/20190329035 ), gerade die britischen Industrieregionen könnten Prognosen zufolge besonders unter den Folgen leiden (siehe: http://pte.com/news/20190924002 ).

Klar ist hingegen, dass schon das ewige Brexit-Schreckgespenst an sich der britischen Wirtschaft längst zugesetzt hat. Das ist besonders in der Stahlindustrie deutlich geworden. Hier hat Tata Steel den Abbau von 1.000 Stellen angekündigt (siehe: http://pte.com/news/20190924002 ), während British Steel in die Insolvenz geschlittert ist. Auch der Handel mit Deutschland hat bereits real gelitten (siehe: http://pte.com/news/20190723023 ), doch immerhin kann sich Frankfurt darüber freuen, dass die Brexit-Angst Banken an den Main lockt (siehe: http://pte.com/news/20191001025 ).

Harte Zeiten für Autobauer

Ganz allgemein zählt der Brexit neben dem anhaltenden Handelskrieg zwischen China und den USA zu den wirtschaftspolitischen Unwegbarkeiten, aufgrund derer Mercedes-Benz schon im Februar ein schweres Jahr für die Automobilbranche erwartet hat (siehe: http://pte.com/news/20190211017 ). Tatsächlich scheinen diese Faktoren Umsatzrückgänge wie beim Zulieferer ZF Friedrichshafen oder Gewinneinbrüche wie bei Volvo (siehe: http://pte.com/news/20190718016 ) zumindest mitbedingt zu haben.

Doch haben im späteren Jahresverlauf steigende Absätze gerade in China und den USA zu Positivmeldungen bei Porsche und BMW geführt. Die Bayern konnten damit sogar rückläufige Verkäufe in Europa überkompensieren (siehe: http://pte.com/news/20191206007 ). Die Volkswagen AG hat letztlich sogar deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen für 2019 gemeldet, obwohl ihr der Diesel-Skandal immer noch zu schaffen macht (siehe: http://pte.com/news/20191030017 ) - zuletzt auch in Form einer Klage wegen Verstößen gegen Umweltschutzgesetze in Kanada.

Schwache Konjunktur

Freilich ist die Automobilbranche nicht die einzige, die mit einer insgesamt eher schwachen Konjunktur zu kämpfen hatte. In Deutschland war etwa der Maschinenbau im ersten Halbjahr mit einer ständig sinkenden Auftragslage konfrontiert (siehe: http://pte.com/news/20190605017 ). Zuletzt gab es einzelne positive Nachrichten wie ein im Jahresvergleich gutes drittes Quartal beim Industriekonzern GEA (siehe: http://pte.com/news/20191025009 ), doch insgesamt war es auch für diese Branche ein eher mühseliges Jahr.

Die Europäische Zentralbank versucht indes weiter, mit einer umstrittenen Negativzins-Politik die Konjunktur anzukurbeln (siehe: http://pte.com/news/20190911010 ), was für Endkunden letztlich wenig erfreulich ist. Denn damit verbunden sind auch anhaltend niedrige Zinsen auf Erspartes, was das Vertrauen in Banken senkt. Deshalb horten Bundesbürger laut Deutscher Bundesbank mittlerweile 235 Mrd. Euro an Bargeld (siehe: http://pte.com/news/20191129014 ). Mit dem Dammbruch bei Negativzinsen ab dem ersten Euro auch für Privatkunden dürfte dieser Betrag weiter steigen.

Kryptische Alternative

Wer dem klassischen Geldsystem nicht mehr vertraut, könnte sein Heil natürlich in Kryptowährungen wie Bitcoin suchen. Allerdings sind diese vielen Menschen schlichtweg zu kompliziert (siehe: http://pte.com/news/20190624005 ) und angesichts wilder Kursschwankungen letztlich eher etwas für Anleger, die vor allem den Nervenkitzel suchen (siehe: http://pte.com/news/20191016002 ). Für den sorgen indes nicht nur Kursrisiken, sondern auch Cyber-Kriminelle, für die der Betrug rund um Kryptowährungen ein Milliardengeschäft ist (siehe: http://pte.com/news/20190816014 ).

Gerade Bitcoin hat zudem aufgrund eines irrsinnigen Stromverbrauchs mit einem Nachhaltigkeitsproblem zu kämpfen, das mit erneuerbaren Energien nicht zu lösen ist (siehe: http://pte.com/news/20190318013 ). Die Erneuerbaren selbst wiederum stehen vor Problemen, sodass die Energiewende ins Stocken geraten könnte. Denn die aktuelle Ausschreibepraxis in Deutschland ist Experten zufolge ein gravierendes Hindernis für den Windkraftausbau (siehe: http://pte.com/news/20191112029 ).

Wirtschaftsfaktor Umwelt

Dabei hofft beispielsweise Tesla auf das große Geschäft mit der Umwelt. Akku-Megaanlagen sollen als Alternative zu Erdgas-Spitzenlastkraftwerken punkten (siehe: http://pte.com/news/20190730017 ) - was freilich nur dann wirklich etwas bringt, wenn auch genug Strom aus Erneuerbaren anfällt. Der Schutz der Umwelt ist indes auch für Branchen wichtig, die oft nicht so sehr daran denken - etwa den Tourismus, der Heimat-Klischees braucht, inklusive genug unberührter Natur (siehe: http://pte.com/news/20190419014 ).

Doch nach wie vor kommt die Umwelt oft unter die Räder der Gier, beispielsweise in Form wilder Elektroschrott-Deponien oder illegaler Regenwald-Rodungen. Solche und andere Formen der transnationalen Umweltkriminalität kosten die Weltwirtschaft einer Studie zufolge bis zu 259 Mrd. Dollar im Jahr (siehe: http://pte.com/news/20190814003 ). Dies einfach zu ignorieren, dürfte die nachhaltige Entwicklung auf Jahrzehnte unterminieren.

(Ende)
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