pte20200130002 Medien/Kommunikation, Auto/Verkehr

Fußgänger in Unfallberichten oft Sündenböcke

Bei medialer Wortwahl führt zu starker Fokus auf Opfern zur falschen Schuldzuweisung


Unfall: Fußgänger oft Sündenböcke (Foto: pixabay.com, maxmann)
Unfall: Fußgänger oft Sündenböcke (Foto: pixabay.com, maxmann)

College Station/Frankfurt am Main (pte002/30.01.2020/06:05) Journalistische Berichterstattung über Verkehrsunfälle mit Fußgängern darf sich nicht zu sehr auf diese konzentrieren. Denn ihnen wird sonst häufig die Schuld pauschal zugeschoben. Stattdessen sollte deutlich gemacht werden, dass Fußgänger öfter in Unfälle verwickelt sind, um für die Leser mehr Kontext zu schaffen. Das ergibt eine Studie der Texas A&M University http://tamu.edu .

"Beide tragen Verantwortung"

"Sowohl Fußgänger als auch Autofahrer müssen Verantwortung tragen. Die Straßenverkehrsordnung verlangt von beiden Parteien Vorsicht. Allerdings sind Autofahrer bei Unfällen deutlich weniger gefährdet als Fußgänger, da sie durch diverse Sicherheitsvorrichtungen geschützt sind. Wer von beiden die Schuld trägt, hängt ganz von den Umständen des Unfalls ab", erläutert Herbert Engelmohr, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland http://avd.de , gegenüber pressetext.

Die Forscher haben eine Befragung unter 999 US-Amerikanern durchgeführt. Sie zeigten ihnen jeweils einen von drei Zeitungsartikeln, die einen Unfall behandelten. In einem davon stand der betroffene Fußgänger im Mittelpunkt, eine Formulierung daraus lautete: "Ein Fußgänger wurde von einem Auto erfasst." Der zweite Artikel dagegen konzentrierte sich eher auf den Fahrer des Autos. "Der Fahrer erfasste den Fußgänger", hieß es darin. In der dritten Meldung waren zusätzlich zum Fokus auf den Fahrer auch allgemeine Informationen über Unfälle mit Fußgängern enthalten.

Fokus bestimmt Schuldzuweisung

Studienteilnehmer, die den dritten Artikel lasen, neigten in der anschließenden Befragung deutlich weniger zu Schuldzuweisungen als die beiden anderen Gruppen. Die Leser der auf den Fußgänger fokussierten Meldung sahen die Schuld weniger beim Autofahrer als beim Fußgänger. Der auf den Autofahrer konzentrierte Artikel löste die meisten Schuldzuweisungen in dessen Richtung aus. Außerdem forderten die Leser dieses Artikels die höchsten Strafen für den Fahrer.

Einer früheren Studie der Texas A&M University zufolge liegt der Fokus bei der US-Berichterstattung zu 73 Prozent auf den betroffenen Fußgängern. Tara Goddard, Leiterin der aktuellen Studie, sieht es als "ethische Pflicht" von Journalisten, verantwortungsbewusster über Verkehrsunfälle zu berichten und bei Formulierungen mehr Vorsicht walten zu lassen, um Schuldzuweisungen zu verhindern.

(Ende)
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