Depressionen: Ketamin revolutioniert Therapie
Hilfe für resistente Patienten - Kanadische Forscher identifizieren entscheidende Proteine
Depression: Hoffnung auf neue Medikamente (Foto: unsplash.com, Stefano Pollio) |
Montreal (pte001/18.12.2020/06:00) Die für die Gedächtnisbildung entscheidende Protein-Gruppe 4E-BPs ist laut einer Studie dreier kanadischer Universitäten der Schlüssel für die Freisetzung der antidepressiven Wirkung von Ketamin im Gehirn. Diese Entdeckung könnte zu besseren und sichereren Therapien für Patienten führen, die unter schweren Depressionen leiden. Die Forschungsergebnisse wurden in "Nature" veröffentlicht.
Wirkung binnen Stunden
Derzeit sind über 30 Prozent der Depressiven gegen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und damit gegen die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva resistent. Die Entwicklung einer wirksamen Behandlung für schwere depressive Störungen gilt damit als eine große Herausforderung.
Ursprünglich wurde Ketamin als Narkosemittel und zur Schmerzlinderung zugelassen. 2019 wurde das Medikament zur Behandlung von Patienten mit schweren Depressionen freigegeben, die therapieresistent sind. Anders als bei Standard-Antidepressiva, bei denen es mehrere Wochen dauern kann, bis sie wirken, schlägt Ketamin binnen wenigen Stunden an. Bis jetzt war jedoch nur wenig über den molekularen Mechanismus bekannt, der die antidepressive Wirkung im Gehirn auslöst.
Proteinsynthese als Schlüssel
Forscher der McGill University http://mcgill.ca , der Université de Montréal http://umontreal.ca und der Carleton University http://carleton.ca haben die Wirkung von Ketamin auf das Verhalten und die neuronale Aktivität von Mäusen untersucht. Mit Werkzeugen der Gentechnik wurden Proteine von spezifischen Gehirnzellen entfernt. Ergebnis: Ketamin konnte beim Fehlen von 4E-BPs vor allem in den Neuronen des Gehirns seine Wirkung nicht entfalten. 4E-BPs agieren als Schalter, um den Vorgang der Proteinsynthese ein- oder auszuschalten. Dieser Vorgang ist ein entscheidender Bestandteil der Gedächtnisbildung.
Die Forscher haben die Rolle der 4E-BPs auf die Wirkung von Ketamin bei zwei wichtigen Arten von Neuronen untersucht. Konkret handelte es sich um die erregenden Neuronen, die in bestimmten Bereichen des Gehirns den Großteil ausmachen und die hemmenden Neuronen, die die erregenden Neuronen kontrollieren und wichtige Auswirkungen auf das Verhalten haben. Laut Co-Autor Jean-Claude Lacaille hatte man erwartet, dass die 4E-BPs nur bei den erregenden Zellen wichtig sein würden. Es reichte jedoch aus, die 4E-BPs von den hemmenden Zellen zu entfernen, um die Wirkung von Ketamin zu blockieren. Nun soll untersucht werden, ob Männer und Frauen unterschiedlich auf Ketamin reagieren.
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