IHS-Studie: Wirkung von nachhaltigen Investments in der betrieblichen Altersvorsorge
Förderung von "grüner Pensionsvorsorge" hätte einen positiven Effekt
Wien (pts018/11.01.2021/12:50) In einer neuen Studie untersucht das Institut für Höhere Studien (IHS) die Wirkung von nachhaltigen Investments (ESG-Investments) im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Der Fokus dabei liegt auf "grünen Investments", deren Bedeutung weiter zunehmen wird. Ein Ausbau der grünen Investments in der betrieblichen Altersvorsorge fördert den Umbau zu einer klimafreundlichen Wirtschaft in Österreich. Gleichzeitig kann eine Steigerung der grünen Investments dazu beitragen, dass potentielle Strafzahlungen Österreichs bei einer Verfehlung der Klimaziele fällig werden.
Durch die Corona-Pandemie überlagert, zeigt sich dennoch, dass die Finanzmärkte einen substanziellen Strukturwandel erfahren. "Neben Rendite und Risiko sind mittlerweile für viele Anlegerinnen und Anleger auch nachhaltige Aspekte relevant. Auch für die Altersvorsorge spielen nachhaltige Investments zunehmend eine wichtige Rolle, wie wir in der vorliegenden Studie zur betrieblichen Altersvorsorge feststellen konnten", erklärt Prof. Martin Kocher, hier noch in seiner Funktion als Direktor des Instituts für Höhere Studien. Der Aktionsplan "Finanzierung nachhaltigen Wachstums" der Europäischen Union sieht die Einführung eines einheitlichen EU-Klassifikationssystems für grüne Tätigkeiten vor, die wohl ganz generell zu einer noch stärkeren Berücksichtigung von grünen Investitionen führen wird.
ESG-Investments können ein Vorteil für die Investierenden sein
Schon heute setzen Pensions- und Vorsorgekassen in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich zunehmend stärker auf nachhaltige Investments. Die empirischen Ergebnisse der Studie hinsichtlich Rendite und Risiko von ESG-Investments zeigen auf, dass ESG-Investments keinen Nachteil für die Investierenden bedeuten müssen, sondern ein Vorteil sein können. Die vorliegende Studie versucht, die externen Effekte, die durch ESG-Investments entstehen, in die Renditen miteinzubeziehen. Die empirische Analyse erfolgte am Beispiel der Portefeuilles des heimischen Marktführers bei den Vorsorge- und Pensionskassen, der VBV-Gruppe. Dabei wurde auch der CO2-Fußabdruck der VBV entsprechend berücksichtigt.
"Wir sind als Pionier in Sachen nachhaltiger, ertragreicher Veranlagung seit 2002 aktiv. Damals wurden bereits die ersten nachhaltigen Aktienfonds für die VBV gegründet. Wir zeigen auch eindrucksvoll, dass sich Nachhaltigkeit für unsere Kunden rechnet. Zum Beispiel unsere Vorsorgekasse, die seit Beginn auf nachhaltige Investments setzt, hat laut unabhängigen Marktforschern das beste Ergebnis aller seit 2003 aktiven Vorsorgekassen", erklärt Mag. Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe.
Investments der Pensions- und Vorsorgekassen unterstützen den nötigen klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft
Unabhängig vom Ertrag gibt es zusätzliche Argumente für die verstärkte Berücksichtigung von grünen Investments durch die österreichischen Pensions- und Vorsorgekassen. So könnte eine (noch) stärkere Berücksichtigung von grünen Investments in Österreich, aber auch in anderen Ländern, den nötigen Umbau der Wirtschaft weg von potenziell umwelt- und klimaschädlichen Aktivitäten unterstützen. Zudem können die Investments einen Beitrag zur Reduktion bzw. Verhinderung möglicher Strafzahlungen leisten, die Österreich bei einer Verfehlung der Klimaziele drohen.
"Aus den theoretischen und empirischen Ergebnissen unserer Studie ergeben sich Handlungsempfehlungen bezüglich einer Förderung von grünen Investitionen in der betrieblichen Altersvorsorge. Eine Förderung von umwelt- und klimarelevanten Investitionen in der betrieblichen Altersvorsorge erscheint jedenfalls sinnvoll", erklärt Prof. Kocher.
Vorschlag für "grüne Pensionsvorsorge"
Der Fokus der Studie liegt primär auf den Pensionskassen, die zurzeit etwa 25 Milliarden Euro veranlagen. Beiträge zu den Pensionskassen werden von ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen geleistet. Seit langem wird über eine mögliche steuerliche Befreiung der Beiträge der ArbeitnehmerInnen zu den Pensionskassen diskutiert. Internationale Organisationen, wie die Europäische Union oder die OECD, favorisieren das sogenannte EET-Prinzip, in dessen Rahmen Beiträge und Anlageerträge in der Ansparphase von der Besteuerung befreit sind und die Steuer in der Auszahlungsphase anfällt. Man könnte - in Analogie zur Investitionsprämie - die Beiträge der ArbeitnehmerInnen zu jenen Veranlagungsgemeinschaften steuerlich befreien oder steuerlich begünstigen, die eine gewisse Grenze an grünen Investitionen überschreiten.
Eine solche "grüne Pensionsvorsorge" könnte durch "grüne Veranlagungsgemeinschaften" bei den Pensionskassen unterlegt werden. Dies würde ein Optieren von ArbeitnehmerInnen in die grünen Veranlagungsgemeinschaften erlauben und damit die Steuerbefreiung oder -begünstigung auslösen. Die Meldung durch die Pensionskassen an die Finanzämter wäre dabei verwaltungstechnisch einfach. Mit dem Wechsel der Arbeitnehmerin bzw. des Arbeitnehmers in die grüne Veranlagungsgemeinschaft würden automatisch auch die Beiträge der Arbeitgeber in diese Veranlagungsgemeinschaft erfolgen. Dies könnte womöglich auch über das bestehende "Lebensphasenmodell" der Pensionskassen bewerkstelligt werden. Wie auch andernorts besprochen, wäre eine Prämienregel für BezieherInnen kleiner Einkommen überlegenswert, da diese nicht von einem Steuervorteil profitieren würden.
"Grüne Pension": positiv für Wirtschaftsleistung und Umwelt
"Die öffentliche Hand müsste zwar in der Gegenwart auf Steuereinnahmen verzichten, würde aber in der Zukunft höhere Steuereinnahmen lukrieren. Eine Vorgängerstudie hat gezeigt, dass bei einem vergleichbaren Ansatz die wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse positiv ausfällt, da die positiven direkten, indirekten und induzierten Effekte die Kosten für die öffentliche Hand übersteigen. Die "grüne Pensionsvorsorge" würde daher - neben den positiven Effekten auf die Vorsorge - aller Voraussicht nach zu einer "doppelten Dividende" für die Gesamtwirtschaft führen: zu einem positiven Effekt auf die Wirtschaftsleistung und einem positiven Umwelteffekt", erklärt Prof. Kocher.
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