Natürliche Folie hält Lebensmittel frisch
Finnische Forscher verleihen neuer Entwicklung "Thermocell" thermoplastische Eigenschaften
"Thermocell"-Frischhaltefolie bei der Produktion (Foto: vttresearch.com) |
Helsinki (pte002/29.01.2021/06:05)
Cellophan, auch Knisterfolie und Cellulosehydrat genannt, ist vor gut 100 Jahren erfunden worden. Jetzt erlebt der Kunststoff aus Zellulose, dem fasrigen Anteil des Holzes, eine Renaissance, allerdings in aufgehübschter Form. Während Cellophan eher spröde ist, allerdings ohne beim Knicken zu reißen, ähnelt das neue Material modernen Kunststofffolien, die für Verpackungszwecke genutzt werden. Das Geheimnis: VTT Technical Research Centre of Finland, das größte finnische Forschungszentrum, hat das neue Material aus Cellulose und Fettsäuren so modifiziert, dass daraus anschmiegsamen Folien hergestellt werden zum Einhüllen von Lebensmitteln hergestellt werden können. Dazu wird das Rohmaterial erhitzt, sodass sich ein Brei bildet, der etwa durch Extrudieren in Form gebracht werden kann. VTT testet den natürlichen Kunststoff, den die Forscher Thermocell nennen, jetzt gemeinsam mit der Lebensmittelindustrie, darunter der auch in Deutschland bekannte Milchverarbeiter Arla.
[b]Cellulose ist ein natürliches Polymer[/b]
Cellulose besteht wie Kunststoffe, die aus Erdöl hergestellt werden, aus langkettigen Molekülen, die miteinander verflochten sind, es sind natürliche Polymere. In Kombination mit ebenso natürlichen Fettsäuren wird daraus ein Thermoplast, der sich beliebig formen lässt. Er kann auch zur Beschichtung von Pappe eingesetzt werden, etwa in Verpackungskartons, die derzeit fossile Kunststoffe enthalten, um sie abzudichten. Selbst für den 3D-Druck ist das Material geeignet, wenn es breiförmig ist.
„Unser Ziel ist es zu zeigen, dass Thermocell-Folien im industriellen Maßstab mit denselben Maschinen hergestellt werden können, die auch für herkömmliche Kunststofffolien verwendet werden, mit Merkmalen, die den Anforderungen der Lebensmittelindustrie entsprechen", sagt Jarmo Ropponen, Leiter des Forschungsteams bei VTT.
[b]Mindestens fünfmal recycelbar[/b]
Ropponen und sein Team verkürzen de Molekülketten der Cellulose, bevor sie Fettsäuren dazugeben. Das führt zu thermoplastischen Eigenschaften des Materials. Gleichzeitig sind daraus hergestellte Folien oder anders geformte Produkte wasserbeständiger. Zudem lassen sich Beutel, die daraus hergestellt werden, durch Hitze verschließen. Noch sind die Folien aus Thermocell mit 100 Mikrometern doppelt so dick wie die aus Erdöl. Wenn sie konkurrenzfähig werden sollen müssen sie noch dünner werden, dabei aber ihre mechanischen Eigenschaften beibehalten.
Fürs Recycling müssen sich die Forscher noch etwas einfallen lassen, es ist zwar problemlos möglich, aber nur, wenn der natürliche Kunststoff sortenrein ist. Dann kann er mindestens fünfmal umgeschmolzen werden.
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