pts20221025024 Medizin/Wellness

Modernes Therapiemanagement des Lungenkarzinoms

Verbesserte Behandlungsergebnisse dank innovativer Strategien


Wien (pts024/25.10.2022/13:50)

Lungenkrebs ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) die häufigste Tumorerkrankung weltweit, allein in Österreich sterben jährlich knapp 4.000 Menschen mit dieser Diagnose. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden allerdings bahnbrechende Fortschritte in der Behandlung vieler Lungenkrebs-Formen erzielt. Dadurch konnten die Überlebenszeit und die Lebensqualität von Betroffenen maßgeblich verbessert werden.

Stellenwert der Biomarker

"Einen zentralen Anteil an den Verbesserungen hat die Identifizierung verschiedener Biomarker, welche detaillierte Informationen über das Tumorgewebe liefern", berichtet OÄ Dr. Dagmar Krenbek, Institut für Pathologie und Bakteriologie, Klinik Floridsdorf. Dabei handelt es sich um bestimmte Strukturen wie Rezeptoren im Tumor oder Mutationen im Tumorerbgut. Ihre Bestimmung bietet die Grundlage für eine selektive Therapieplanung. Denn sie erlaubt eine individuelle Prognose darüber, welche Substanz mit hoher Wahrscheinlichkeit die beste Wirkung erreichen kann. Dadurch gelingt es auch immer besser, Patient:innen nebenwirkungsreichere Behandlungen zu ersparen.

In Österreich wird mittlerweile bei neu diagnostizierten Lungenkarzinomen eine reflektorische Biomarkertestung ("Reflextestung") durch die Pathologien durchgeführt. Die Ergebnisse werden im integrierten pathologischen Befund automatisch an die Pulmoonkolog:innen und klinischen Onkolog:innen übermittelt, ohne dass diese extra einen molekularbiologischen Test anfordern müssen. Für dieses Procedere der flächendeckenden reflektorischen Testung, durch das mindestens eine Woche Zeit vor einer Therapieentscheidung gewonnen wird, wird Österreich international beneidet. Durch enge multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pathologie und Klinik sowie im Rahmen eines Tumorboards können Patient:innen rasch und richtig behandelt werden.

Das Therapiespektrum bei Lungenkrebs hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Bis vor rund zehn Jahren standen für fortgeschrittene Stadien ausschließlich Chemotherapien zur Verfügung. Mittlerweile kommen zunehmend auch Immuntherapie und zielgerichtete Therapie zum Einsatz.

Immuntherapie

Die Immuntherapie stellt bereits seit einigen Jahren eine wichtige Säule in der Behandlung von Lungenkrebs-Patient:innen dar. Dabei wird mittels bestimmter Substanzen - sogenannter Checkpoint-Inhibitoren - das körpereigene Immunsystem reaktiviert bzw. dem Tumor seine Art Tarnkappe genommen werden, damit er vom Immunsystem als schädlich erkannt und bekämpft werden kann. "Zunächst wurde das Therapiekonzept im metastasierten Setting, also bei unheilbaren Patient:innen, getestet", so Ap.Prof. Priv.-Doz. DDr. Barbara Kiesewetter-Wiederkehr, Univ.-Klinik für Innere Medizin 1, Klinische Abteilung für Onkologie. "Mittlerweile belegen immer mehr Studiendaten und klinische Erfahrungen die Effektivität der Immuntherapie - und zwar auch in früheren Krankheitsstadien. Dieser Benefit wird zunehmend auch durch Langzeitdaten bestätigt."

Zielgerichtete Therapie

"Durch Einführung moderner zielgerichteter Substanzen konnten sowohl die Behandlungsergebnisse als auch die Verträglichkeit deutlich verbessert werden", betont OA Dr. Maximilian Hochmair, Leiter der onkologischen Tagesambulanz/Tagesklinik, Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie Krankenhaus Nord-Klinik Floridsdorf. Mittlerweile ist eine Vielzahl von sogenannten Targets bekannt, z.B. Mutationen an EGFR, KRAS-, ALK-, ROS1-Rezeptor, NTRK oder RET. Bei 60 Prozent der westlichen Bevölkerung kann bereits ein Target bestimmt werden, für einen Großteil dieser Targets wurde mittlerweile eine Therapie entwickelt. Das bedeutet, dass aktuell rund 40 bis 50 Prozent der Patient:innen eine maßgeschneiderte Behandlung angeboten werden kann.

In den letzten Jahren wird zunehmend dazu übergegangen, Therapien, die früher dem Stadium IV vorbehalten waren, bereits in früheren Stadien anzuwenden. Beispielsweise wird bei EGFR-Mutation eine zielgerichtete Therapie nun auch nach einer Operation eingesetzt. Aktuelle Studien laufen zur Anwendung auch vor Operationen. Insgesamt geht also der Trend dahin, moderne Substanzen auch in frühere Therapielinien zu integrieren.

Krankengeschichte gibt Hoffnung

Kerstin Schumitsch ist eine jener Menschen, die bereits von den innovativen Behandlungsmöglichkeiten in eindrucksvoller Weise profitiert haben. Bei der Nichtraucherin wurde im März 2017 metastasierter Lungenkrebs festgestellt. Sie war damals gerade einmal 30 Jahre alt und Mutter zweier Kinder. Zunächst erhielt sie eine sehr belastende Chemotherapie, die aufgrund starker Nebenwirkungen im August 2018 auf eigenen Wunsch abgesetzt wurde. Anfang 2019 kam es zu einem Wiederaufflammen der Krankheitsaktivität. Nach einer erneuten Gewebeentnahme ging es der jungen Patientin sehr schlecht. Sie litt unter Atemnot, hustete Blut, war völlig entkräftet und musste stationär aufgenommen werden.

Auf Basis einer Biomarker-Testung wurde im Mai 2019 mit einer innovativen zielgerichteten Therapie zum Schlucken begonnen. Bereits nach wenigen Tagen ging es Frau Schumitz deutlich besser. Sie konnte das Krankenhaus verlassen und bereits wenig später mit ihren Kindern Radfahren gehen. Seither ist sie unter laufender Behandlung beschwerdefrei, kann ihren Alltagsaktivitäten nachgehen und ihre Kinder problemlos versorgen. Die mittlerweile 35-Jährige hat wieder neuen Lebensmut gefasst und möchte mit ihrer Geschichte anderen Menschen Mut machen: "Nicht aufgeben! Ein gutes Leben mit Krebs ist möglich", lautet die Botschaft von Kerstin Schumitsch.

Awareness-Monat Lungenkrebs: Vortragsabend am 28. November

Krebstherapien werden laufend vielfältiger und immer komplexer. "Die Aufklärung und Information über Wirkmechanismen, mögliche Nebenwirkungen und potenzielle Anwendungsgebiete wird zunehmend aufwändiger", stellt Univ.-Prof. Dr. Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des AKH Wien, Präsidentin des Vereins "Leben mit Krebs", fest. Diese Organisation übernimmt daher eine wichtige Rolle in der Wissensvermittlung für Betroffene, Angehörige und medizinische Berufsgruppen.

In diesem Sinne findet am Montag, 28. November, von 17 bis zirka 19 Uhr (Einlass: 16.30 Uhr) im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn eine Informationsveranstaltung für Interessierte zum Thema Lungenkrebs statt. Namhafte Expert:innen werden neueste Erkenntnisse zu Themen wie Biomarker-Testung sowie Immun- und zielgerichtete Therapie präsentieren und im Anschluss für Fragen zur Verfügung stehen.

Anmeldung erforderlich unter: https://bit.ly/LebenmitKrebs-Lungcancer

Für all jene, die nicht vor Ort teilnehmen können, wird es einen Livestream geben.

Seit vielen Jahren ist "Leben mit Krebs" dazu übergegangen, Aufzeichnungen der Vorträge allgemein zugänglich auf die Website zu stellen. Dies ermöglicht es Interessent:innen, die Inhalte in Ruhe zu Hause nachzuhören.

Weitere Infos: http://www.leben-mit-krebs.at

Presseunterlagen (inklusive Pressebilder) zum Download: https://bit.ly/pk-lungenkarzinom22

(Ende)
Aussender: Hennrich.PR
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