pte20240612003 Kultur/Lifestyle, Bildung/Karriere

Scheitern führt doch nicht zum Erfolg

Erhebung der American Psychological Association widerlegt uralten Glauben wissenschaftlich


Abwärtstrend: Dieser kehrt sich nicht automatisch um (Foto: apa.org)
Abwärtstrend: Dieser kehrt sich nicht automatisch um (Foto: apa.org)

Evanston/Chicago (pte003/12.06.2024/06:00)

Die vermeintliche Weisheit, dass Scheitern zum Erfolg führt, stimmt nicht. Das zeigt eine Studie der American Psychological Association. Dieser weitverbreitete Glaube kann demnach auch schädlich sein. "Die Menschen erwarten, dass Erfolg viel häufiger auf Misserfolg folgt, als dies tatsächlich der Fall ist", so Lauren Eskreis-Winkler von der Northwestern University, die die Untersuchung geleitet hat.

Erhebliche Schätzfehler

Das Team hat elf Experimente mit über 1.800 Teilnehmern durchgeführt und nationale Statistiken mit den Antworten der Teilnehmer verglichen. In einem Experiment überschätzten die Teilnehmer den Prozentsatz der angehenden Krankenschwestern, Anwälte und Lehrer, die Zulassungsprüfungen bestehen, nachdem sie zuvor durchgefallen waren, erheblich.

In anderen Experimenten gingen die Teilnehmer fälschlicherweise davon aus, dass Menschen auf ihre Fehler achten und daraus lernen. Im Feldversuch überschätzten beispielsweise Krankenschwestern, wie viel ihre Kollegen aus einem vergangenen Fehler lernen würden. "Menschen verwechseln oft das, was ist, mit dem, was sein sollte. Die Menschen sollten aufpassen und aus Fehlern lernen. Aber oft tun sie es nicht, weil Fehler demotivierend und für das Selbstbewusstsein bedrohlich sind", so Eskreis-Winkler.

Kranke behalten Lebensstil

"Wenn man den Menschen sagt, dass sie nach einem Misserfolg erfolgreich sein werden, fühlen sie sich vielleicht besser, aber diese Einstellung kann in der Praxis schädliche Folgen haben", so Eskreis-Winkler. In einem Experiment gingen die Teilnehmer davon aus, dass Menschen, bei denen eine Herzkrankheit diagnostiziert worden war, gesünder leben. Doch viele tun das nicht.

"Menschen, die glauben, dass sich Probleme nach dem Scheitern von selbst korrigieren, sind weniger motiviert, anderen zu helfen. Sie glauben doch, dass diese selbst aus dem Schlamassel herausfinden, weil sie an die alte Pseudoweisheit glauben", meint Eskreis-Winkler.

Es könne jedoch sein, dass die Menschen ihre Erwartungen neu kalibrieren, wenn ihnen gesagt würde, dass die These, dass Scheitern zum Erfolg führt, falsch ist. In zwei Experimenten sprachen sich die Teilnehmer eher für die Finanzierung von Reha-Programmen für Ex-Häftlinge und von Drogenbehandlungsprogrammen durch den Steuerzahler aus, als sie von den geringen Erfolgsquoten der Teilnehmer ohne diese Programme erfuhren. "Wenn wir unsere falschen Vorstellungen über das Scheitern korrigieren, könnte dies dazu beitragen, Steuergelder von der Bestrafung auf Rehabilitation und Reformen zu verlagern", sagt Eskreis-Winkler.

(Ende)
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