pte20241002003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Soziale Medien stärken Solidarität in Ukraine

Russlandfeindliche Posts finden laut Erhebung der University of Cambridge weniger Anklang


Yara Kyrychenko entdeckt Überraschendes in den sozialen Medien (Foto: cam.ac.uk)
Yara Kyrychenko entdeckt Überraschendes in den sozialen Medien (Foto: cam.ac.uk)

Cambridge/London (pte003/02.10.2024/06:10)

Beiträge, die die nationale und kulturelle Einheit in einem angegriffenen Land feiern, wie im Falle der Ukraine, erhalten deutlich mehr Online-Engagement als abfällige Beiträge über die Angreifer. Psychologen der University of Cambridge haben 1,6 Mio. Beiträge auf Facebook und X von ukrainischen Nachrichtenagenturen in den sieben Monaten vor dem Einmarsch der russischen Streitkräfte im Februar 2022 und in den darauffolgenden sechs Monaten analysiert.

Kehrtwende nach Invasion

Nach Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion wurden Beiträge, die als Ausdruck ukrainischer "Ingroup-Solidarität" eingestuft wurden, mit 92 Prozent mehr Engagement auf Facebook und 68 Prozent mehr auf Twitter in Verbindung gebracht als ähnliche Beiträge vor dem groß angelegten Angriff Russlands.

Während Beiträge, die Russland angriffen, nach der Invasion auf Facebook ein zusätzliches Engagement von nur einem Prozent erhielten, gab es auf Twitter keinen signifikanten Unterschied. "Pro-ukrainische Stimmung, Phrasen wie 'Ruhm der Ukraine' und Beiträge über ukrainische Militärheldentaten erhielten eine große Anzahl von Likes und Shares, während feindselige Beiträge, die sich gegen Russland richteten, kaum registriert wurden", so Cambridge-Doktorandin Yara Kyrychenko.

Gegenteil von Polarisierung

"Die überwiegende Mehrheit der Forschung zu sozialen Medien verwendet US-Daten, bei denen spaltende Beiträge oft viral gehen, was einige Wissenschaftler zu der Annahme veranlasst, dass diese Plattformen die Polarisierung vorantreiben. In der Ukraine, ein Land, das sich in einer Belagerung befindet, ist das Gegenteil der Fall", so Kyrychenko. Emotionen, die die Identität der Eigengruppe ansprächen, könnten die Moral der Menschen stärken. Diese Emotionen könnten in Zeiten aktiver Bedrohung ansteckender sein und zu mehr Engagement führen.

"Der Kreml versucht seit Langem Zwietracht in der Ukraine zu säen, versteht aber nicht, dass die Maidan-Revolution und der versuchte Einmarsch Russlands die ukrainische Identität nur noch mehr in Richtung nationale Einheit getrieben haben", sagt der Psychologe Jon Roozenbeek, der in Cambridge und am King's College London lehrt und arbeitet.

(Ende)
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