Verfügbarkeit von Medikamenten: Die Schweiz verliert an Boden
Quelle: EFPIA WAIT 2023 (Grafik: Interpharma) |
Basel (pts001/12.06.2024/01:25)
Der Zugang von Patientinnen und Patienten zu teils lebenswichtigen Medikamenten in der Schweiz wird zunehmend schlechter. Der EFPIA Patients W.A.I.T. Indicator unterstreicht, dass die Schweiz bei der Verfügbarkeit von innovativen Medikamenten an Boden verliert. Aus Sicht der forschenden pharmazeutischen Industrie ist der Handlungsbedarf eindeutig: Der Patientenzugang muss dringend beschleunigt und modernisiert werden – die Vorschläge dafür liegen auf dem Tisch des Parlaments.
Der EFPIA Patients WAIT Indicator erstellt jährlich einen europaweiten Vergleich über den Zugang zu Arzneimitteln. Dabei wird u.a. die "Full Rate of Availability", also die standardmässige und breite Vergütung, erhoben. In der Schweiz sind zugelassene Arzneimittel erst dann für alle Patientinnen und Patienten verfügbar, wenn das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Preis verfügt und das Medikament auf die sogenannte Spezialitätenliste (SL) genommen hat.
Nur die Hälfte der in Deutschland vergüteten Medikamente sind für Schweizer Patienten verfügbar
Ein Blick auf die Verfügbarkeit von Medikamenten in der Schweiz im Vergleich zum Ausland zeigt: Nur 48 % der in der EMA zugelassenen Medikamente figurieren in der Schweiz auf der SL. Die Schweiz rutscht damit im internationalen Vergleich nach hinten auf Platz 6. Alleine im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Verschlechterung um sechs Prozentpunkte.
Zudem ist nur etwa die Hälfte (54 %) der in Deutschland vergüteten Medikamente auch in der Schweiz standardmässig auf der SL und damit für alle Patientinnen und Patienten gleichermassen verfügbar. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Verschlechterung um acht Prozentpunkte, wobei der Negativtrend schon seit Jahren ersichtlich ist.
Beschleunigung des Patientenzugangs dringender denn je
Dass die Schweiz ein Problem beim Patientenzugang hat, zeigen auch jährlich von Interpharma erhobene Daten, wonach die Wartezeit zwischen Zulassung und SL-Aufnahme seit 2016 stark angestiegen ist und heute auf einem Allzeithoch von über 300 Tagen steht.
Die WAIT-Studie unterstreicht die Notwendigkeit, den aktuell gültigen, aber veralteten Prozess zur Preisbildung und Vergütung von Medikamenten umfassend zu modernisieren. Denn dieser hinkt dem medizinischen Fortschritt seit Jahren hinterher. Interpharma hat Lösungswege skizziert, welche nun im Rahmen der Beratungen zum Kostendämpfungspaket 2 behandelt werden: So soll der rückvergütete Innovationszugang den Prozess verbessern, indem ein Medikament ab dem Tag der Zulassung für Patientinnen und Patienten verfügbar ist und zu einem provisorischen Preis vergütet wird.
Interpharma erwartet von BAG, Krankenkassenverbänden und dem Parlament, dass die massiven Probleme beim Patientenzugang nun gemeinsam ernsthaft angepackt werden.
René Buholzer, Geschäftsführer von Interpharma, hält fest: "Die WAIT-Studie bestätigt einmal mehr: Der Zugang der Schweizer Patientinnen und Patienten zu innovativen Arzneimitteln in der Schweiz wird schlechter. Es ist für ein Gesundheitswesen wie das der Schweiz inakzeptabel, bei der Verfügbarkeit von Arzneimitteln nicht mit Ländern wie Deutschland mithalten zu können. Soll unser Gesundheitsversorgung weiterhin qualitativ stark bleiben, muss die Politik jetzt rasch die veralteten Prozesse modernisieren. Ansonsten bleiben immer mehr Patientinnen und Patienten auf der Strecke."
Bildlegende: Verfügbarkeit von Arzneimitteln in Deutschland und der Schweiz. Lesebeispiel: Von den von der EMA total 167 zugelassenen Arzneimitteln im Jahr 2023 waren in Deutschland 87 % voll verfügbar, in der Schweiz nur 48 %. (Definition: voll verfügbar via Spezialitätenliste / teilweise verfügbar via KVV Art. 71a,b / nicht verfügbar heisst, nicht von Swissmedic zugelassen).
Quellen:
2024 Patient W.A.I.T. Indicator
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