Verifizierte X-User begünstigen Polarisierung
Große Zugänglichkeit kann laut George Mason University zur Manipulation des Einzelnen führen
Touchpoint: Einfluss verifizierter User sollte nicht unterschätzt werden (Foto: pixabay.com, geralt) |
Fairfax (pte002/24.10.2024/06:05)
Verifizierte X-User, deren Postings von den Algorithmen der Plattform vorrangig behandelt werden, führen oft zur verstärkten Polarisierung und begünstigen die Bildung von Echokammern. Das haben Forscher der George Mason University in einer Modellierungsstudie nachgewiesen. Das seit 2022 bestehende Verifizierungssystem könnte dazu führen, dass es von Mitgliedern genutzt wird, die die Meinung von anderen Menschen manipulieren wollen. Die in "iScience" publizierten Ergebnisse haben den Experten nach eine Relevanz für andere Social-Media-Plattformen.
Verifizierte erreichen mehr
"Unsere Forschungsergebnisse bestätigen die Vermutung, dass Ideologen und verifizierte User bei der Gestaltung des Informationsflusses und der Meinungen innerhalb des sozialen Netzwerks eine entscheidende Rolle spielen", so Erstautor Henrique Ferraz de Arruda. Verifizierte User könnten mehr Menschen erreichen und hätten damit auch erheblichen Einfluss auf die Bildung und Verstärkung von Echokammern.
Bei diesen Echokammern handelt es sich um eine Verlagerung der öffentlichen Kommunikation in einzelne, voneinander isolierte Bereiche. Einseitige Perspektiven werden so gegenseitig verstärkt, anderslautende Meinungen finden immer weniger Beachtung. Die tatsächlichen Auswirkungen wurden bisher nicht genau erforscht. Verantwortlich dafür ist, dass die Plattform Forschern nicht länger Zugang zu ihren Daten gewährt.
Daher nutzten die Forscher eine Computersimulation, wie User Mitteilungen auf Social-Media-Plattformen posten und erhalten. Innerhalb des Modells wurde die Zahl der verifizierten User justiert und auch variiert, wie stur diese Personen an ihren Meinungen festhielten. Es gelang nachzuweisen, dass verifizierte User einen Konsens ermöglichen können. Das ist allerdings nur dann machbar, wenn sie in Hinblick auf ihre Meinungen nicht zu festgefahren sind. Handelt es sich bei den verifizierten Usern allerdings um Ideologen mit festgefahrenen Meinungen, die sich auch verbreiten wollen, dann kann ihre Anwesenheit eine Polarisation vorantreiben. Verifizierte Ideologen mit extremen Ansichten lösen eher Echokammern aus.
Zentristen ebenfalls einflussreich
Im Gegensatz dazu führt die Präsenz von verifizierten zentristischen Ideologen zur Verringerung der Polarisation. Sture, aber nicht verifizierte Zentristen treiben zwar die Polarisierung in der Regel voran, es kommt dabei jedoch nur selten zur Entstehung von Echokammern. Laut Arruda können sogar zentristische Ideologen, die an der Oberfläche als mäßigende Kraft erscheinen, ebenfalls eine erhebliche Auswirkung auf die Meinungsdynamik haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ihr Auftreten zahlreich genug ist. Diese Unterschiede wurden durch sich verändernder Verbindungen innerhalb des Netzwerks gesteuert, also grundsätzlich dadurch, wie User anderen Usern folgten oder nicht mehr folgten.
Wird, so Arruda, die Zahl von Ideologen innerhalb des Netzwerks ausreichend groß, dann wird, unabhängig von ihren zentristischen oder extremen Verhaltensweisen, ein bedeutender Anteil der ausgetauschten Nachrichten von diesen einflussreichen Usern entweder gesendet oder empfangen. Damit liegt nahe, dass es - wenn die Algorithmen der sozialen Netzwerke der Sichtbarkeit dem Vorzug vor der Kontrolle des Contents geben - Usern gelingen könnte, andere zu erreichen und in der Folge ihre Auffassungen in Gruppen zu verfestigen. Das wiederum könnte das Zementieren der Strukturen der Echokammern zur Folge haben, heißt es abschließend.
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