Verschwörungstheoretiker glauben sich nicht
Laut Louisiana State University gehören Unruhe stiften und Geld verdienen zu den Hauptzielen
Münzen: Verschwörungstheoretikern geht es oft nur um Profite (Foto: spasibokras, pixabay.com) |
Baton Rouge (pte003/08.10.2024/06:10)
Viele Menschen, die obskure Verschwörungstheorien im Internet mit Fleiß verbreiten, glauben selbst nicht an das, was sie veröffentlichen. Das sagt Sozialwissenschaftler H. Colleen Sinclair von der Louisiana State University. "Diese Menschen sind Opportunisten. Sie verbreiten Verschwörungstheorien, um Konflikte zu schüren, Chaos zu verursachen, Anhänger zu rekrutieren und zu radikalisieren, Geld zu verdienen, zu belästigen oder einfach nur, um Aufmerksamkeit zu erregen."
Tweets "hochmanipulativ"
"Untersuchungen zeigen, dass vor allem Menschen mit positiven Gefühlen für extremistische Gruppen falsche Inhalte wissentlich online teilen", so Sinclair. So habe das Unternehmen Blackbird.AI, das Desinformationen überwacht, seit Mai 2020, als Aktivisten gegen Pandemiebeschränkungen und Ausgangssperren in den USA protestierten, über 119 Mio. COVID-19-Verschwörungsbeiträge verfolgt. Von diesen seien auf einem Index über 32 Mio. Tweets als "hochmanipulativ" eingestuft worden.
So habe beispielsweise die Gruppe "Boogaloo Bois" über 610.000 Tweets abgesetzt, von denen 58 Prozent auf Hetze und Radikalisierung abgezielt hätten. Einige ihrer Mitglieder hätten gesagt, dass sie die Kampagne um den Sturm auf das Kapitol, mit dem der Wahlsieg von Joe Biden in einen Triumph für den unterlegenen Donald Trump umgemünzt werden sollte, nur unterstützt hätten, "um die Regierung zu stören". Boogaloo-Mitglied Aron McKillips, der 2022 verhaftet wurde, sagt dazu: "Ich glaube an nichts. Ich bin nur wegen der Gewalt hier."
Bedürfnis nach Chaos
"Die Forschung hat herausgefunden, dass Personen mit einem, wie Wissenschaftler es nennen, hohen Bedürfnis nach Chaos eher dazu neigen, wahllos Verschwörungstheorien zu verbreiten, unabhängig von ihrer Überzeugung. Das sind die alltäglichen Trolle, die aus verschiedenen Gründen falsche Inhalte verbreiten, von denen keiner wohlwollend ist", meint Sinclair.
So sei beispielsweise nach dem ersten Attentat auf Donald Trump im Internet eine falsche Anschuldigung über die Identität des Schützen und seine Beweggründe aufgetaucht. Die Person, die diese Behauptung zuerst veröffentlichte, habe gewusst, dass der Name erfunden und das Foto gefälscht war. "Die Absicht war offenbar, den italienischen Sport-Blogger, dessen Foto gestohlen wurde, zu belästigen. Diese Fälschung wurde über 300.000 Mal auf X gesehen und von mehreren anderen Verschwörungstheoretikern aufgegriffen, die begierig darauf waren, die Informationslücke über das Attentat zu schließen", ergänzt Sinclair.
Für viele Verschwörungstheoretiker gehe es vor allem darum, mit ihren Lügen Geld zu verdienen, meint die Sozialwissenschaftlerin. So prahle etwa der Verschwörungstheoretiker Alex Jones damit, dass seine Fans "alles kaufen" würden, was er ihnen anbiete. Profit bedeute nicht nur Geld. Menschen wollten auch von der Verbreitung von Verschwörungstheorien profitieren, wenn sie dadurch an Einfluss oder mehr Anhänger gewinnen könnten.
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