pts20250408010 in Business

Weichenstellung Technik

Mädchen und ihre Berufswahl in Österreich


Eisenstadt (pts010/08.04.2025/10:00)

Mit Mädchen und ihrer Berufswahl in Österreich beschäftigt sich die Bachelorarbeit von Sabine Piry, die mit dem Stipendium für Chancengleichheit des Landes Burgenland ausgezeichnet wurde. Ihr Fazit: Auch Social-Media-Kampagnen können wenig erreichen, wenn im Elternhaus und in den Schulen ein veraltetes Bild vermittelt wird.

Wie kann man Mädchen und junge Frauen für technische Berufe begeistern? Zahlreiche Aktionen aus Industrie und Wirtschaft zielen in Österreich darauf ab, das große Ungleichgewicht wenigstens im Ansatz auszugleichen. Sie sind jedoch seit Jahren von nur geringem Erfolg gekrönt. Im Bereich der Elektrotechnik und Elektronik stieg die Anzahl an weiblichen Lehrlingen von 2,38 Prozent im Jahr 2005 nur auf acht Prozent im Jahr 2023. Als Mitarbeiterin im Lehrlingsrecruiting bei der Siemens AG Österreich entschied sich Sabine Piry in ihrer Bachelorarbeit aus dem Studiengang Information, Medien & Kommunikation an der Hochschule Burgenland, diesem Thema auf den Grund zu gehen.

Sie analysierte die Arbeitssituation von Mädchen und jungen Frauen in technischen Lehrberufen in Österreich. Ihr Fokus lag dabei auf verschiedenen Einflussfaktoren, die die Geschlechterungleichheit in diesem Bereich beeinflussen. "In meinem Job sehe ich tagtäglich, wie wenig Mädchen sich für eine technische Lehrstelle bewerben. Ich wollte mich damit beschäftigen, wo die Gründe dafür liegen und habe dazu Interviews mit weiblichen Lehrlingen, Ausbildnern, einem Vater und einer Berufsorientierungslehrerin geführt", berichtet Piry. Ihr Fazit: der Zeitpunkt, an dem die Berufsbildung in Schulen ansetzt, ist viel zu spät und Social-Media-Kampagnen fruchten nur wenig. Für ihre Arbeit wurde die Wahlburgenländerin mit dem ersten Platz (1.500 Euro) im Rahmen des Stipendiums für Chancengleichheit des Landes Burgenland ausgezeichnet.

Der größte Einflussfaktor ist die Familie

Der klassisch rosa Baby-Body, die Puppe statt dem Lego unterm Christbaum. Mädchen werden nachhaltig durch die vorhandenen Geschlechterstereotypen ihrer Familie geprägt. Die Elterngeneration, die selbst mit diesen Stereotypen aufgewachsen ist, vermittelt diese weiter. "Der Eindruck der Eltern über die Berufswelt ist jedoch veraltet. Den oft vermuteten rauen Umgangston auf der Baustelle gibt es so kaum noch. Das technische Berufsbild verändert sich stark", so die Absolventin.

Social Media wird überschätzt

Im Prozess der Berufswahl von Jugendlichen spielen die Einflüsse der Medien im Vergleich eine geringe Rolle, zeigen die Ergebnisse der Bachelorarbeit. "Unternehmen und Organisationen bemühen sich sehr, durch attraktiven Content die jungen Mädchen zu erreichen. Leider mit geringem Erfolg. Wer vierzehn Jahre lang oder länger mit Geschlechterstereotypen aufgewachsen ist, ist wenig empfänglich für diese Inhalte."

Berufsorientierung in Schulen zu spät

Auch die Schule schafft es selten, aufzuklären und Mädchen technische Ausbildungen schmackhaft zu machen. Der Grund? Die Berufsorientierung erfolgt in Österreich in der achten Schulstufe und wird von Schule zu Schule bzw. von Lehrperson zu Lehrperson unterschiedlich intensiv betrieben. Sabine Pirys Erkenntnisse: "Eine erstmalige Beschäftigung mit dem Thema in der achten Schulstufe ist leider zu spät. Schon in Kindergärten und Volksschulen müsste dem Thema mehr Bedeutung beigemessen werden."

Durch mangelnde praktische Einblicke und das Fehlen weiblicher Vorbilder bleibt das Interesse von Mädchen an technischen Berufen oft unentdeckt.

Barriere abbauen und Frauen fördern

Die Ergebnisse der Arbeit zeigen die dringende Notwendigkeit, umfassende und frühzeitige Fördermaßnahmen zu ergreifen, um mehr Mädchen für technische Berufe zu gewinnen. "Es bedarf eines gesellschaftlichen Umdenkens und gezielter, begleitender Maßnahmen, um die bestehenden Barrieren zu überwinden und Mädchen die Möglichkeit zu geben, ihre Potenziale in technischen Berufen voll zu entfalten", plädiert Piry. Eltern und Lehrkräfte spielen eine Schlüsselrolle und sollten stärker in den Berufsorientierungsprozess eingebunden werden, um Mädchen gezielt zu ermutigen. Zudem wäre es sinnvoll, arbeitskulturelle Barrieren abzubauen, indem Unternehmen flexiblere Arbeitsbedingungen und gezielte Fördermaßnahmen für Frauen in technischen Berufen anbieten.

Nur durch die Kombination von persönlicher Unterstützung, praktischen Erfahrungen und einer offenen gesellschaftlichen Einstellung können nachhaltige Veränderungen erreicht werden. Durch eine Kombination dieser Ansätze kann nicht nur der Frauenanteil in technischen Berufen erhöht, sondern auch der Fachkräftemangel reduziert werden.

Facts zum Studiengang
Bachelorstudium - 6 Semester - Studium für Informationsmanagement; Akademischer Grad: Bachelor of Arts in Social Sciences – BA; Organisationsform: Vollzeit (Mo – Fr) oder berufsbegleitend (i.d.R. alle zwei Wochen am Freitag von 14 bis 21 Uhr und am Samstag von 8.30 bis 17.15 Uhr, zusätzlich pro Semester zwei Präsenzblöcke von Do. bis Sa. ganztägig), 30 Prozent Fernlehre in der berufsbegleitenden Variante; Studienplätze: 50; Studienort: 7000 Eisenstadt, Campus 1; Unterrichtssprache: Deutsch (einzelne Lehrveranstaltungen können auch in englischer Sprache abgehalten werden); Studiengebühren: keine

Technische Bachelorstudiengänge an der Hochschule Burgenland
Das Angebot an technischen Studiengängen an der Hochschule Burgenland ist groß. Am Standort Pinkafeld stehen Interessierten die Bachelorstudiengänge Energie- und Umweltmanagement, Gebäude- und Energietechnik, Softwareengineering und Vernetzte Systeme sowie Angewandte Elektronik und Photonik, am Standort Eisenstadt die Studiengänge IT Infrastruktur-Management und Wirtschaftsinformatik zur Auswahl. Zahlreiche Masterstudiengänge ergänzen das Angebot. Für Bachelorstudiengänge ist noch eine Anmeldung für Restplätze möglich, für Masterstudiengänge läuft die Anmeldefrist noch bis 31. Mai.

Information und Anmeldung unter www.hochschule-burgenland.at.

(Ende)
Aussender: Hochschule Burgenland
Ansprechpartner: Mag. Christiane Staab
Tel.: +43 57707 3537
E-Mail: christiane.staab@hochschule-burgenland.at
Website: www.hochschule-burgenland.at
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