Weltweiter Windkraftausbau blieb 2022 hinter Erwartungen zurück
Nur verbesserte Rahmenbedingungen können den Turbo beim Windkraftausbau zünden
Kranlösungen für Offshore made in Austria (Foto: Palfinger) |
St. Pölten (pts012/23.05.2023/09:20)
Von dem erhofften weltweiten Windkraftausbauboom war 2022 noch wenig zu spüren. Fast alle Märkte blieben hinter den Erwartungen zurück. Die instabile wirtschaftliche Lage und die nach wie vor ungünstigen politischen Bedingungen waren die Hauptgründe dafür. "Damit die Energiewende endlich beschleunigen kann, brauchen wir langfristig stabile Rahmenbedingungen für die Windenergie auch in Österreich", erklärt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Trotz der schwierigen Situation konnte sich die österreichische Zulieferindustrie zur Endfertigung von Windkraftanlagen am Markt gut behaupten. Führende Unternehmen ziehen eine positive Bilanz und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft.
Trotz der schwersten Energiekrise seit 50 Jahren und dem dringenden Bedarf an neuen Ökostromkraftwerken, hat sich der weltweite Windkraftausbau 2022 um 17 Prozent deutlich verlangsamt. Insgesamt 77,6 GW wurden ausgebaut, 49 Prozent davon in China und immerhin 21 Prozent in der EU. Nach den starken Ausbaujahren 2020 und 2021 wies der Windsektor heuer eine Ausbaurate bezogen auf den Bestand von rund 11 Prozent auf, eine der niedrigsten Raten seit Beginn der modernen Windkraftnutzung. Fast alle Märke blieben hinter den Prognosen zurück und verzeichneten einen Rückgang der Neuinstallationen.
"Nicht ausreichende Rahmenbedingungen, Änderungen der Förderbedingungen, schwierigere Finanzierung und Steigerungen der Anlagenpreise konnten trotz oftmaliger politscher Ansagen den Windkraftausbau nicht ausreichend anreizen", bemerkt Moidl. Lediglich Europa konnte den Zubau leicht verstärken. Dennoch erreichte Europa nur die Hälfte der selbst gesteckten Ausbauziele. "Ein Einbruch bei den Investitionsentscheidungen für neue Windparks zeichnet noch dazu ein besonders negatives Bild der Windkraftzukunft", so Moidl.
Schwierige politische und wirtschaftliche Bedingungen
Einer der Hauptgründe für die Verlangsamung des Ausbaus war die schwierige wirtschaftliche Lage mit Problemen in der Lieferkette. Zudem fehlen vielfach noch immer geeignete politische Rahmenbedingungen auf vielen Ebenen. "Die Entwicklung des Windenergiemarktes im Jahr 2022 ist für uns enttäuschend. Nach mehr als zwei Jahren der Konjunkturprogramme und sechs Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen waren wir etwas zuversichtlich, dass die Windenergiebranche die Grundlage für ein stetiges Wachstum hat - obwohl wir gravierende politische Lücken festgestellt haben", führt Stefan Gsänger, Generalsekretär der World Wind Energy Association (WWEA), aus und ergänzt: "Wir fordern daher die Regierungen auf, die Politik für die Windenergie zu verbessern. Der Windsektor braucht stabile und vorhersehbare Vergütungssysteme sowie reibungslosere und schnellere Genehmigungsverfahren."
Zulieferindustrie "made in Austria" konnte sich behaupten
Trotz schwieriger Windmarktsituation 2022 konnten sich die österreichischen Zulieferfirmen sehr gut am internationalen Windmarkt behaupten. Mittlerweile werden fast alle Teile einer Windkraftanlage auch in Österreich hergestellt. Einige Österreichische Zulieferbetriebe zählen zu den Weltmarktführern in ihrer Sparte. So wird jedes dritte Windrad mit einer Steuerung der Vorarlberger Firma Bachmann ausgestattet und jedes zweite Windrad hat eine Bremse der oberösterreichischen Firma MIBA eingebaut. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Unternehmen die sich sehr dynamisch und innovativ am Weltmarkt positionieren.
NKE Austria verzeichnet 40 Prozent Wachstum
Der Wälzlagerhersteller NKE Austria aus Steyr, der Lager unter anderem für Getriebe, Generatoren oder als Hauptrotorlager für namhafte Windturbinen-Hersteller produziert, verzeichnete im Vorjahr ein Wachstum von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Weltweit wurde ein Umsatzrekord von 60 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Jahr 2023 will NKE Austria sein hochmodernes Portfolio noch erweitern. "Unser Ziel ist es, Wälzlagerlösungen für umweltfreundliche Branchen wie die der Windenergie oder dem Schienenverkehr zu entwickeln. So wollen wir den gewünschten Wandel aktiv mitgestalten und unsere starke Marke 'Made in Austria' weiter ausbauen", erklärt Michael Rößl, Leiter der Anwendungstechnik NKE Steyr.
Große Projekte im Offshore-Bereich bei Palfinger Marine
Die Firma Palfinger mit Sitz in Salzburg ist einer der führenden Kranhersteller weltweit. Palfinger Marine entwickelt spezialisierte Hebelösungen auch für den Bereich Windenergie, insbesondere im Offshore-Bereich. 2022 waren Kranlösungen von Palfinger Marine bei mehreren großen Projekten unter anderem in Japan (Kitakyusyu-Hibikinada), Taiwan, Vietnam (Hiep Thanh) und den UK (Moray West) vertreten. Palfinger Marine sieht großes Marktpotenzial in Korea, Australien und den USA, aber auch in Europa gibt es Bewegung etwa in Dänemark, Deutschland, den Niederladen oder Frankreich.
Geislinger Getriebe machen Windräder leiser und zuverlässiger
Das Familienunternehmen Geislinger ist Weltmarktführer für innovative Antriebsstranglösungen, die auch im Windenergiebereich eingesetzt werden. Sie tragen dazu bei, dass die Zuverlässigkeit der Windenergieanlagen steigt und die Schallemissionen, die durch das Getriebe von Windrädern entstehen, reduziert werden. "Der Windkraft-Sektor ist ein wichtiges strategisches Geschäftsfeld für Geislinger. Wir arbeiten intensiv mit weltweit führenden Anlagenherstellern, aber auch mit internationalen Forschungseinrichtungen, wie beispielsweise dem CWD in Aachen, zusammen", so Geschäftsführer Torsten Philipp. 2022 wurden Kupplungen und Dämpfer für Windparks im On- und Offshore-Bereich mit einer Gesamtleistung von 1820 MW installiert. Für das Jahr 2023 liegen bereits Aufträge für Offshore-Anwendungen für weitere knapp 920 MW für die Compowind Kupplung vor.
Windkraft braucht passenden Rahmen
Auch in Österreich fehlen noch immer wichtige Rahmenbedingungen, für einen raschen Ausbau der Windkraft. Auf Bundeebene ist die Branche mit einer kurzfristig geplanten Verschärfung der Erlösabschöpfung konfrontiert, die Verschlechterungen bringen wird, und wartet zudem auf eine Anpassung der Marktprämien für Neuprojekte, welche durch Preissteigerungen der Anlagen und erhöhte Finanzierung erforderlich ist. Ebenso wartet man auf ein rasches Umsetzen des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetzes und den Beschluss des Klimaschutz-Gesetzes.
"Nach wie vor fehlt aber, dass die Bundesländer ihre Hauptkompetenz bei der Umsetzung der Erneuerbaren Energien erkennen und dementsprechend handeln", bemerkt Moidl: "Die Windkraft benötigt in allen Bundesländern neue Flächenausweisungen für neue Windparks und zusätzliches Personal für die Genehmigung. Hier brauchen wir aktive Bundesländer, damit ein rascher Windkraftausbau auch gelingen kann."
Weitere Informationen zur weltweiten Marktentwicklung 2022 finden Sie in den Jahresberichten der World Wind Energy Association (WWA) und des Global Wind Energy Council (GWEC).
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