pts20080718005 Kultur/Lifestyle, Tourismus/Reisen

Vom Protest zum Gesang Luthers

Facetten der Reformation in historischen Städten


Trier (pts005/18.07.2008/10:00) Die Premiere war ein Erfolg: 1.900 Zuschauer applaudierten begeistert, hatte doch in Erfurt im Vorfeld gerade das diesjährige Thema hohe Wogen geschlagen: Martin Luther wird zum Musicalstar bei den DomStufen-Festspielen 2008!

Noch bis zum 20. Juli lockt mitten auf den Erfurter Domstufen allabendlich um 21.30 Uhr ein singender Reformator, im Zwiespalt mit sich selbst und voll von Widersprüchen und Zweifeln. Das Thema ist authentisch! In Erfurt studierte Luther von 1501 bis 1505 an der Universität und trat ins Augustinerkloster ein, wo er 1506 das Mönchsgelübte ablegte. Die Premierenzuschauer loben die Inszenierung: "Da wird Geschichte und Fantasie wunderbar verknüpft und das Bühnenbild, umarmt vom Dom und St.Severi, ist wirklich beeindruckend", äußert sich eine Erfurterin nach Besuch der Inszenierung der norwegischen Musicalmacher Wiik und Kverndokk. Tickets sind zwischen 20 EUR und 51 EUR zu haben, die Tourist Information bietet kombinierte Festspielarrangements an (Information und Buchung: http://www.erfurt-tourismus.de , Tel.: 03 61 / 66 40 0).

Von Erfurt aus lässt es sich weiter auf den Spuren Martin Luthers durch mehrere Mitgliedsstädte der "Historischen Städte Deutschlands" (Historic Highlights of Germany) reisen. "Reisende können die Etappen der Reformation von Stadt zu Stadt nachempfinden. Hierfür bietet unsere Städtegemeinschaft in Kooperation mit dem Reiseveranstalter "To Europe" organisierte Rundreisen an, die im Internet unter http://www.toeurope.eu gebucht werden können", erläutert Björn Rudek, Sprecher der Gemeinschaft.

Es liest sich wie der Stoff aus dem ein guter Roman gemacht ist. Die geschichtliche Verknüpfung der Städte über das Thema Luther zeigt durchaus spannende und zum Teil auch weniger bekannte Facetten auf. So bekam Luther im Jahr 1517 die "Instructio Summarium" zu lesen, jene vom Mainzer Erzbischof Albrecht verfasste Anweisung für umherreisende Ablassprediger. Die Praktik der Ablassbriefe stieß bei Luther seit seiner Romreise auf Ablehnung, der Erzbischof wollte jedoch mit einem Teil der Einnahmen seine Schulden bei der reichen Augsburger Handelsfamilie Fugger begleichen. Diese hatten ihm sein Kurfürstenamt finanziert und überhaupt erst ermöglicht. Da Luther nicht beigeben wollte, zeigte Albrecht ihn in Rom an und erwirkte mit der Heidelberger Disputation (1518) den ersten theologischen Auftritt Luthers außerhalb Wittenbergs nach seinen Thesen.

Über Würzburg gelangte Luther nach Heidelberg und wohnte dort im Augustinerkloster. In der von der Augustinerkongregation veranstalteten und von Luther geleiteten wissenschaftlichen Disputation, vermittelte dieser mit seinen Thesen den Grundgedanken seiner neuen Theologie - "die völlige Abhängigkeit des Menschen vor der Gnade Gottes". Unterdessen wird die Veranstaltung zum Beginn der pfälzischen Reformation und gewann vor allem hierfür an Bedeutung, da viele Zuhörer zu Trägern der Reformation im südwestdeutschen Raum wurden. Eine Steinplatte auf dem Heidelberger Universitätsplatz erinnert an diese Vorkommnisse - schließlich bewegt man sich auf dem Platz über den Grundmauern des ehemaligen Augustinerklosters. Die Tourist Information Heidelberg bietet spezielle Führungen zur Religionsgeschichte der Stadt an (Information: http://www.heidelberg-marketing.de , Tel. 06221 / 19433).

"Luther gerät in das Beziehungsgeflecht von Macht, Intrigen und Glauben der Fugger und Kurfürsten sowie des Papstes, wird somit in politische Interessen verwickelt und sollte schließlich beim Reichstag in Augsburg 1518 verhört werden. Papst Leo X. stimmte diesem Vorgehen zu - brauchte er doch die Stimme des Luther wohlgesonnenen Kurfürsten Friedrich dem Weisen zur anstehenden Kaiserwahl des Papstes", verdeutlich Rudek die geschichtliche Verbindung der Städte untereinander.

Das Augsburg des 16. Jahrhunderts war reich: Handelsbeziehungen der Fugger und Welser reichten bis nach Osteuropa und in die neue Welt und standen im ständigen Wettbewerb mit der Hanse - sie waren regelrechte Global Player des Mittelalters. Im prachtvollen Stadtpalast des Jakob Fugger wurde Luther ins Verhör genommen, signalisierte aber, dass er seine Thesen nur dann widerrufen würde, wenn er aus der Bibel heraus widerlegt werden könne. Seiner Verhaftung entging er schließlich durch die nächtliche Flucht über eine Pforte in der Stadtmauer am Galluskirchlein.

Ab 1522 erschienen die ersten Teile der von ihm ins Deutsche übersetzten und so genannten Lutherbibel. Melanchton, Luthers engster Freund und Schüler, formulierte im Auftrag des Kurfürsten Johann von Sachsen die Confessio Augustana - das Augsburger Bekenntnis zum Luthertum. 1530 wollten Luthers Anhänger beim Augsburger Reichstag den protestantischen Glauben reichsrechtlich anerkennen lassen. Es sollte bis 1555 dauern, als mit dem Augsburger Religionsfrieden die gewünschte Anerkennung letztendlich vollzogen war. Die Spaltung der Konfessionen war vollzogen. Symbolisch stehen noch heute die Türme der evangelischen St.Anna- und katholischen St. Ulrich-Kirche für den Religionsfrieden, zugleich besitzt Augsburg als einzige Stadt in Deutschland einen eigenen Feiertag: Das dem Frieden gewidmete Hohe Friedensfest.

1648 wurde mit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück die bereits im Augsburger Religionsfrieden von 1555 vereinbarte Gleichstellung beider Religionen hergestellt und bestätigt. Augsburger Protestanten nahmen den Jahrestag des kaiserlichen Eingriffs von 1629 zum Anlass, mit dem ersten Friedensfest für die Erhaltung ihres Glaubens zu danken. Nur so ist es möglich, dass sich die Grablege der katholischen Fugger in der evangelischen Kirche befindet, bewacht vom markanten Porträt Luthers, welches Lucas Cranach d.Ä. anfertigte. Wenige Schritte entfernt gelangt man durch die Lutherstiege in die Gedenkstätte, welche Lutherschriften und Dokumente zur Reformation zeigt. Entlang des so genannten Confessio-Weges lassen sich die einzelnen Schauplätze als Rundgang abschreiten.

In diesem Jahr steht die Verleihung des Augsburger Friedenspreis sowie das PAX-Festival mit Ausstellungen, Theater und Vorträgen im Vordergrund (http://www.pax.augsburg.de). "Augsburger Wege auf den Spuren von Martin Luther" ist der Titel einer zweistündigen Stadtführung, die bei der Tourist Information gebucht werden kann (Tel.: 0821 / 502 07 21, http://www.augsburg-tourismus.de).

Weitere Informationen zu dieser und anderen Themenrundreisen der Städtegemeinschaft können im umfassenden Internetangebot unter http://www.historicgermany.com eingesehen werden.

Informationen zur Kooperation:
14 ausgewählte Städte, die deutsche Geschichte und Kultur in besonderer Weise repräsentieren, haben sich in den 'Historic Highlights of Germany/ Historische Städte Deutschlands' zusammengeschlossen und sind faszinierende Ziele auf der Reise durch die Geschichte und Gegenwart Deutschlands. Zu den Partnern zählen die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), Deutsche Bahn (DB) sowie die Lufthansa.

Mitgliedsstädte sind: Augsburg, Erfurt, Freiburg, Heidelberg, Koblenz, Mainz, Münster, Osnabrück, Potsdam, Regensburg, Rostock, Trier, Wiesbaden und Würzburg. Informationen im Internet unter http://www.historicgermany.com

Historic Highlights of Germany e. V.
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c/o Tourist Information Trier
Ansprechpartner: Björn Rudek
An der Porta Nigra
54292 Trier

Tel: 0651 - 97 808 55
Fax: 0651 - 97 808 88
Email: bjoern.rudek@hhog.de
Internet: http://www.historicgermany.com

(Ende)
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E-Mail: bjoern.rudek@hhog.de
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