pte20250117003 Politik/Recht, Umwelt/Energie

Wachstum für Ökonomen oft überbewertet

Forschungsthese: Fokus besser auf menschliches Wohlergehen und ökologische Nachhaltigkeit


Immerwährendes Wachstum: Forscher sehen das durchaus kritisch (Bild: Gerd Altmann, pixabay.com)
Immerwährendes Wachstum: Forscher sehen das durchaus kritisch (Bild: Gerd Altmann, pixabay.com)

Barcelona (pte003/17.01.2025/06:10)

Fortwährendes Wirtschaftswachstum ist zwingend nötig, um den Wohlstand zu erhalten. Falsch, sagen unter anderem Forscher der Universitat Autònoma de Barcelona. Die Ökonomen liefern Argumente dafür, das menschliche Wohlergehen und die ökologische Nachhaltigkeit über die endlose wirtschaftliche Expansion zu stellen.

Umweltschutz essenziell

Die Autoren argumentieren, dass ein anhaltendes Wirtschaftswachstum in Ländern mit hohem Einkommen nicht nur ökologisch bedenklich, sondern auch sozial unvorteilhaft ist. Zudem sei es wirtschaftlich gar nicht erreichbar. Sie nutzen Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen, darunter ökologische Ökonomie, Wohlfahrtsökonomie und Degrowth, eine ökonomische Theorie von 1970, die die Zukunft der Weltwirtschaft im Schrumpfen sieht.

Das internationale Team hebt die enge Verknüpfung des Anstiegs der Bruttoinlandsprodukte (BIP) mit Umweltschäden, den abnehmenden Nutzen des Einkommens für das Wohlbefinden und die mit einer Konjunkturabschwächung verbundenen Risiken als Hauptmotive für eine Abkehr vom Wachstum hervor.

Die Studie greift die Ergebnisse des Berichts "Die Grenzen des Wachstums" von 1972 auf und stellt fest, dass die Welt derzeit einer Strategie folgt, bei der der Zusammenbruch eher durch Umweltverschmutzung als durch Ressourcenknappheit verursacht wird. Die Autoren monieren, dass die Entkoppelung von BIP-Steigerung und Ressourcenverbrauch nicht ausreichend ist.

Nachteile können überwiegen

Ab einem bestimmten Einkommensniveau verbessere das Wirtschaftswachstum das menschliche Wohlergehen nicht. Die Kosten des Wachstums durch Umweltverschmutzung und soziale Umwälzungen könnten die Vorteile übersteigen. Mit wachsendem BIP würden soziale Ergebnisse wie Gesunderhaltung, Bildung und Armutsbekämpfung erschwert.

Die Autoren behaupten, dass sich ein hohes Maß an Wohlbefinden bei geringerem Ressourcenverbrauch erreichen lässt. Durch die Konzentration auf öffentliche Dienstleistungen, Einkommensgleichheit und demokratische Qualität könnten die menschlichen Bedürfnisse mit einem viel geringeren Energieverbrauch erfüllt werden.

Zudem angeprangert wird der ungleiche Austausch zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden, bei dem reichere Länder Ressourcen und Arbeitskräfte aus ärmeren Nationen an sich reißen. Die Experten schlagen daher vor, dass ein Verzicht auf wirtschaftliches Wachstum in Ländern mit hohem Einkommen Regionen mit niedrigem Einkommen zugutekommen sollte, indem diese Ausbeutung verringert werde.

In der Studie wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass sich ein Postwachstum auch negativ auf Länder mit niedrigem Einkommen auswirken könnte, die von Exporten in Ländern mit hohem Einkommen abhängig sind, es sei denn, diese Länder ergreifen politische Maßnahmen zur Erlangung der Währungssouveränität, zur Umsetzung einer Industriepolitik und zur effektiven Abkoppelung von Volkswirtschaften mit hohem Einkommen.

(Ende)
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