Hypochlorsäure für Rheumaerkrankung verantwortlich
Substanz in Gelenkflüssigkeit zerstört Knorpel
Leipzig (pte) (pte010/11.01.2000/11:00) Die Arbeitsgruppe um den Biophysiker Prof. Dr. Klaus Arnold von der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig http://www.uni-leipzig.de/medizin/ ist auf dem Gebiet der Rheumaforschung einen bedeutenden Schritt vorangekommen. Sie fand heraus, dass Hypochlorsäure für den Abbau der Knorpelschicht in den Gelenken, der zum charakteristischen Erscheinungsbild rheumatischer Erkrankungen gehört, ganz wesentlich verantwortlich ist.
Hypochlorsäure entsteht dann, wenn Wasser und Chlor zusammenkommen. Sie tötet Bakterien und andere Mikroorganismen ab, indem sie deren äußere Hülle zerstört. Diesen Umstand macht man sich beispielsweise in Schwimmbädern zunutze, wenn man Wasser chlort. Wie kommt aber Hypochlorsäure in die Gelenke? Bei der biophysikalischen Untersuchung von Gelenkflüssigkeit rheumatischer Patienten fand die Arbeitsgruppe um Prof. Arnold unverhältnismäßig viele neutrophile Granulozyten, denen man als Rheumaursache bisher kaum Beachtung schenkte, weil sie nur schwierig zu erfassen sind.
Neutrophile Granulozyten sind ein normaler Bestandteil des Blutes und fungieren hier als eine Art Gesundheitspolizei, die zum Beispiel "fremde" Bakterien erkennt, sich an sie "anheftet" und abbaut. Das ist möglich durch die Beschaffenheit der Neutrophilen, zu deren wesentlichen Bestandteilen Bakterien abtötende Enzyme gehören. Eines dieser Enzyme ist die sogenannte Myeloperoxidase (MPO), die als Katalysator die Produktion von Hypochlorsäure aus Wasserstoffperoxid und Chlorid-Ionen bewirkt.
Aus bisher noch ungeklärter Ursache durchdringen die neutrophilen Granulozyten die Blutgefäßwände und gelangen so von der Blutbahn in die Gelenkflüssigkeit. Hier entfalten sie ihre Aktivitäten gegen den eigenen Körper, indem die durch die Myeloperoxidase gebildete Hypochlorsäure den Gelenkknorpel zerstört. Die entsprechenden Abbauprodukte des Knorpels sind in gemeinsamen Forschungen der Leipziger Biophysiker und Rheumatologen des Rheumazentrums unter Prof. Dr. Holm Häntzschel in der Gelenkflüssigkeit von Patienten nachgewiesen worden. Der zerstörte Knorpel kann dann seine wichtige Rolle als "Stoßdämpfer" immer weniger erfüllen, ein Prozess, der mit Schmerzen einhergeht und dazu führt, dass der Patient sich immer weniger bewegen kann.
Medikamente, die Rheuma heilen können, gibt es bisher nicht. In der Regel verordnet der Arzt Tabletten oder Salben, die den Schmerz lindern und Entzündungen bekämpfen. Gegen die Krankheitsursache richten sie nichts aus. Möglicherweise könnte die Entdeckung der Rolle, die die neutrophilen Granulozyten bei der Krankheitsentstehung spielen, hier Abhilfe schaffen. Wenn es gelingt, die Aktivitäten der Neutrophilen in der Gelenkflüssigkeit zu reduzieren oder gar zu unterbinden, kann der Knorpelabbau möglicherweise verhindert werden. Erste Medikamente sind im Einsatz und vielversprechend. Prof. Arnold ist zuversichtlich, dass mit seinen Arbeiten ein Beitrag zur Aufklärung der Prozesse bei Rheumatoid Arthritis geliefert werden kann: Informationen: Dr. Bärbel Adams, E-Mail: adams@rz.uni-leipzig.de (idw)
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