WTR-Schultaschenrechner: Hersteller unter Druck
Baden-Württemberg schreibt gegen EU-Trend Spezialgerät für Abitur vor
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Hightech-Taschenrechner: Schüler und Leher irritiert (Foto: ti.com/de) |
Stuttgart (pte020/25.03.2014/11:59) Auf Europas größter Bildungmesse didacta http://messe-stuttgart.de/didacta , die heute, Dienstag, in Stuttgart beginnt, wird auch die Entscheidung des baden-württembergischen Kultusministeriums zur Nicht-Verwendung grafikfähiger Taschenrechner (GTR) und Computeralgebrasysteme (CAS) in der Abiturprüfung ab dem Schuljahr 2016/2017 diskutiert. Der Behörde nach soll dann ein Wissenschaftlicher Taschenrechner (WTR) zum Einsatz kommen.
Ungewollter Wettbewerbsvorteil droht
Schüler, Lehrer und auch die Hersteller stehen vor einer Herausforderung. Denn der verpflichtende WTR-Einsatz bei Abiturprüfungen in Baden-Württemberg muss bereits zu Beginn des Schuljahres 2015/2016 gewährleistet sein. Die Anforderungsliste an das Gerät ist aber erst Ende Februar veröffentlicht worden.
"Die Anpassung kostet Zeit und Geld, die Entscheidung kam unerwartet. Wir haben daher das Kultusministerium gebeten, mehr als nur die Anforderungsliste bereitzustellen und über eine Präzisierung des Zeitrahmens und die Angabe einer Mindestlaufzeit nachzudenken", so Stephan Griebel, Leiter Schulberatung und Vertrieb Zentraleuropa von Texas Instruments Deutschland http://education.ti.com/de , gegenüber pressetext.
Noch ist Griebel zufolge kein Gerät auf dem Markt, das in allen Details den neuen Anforderungen des Kultusministeriums entsprechen würde. Auch die wettbewerbsrechtliche Situation sei noch nicht grundlegend geklärt. "Was passiert etwa, wenn nur ein Hersteller ein Gerät mit den vorgeschriebenen Konfigurationen anbietet. Schlimmstenfalls könnte ein unrechtmäßiger Wettbewerbsvorteil durch eine Monopolposition, abgeleitet werden, der von Lehrern, Eltern oder Wettbewerbern angreifbar wäre", sagt Griebel.
Kultusministerium will Chancengleichheit
Grund für die umstrittene Entscheidung ist unter anderem die Chancengleichheit, die das Ministerium durch ständige Weiterentwicklung und vergleichsweise hohe Preise von GTR und CAS offenbar gefährdet sieht. Außerdem würden die Hightech-Taschenrechner das Schummel-Risiko erhöhen - mithilfe von online erhältlichen Bastelanleitungen sei eine Kommunikation zwischen Rechnern oder gar mit dem Web möglich.
"Eine Verbindung mit dem Internet ist mit den auf dem Markt erhältlichen Rechnern schlicht nicht möglich. Ein entsprechendes Beispiel ist das Kultusministerium bisher schuldig geblieben", unterstreicht der Texas-Instruments-Sprecher. Zudem sei es ohne Weiteres möglich, die Taschenrechner so zurückzusetzen, dass die Schüler keinen Zugriff auf möglicherweise eingespeicherte Lösungswege mehr haben.
Viele Kritiker sehen die Entscheidung des Kultusministeriums als Rückschritt - gerade, was die deutsche und europäische Entwicklung angeht. So sind CAS oder GTR aktuell in allen Bundesländern, mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt, bei Prüfungen erlaubt oder gar vorgeschrieben. In Europa haben etwa die skandinavischen Länder die Entwicklung zum CAS-Einsatz auch bei Prüfungen vollzogen. Diskutiert wird dort längst über die Zulassung von entsprechender Software, die am Tablet oder PC eingesetzt werden kann.
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