Mehlwürmer als Waffe im Kampf gegen Plastikmüll
Spezielle Bakterien mit Biofilm im Darm bauen Kunststoff natürlich ab
Mehlwürmer: Larven zersetzen Polystyrol (Foto: umsicht.fraunhofer.de) |
Oberhausen (pte027/10.05.2017/11:30) Forscher des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik http://umsicht.fraunhofer.de setzen bei der Beseitigung von Plastikmüll auf umweltfreundliche Prozesse und bedienen sich dabei kleinen Helfern aus dem Tierreich: Mehlwurmlarven, die Plastik verwerten und als organische Substanzen wieder ausscheiden. Diese weisen in ihrem Darm einen speziellen Biofilm auf, auf dem unterschiedliche Bakterien sitzen, die Plastik auf natürlichem Wege abbauen.
Abbau von Polysterol
"In meinem Forschungsprojekt untersuche ich vor allem den Abbau von Polystyrol durch Mehlwürmer", erklärt Elma Mehovic, Biologiestudentin am Fraunhofer UMSICHT, im Gespräch mit pressetext. Der Kunststoff, der durch die Polymerisation von Styrol gewonnen wird, findet im Rahmen der energetischen Sanierung von Altbauten durch Wärmedämmung, aber auch in der Verpackungsindustrie vielfältigen Einsatz. "Mehlwurmlarven können mithilfe ihres Biofilms im Darm das Polystyrol zersetzen. Auf diese Weise können sich Mehlwürmer ohne großen Aufwand durch Styropor fressen und dabei gleichzeitig den Kunststoff abbauen", sagt Mehovic.
Im Rahmen ihrer Arbeit will die junge Forscherin herausfinden, unter welchen Rahmenbedingungen die Mehlwurmlarven das Polystyrol optimal verwerten. Dabei geht es insbesondere darum, den Einfluss der Umgebungstemperatur und der Luftfeuchtigkeit auf das Fressverhalten der Larven zu ergründen. "Erste Ergebnisse zeigen, dass die optimalen Bedingungen bei rund 20 Grad Celsius und 50 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit liegen", verrät Mehovic. In einem nächsten Schritt soll dann geprüft werden, ob sich die Ergebnisse von Polystyrol auch auf andere Massenkunststoffe übertragen lassen.
Viele Einsatzmöglichkeiten
In einem letzten Schritt will Mehovic die Darmbakterien der Mehlwurmlarven untersuchen und prüfen, inwieweit sich diese nach einer Extraktion vermehren und in Abbauprozesse in der Industrie, in Mülldeponien oder in Klärwerken einsetzen lassen. "Man kann Mehlwürmer schlecht ins Meer kippen, um sie dort das Plastik abbauen zu lassen. Man könnte aber ihre Darmbakterien vermehren und in Kläranlagen oder zur Trennung von Sondermüll einsetzen."
Der Wissenschaftlerin zufolge beschränkt sich die Wirkung der Mehlwürmer übrigens nicht nur auf den biologischen Abbau von Kunststoffen. "Die Larven wandeln das Polystyrol in Biomasse für den eigenen Organismus um. Die Mehlwürmer lassen sich dann im Anschluss beispielsweise als hochwertiges Fischfutter weiterverwenden", so Mehovic abschließend.
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