pte20220628002 Technologie/Digitalisierung, Medizin/Wellness

Neue Leukämie-App bewertet Infektionsrisiko

Rascher Anstieg der Anzahl der Lymphozyten macht Krebs laut dänischen Forschern aggressiver


Blutstrom: mehr weiße Blutkörperchen im Blut sind verräterisch (Foto: pixabay.com, Arek Socha)
Blutstrom: mehr weiße Blutkörperchen im Blut sind verräterisch (Foto: pixabay.com, Arek Socha)

Kopenhagen (pte002/28.06.2022/06:05)

Forscher der University of Copenhagen http://ku.dk und des Rigshospitalet http://rigshospitalet.dk haben eine App für Patienten mit chronisch lympathischer Leukämie (CLL) entwickelt, die ein hohes Risiko einer Infektion aufweisen. Denn innerhalb von fünf Jahren bekommen rund 25 Prozent der Betroffenen eine Infektionskrankheit, und bei zehn Prozent besteht das Risiko eines plötzlichen Todes binnen weniger Wochen. Laut dem leitenden Wissenschaftler Carsten Niemann erlaubt die App den Medizinern, auf frühere und aktuelle Ergebnisse von Bluttests zuzugreifen und so Daten zum individuellen Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs eines Patienten zu erhalten.

Schnellere Behandlung als Ziel

Wird davon ausgegangen, dass sich ein Patient in einer Risikogruppe befindet, könnte er von einem früheren Beginn der Behandlung profitieren. Eine neue Studie untersucht, ob das tatsächlich der Fall ist. Die App befindet sich derzeit noch in der Versuchsphase und ist noch nicht offiziell zugelassen. Trotzdem kann sie eingesetzt werden, obwohl die eingegebenen Daten nicht gespeichert werden. Niemann zufolge ist aktuell eine weitere Version der App in Planung, die mit den individuellen Krankengeschichten interagieren soll. Details sind in "Communications Medicine" nachzulesen

Als Teil der Studie haben die Forscher einen Datensatz mit 112 Mio. Bluttests von 1,3 Mio. Dänen analysiert. Darin enthalten sind 1.123 Personen mit CLL. Geschaut wurde, ob sich die Zahl der Lymphozyten im Laufe der Zeit verändert hat. Dabei handelt es sich um die Konzentration eines spezifischen weißen Blutkörperchens. Dem Erstautor Michael Asger Andersen nach wussten die Forscher, dass CLL-Patienten in den Jahren bis hin zur Diagnose über eine hohe Anzahl dieser weißen Blutkörperchen verfügen. Unklar war jedoch, wie oder genau wann die Zahl zu steigen begann. Die Werte wurden analysiert, um vorherzusagen, bei welchem Menschen das Risiko einer Erkrankung an CLL besteht und bei wem die Gefahr einer Infektion vorliegt.

Lymphozytenzahl aussagekräftig

Die Patienten wurden auch über das Dänische CLL-Register überwacht. Damit hatten die Forscher Zugang zu Daten hinsichtlich der Prognose, Behandlung, dem Verlauf der Krankheit sowie zu den individuellen Mutationen in den CLL-Zellen. Laut Andersen ist ein weiterer wichtiger Parameter der Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Anzahl der weißen Blutkörperchen und Mutationen in den Genen, die für die Umwandlung der Zellen in Krebszellen verantwortlich sind. Darauf wird mit der Bezeichnung IGHV-Mutationsstatus und Driver-Mutationen Bezug genommen.

Die Forscher haben nachgewiesen, dass Patienten mit einem raschen Anstieg der weißen Blutkörperchen auch über mehr Mutationen verfügen, die ihrerseits dazu beitragen, dass die Krebszellen aggressiver werden. Umgekehrt verfügen Patienten mit einer geringen Erhöhung der weißen Blutkörperchen über weniger Mutationen, aber einen mutierten IGHV-Status. Das bedeutet, dass das Wachstumsmuster in einem engen Zusammenhang mit dem IGHV-Mutationsstatus und dem Muster der Driver-Mutationen steht. Die Forscher haben diese Ergebnisse anschließend in die App namens "CLL-PLY" eingegeben.

(Ende)
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