pte20220704001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

HIV-Infizierte altern deutlich schneller

Krankheit führt zu epigenetischen Veränderungen - Frühe Diagnose daher besonderns wichtig


HI-Virus: Infektion beschleunigt die Alterung in erheblichem Ausmaß (Foto: niaid.nih.gov)
HI-Virus: Infektion beschleunigt die Alterung in erheblichem Ausmaß (Foto: niaid.nih.gov)

Los Angeles (pte001/04.07.2022/06:00)

HIV-Infizierte weisen eine beschleunigte Alterung auf. Dabei werden biologische Veränderungen im Körper, die mit dem normalen Altern Verbindung stehen, innerhalb von zwei bis drei Jahren nach einer Infektion beschleunigt. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung der University of California, Los Angeles http://ucla.edu . Eine neue Infektion kann demnach sehr rasch fast fünf Jahre der normalen Lebensspanne kosten. Der leitenden Forscherin Elizabeth Crabb Breen nach belegen die Ergebnisse, dass bereits in den ersten Monaten und Jahren des Lebens mit HIV das Virus auf der DNA-Ebene einen beschleunigten Alterungsprozess in Gang setzt.

Fünf Bereiche untersucht

Frühere Studien hatten nahegelegt, dass HIV und antiretrovirale Behandlungen, die eingesetzt werden, um die Infektion unter Kontrolle zu halten, mit einem früheren Auftreten von typischerweise mit dem Alter in Verbindung gebrachten Krankheiten wie Erkrankungen von Herz und Niere, Gebrechlichkeit und kognitiven Problemen in Zusammenhang stehen. Die Forscher haben die aufbewahrten Blutproben von 102 Männer untersucht, die sechs Monate oder weniger vor der Infektion entnommen worden waren.

Auch betrachtet wurden Blutproben, die zwei bis drei Jahre nach der Infektion archiviert wurden. Diese Proben wurden mit entsprechenden Proben von 102 nicht infizierten Männern gleichen Alters im gleichen Zeitraum verglichen. Laut den Studienautoren handelt es sich dabei um die erste Studie, die einen derartigen Vergleich durchgeführt hat. Alle Männer waren Teilnehmer der "Multicenter AIDS Cohort Study" http://bit.ly/3ugadxs . Dabei handelt es sich um eine landesweite Studie, die 1984 gestartet wurde.

DNA-Methylierung im Blick

Die Forscher haben sich darauf konzentriert, wie sich HIV auf die epigenetische DNA-Methylierung auswirkt. Das ist ein Prozess, den Zellen nutzen, um Gene im Rahmen von normalen physiologischen Veränderungen ein- oder auszuschalten. Epigenetische Veränderungen entstehen als Reaktion auf Einflüsse der Umwelt, dem Verhalten von Menschen oder anderen äußeren Faktoren wie einer Krankheit. Alle diese Faktoren beeinflussen das Verhalten der Gene, ohne die Gene selbst zu verändern. Fünf epigenetische Bereiche des Alterns wurden untersucht. Bei vier dieser Werte handelt es sich um epigenetische "Uhren".

Jede dieser Uhren nutzt einen leicht unterschiedlichen Ansatz, um die biologische Altersbeschleunigung in Jahren in Relation zum chronologischen Alter zu schätzen. Der fünfte Wert beurteilt die Länge der Telomere, die mit fortschreitendem Alter immer kürzer werden. Dieser Vorgang findet so lange statt, bis die Telomere für eine weitere Zellteilung zu kurz sind. Personen mit HIV wiesen bei den ersten vier Werten eine deutliche Altersbeschleunigung auf. Sie reichte von 1,9 bis 4,8 Jahren. Dazu kam eine Verkürzung der Telomere, die zwei bis drei Jahre nach dem Auftreten der Infektion endete.

Bei den nicht infizierten Teilnehmern konnten diese Phänomene im gleichen Zeitraum nicht festgestellt werden. Laut Beth Jamieson von der Geffen School wollen die Forscher langfristig feststellen, ob eine dieser Signaturen eingesetzt werden kann, um vorherzusagen, ob bei einer Person ein erhöhtes Risiko besteht. Dadurch sollten neue Therapien ermöglicht werden. Laut den Wissenschaftlern gehört zu den Einschränkungen der Studie, dass sie nur mit Männern durchgeführt wurde und daher die Ergebnisse auf Frauen nicht zutreffen könnten. Details wurden in "iScience" veröffentlicht.

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