Depression reduziert Astrozyten im Gehirn
Wissenschaftliche Studie aus Kanada findet möglichen neuen Ansatz für Antidepressiva
Schwerpunkt Gehirn: Depression reduziert Astrozyten (Bild: pixabay.com, VSRao) |
Montreal (pte029/04.02.2021/14:00)
Forscher der McGill University https://www.mcgill.ca haben bei Erwachsenen mit Depressionen, die durch Selbstmord starben und psychisch nicht erkrankten Personen, die plötzlich aufgrund anderer Ursachen starben, Unterschiede bei der zellulären Zusammensetzung des Gehirns festgestellt. Laut dem Forschungsleiter Naguib Mechawar fanden die Forscher bei Patienten mit Depressionen in vielen Bereichen des Gehirns eine verringerte Anzahl von Astrozyten. Diese sternförmigen Zellen sind wichtig, da sie die optimale Funktion der Neuronen unterstützen. „Unsere Studienergebnisse bestätigen und erweitern frühere Untersuchungen zur Rolle der Astrozyten bei der Pathologie der Depression.
Mit Genehmigung des Research Ethics Board nutzten die Forscher eine postmortale Analyse, um der Theorie, dass Astrozyten bei Depressionen eine Rolle spielen, Gewicht zu verleihen. „Wir haben die Astrozyten im Gehirn analysiert, in dem wir bestimmte Proteine eingefärbt haben, die in ihrer Struktur zu finden sind. Dabei handelte es sich um Vimentin und GFAP. Das Einfärben von Vimentin wurde bisher in diesem Kontext nicht eingesetzt. Es liefert aber eine klare, vollständige und noch nie dagewesene Ansicht der gesamten mikroskopischen Struktur dieser Zellen", erläutert Liam O'Leary.
[b]Zelluläre Zusammensetzung entscheidend[/b]
Mit Hilfe eines Mikroskops wurde die Anzahl der Astrozyten in Querschnitten des Gehirns gezählt. Damit wurden Schätzungen möglich, wie viele es in den einzelnen Bereichen sein könnten. „Wir haben auch die 3D-Struktur von mehr als 300 individuellen Astrozyten auf etwaige Unterschiede hin untersucht." Die postmortale Analyse ergab, dass bei einer Depression zwar die Anzahl der Astrozyten unterschiedlich ist. Sie verfügen jedoch über eine ähnliche Struktur wie jene von psychiatrisch gesunden Menschen. „Diese Studie liefert Hinweise darauf, dass Depressionen mit der zellulären Zusammensetzung des Gehirns in Verbindung stehen könnten." Das seien viel versprechende Nachrichten, da das erwachsene menschliche Gehirn anders als bei Neuronen laufend viele neue Astrozyten bildet. Laut Mechawar könnte das Finden von Möglichkeiten der Stärkung dieser natürlichen Gehirnfunktion die Symptome bei depressiven Menschen verbessern.
[b]Neues Ziel für Antidepressiva[/b]
Laut O'Leary liefert diese Studie eine solide Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten, die gegen den offensichtlichen Verlust von Astrozyten wirken. Bisher wurden keine Antidepressiva entwickelt, die direkt auf diese Zellen abzielen. Die führende Theorie für die rasche antidepressive Wirkung von Ketamin geht von einer Korrektur der Anomalie der Astrozyten aus. Weitere Studien sollen einige Beschränkungen der aktuellen Studie beheben. Dazu gehört, dass die Analyse ausschließlich mit Proben von männlichen Patienten durchgeführt wurde. Die Forschungsergebnisse wurden in „Frontiers in Psychiatry" veröffentlicht.
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