Halbe-Halbe bei Herbst-Lohnrunde bringt Win-Win für alle
Freie Verbände Vorschlag sichert leistbaren Inflationsausgleich
V.l.n.r.: Stulik, Stowasser, Peter Lieber, Lusak, Stephan Blahut (Foto: ÖGV) |
Wien (pts038/31.08.2022/16:40)
Österreichischer Gewerbeverein, Senat der Wirtschaft und die Lobby der Mitte bringen mit dem Vorschlag "Halbe-Halbe" Hoffnung für höchste Lohnabschlüsse im Herbst. "Nur eine Kombination aus Lohnabschluss und Lohnsteuer- bzw. vorgezogene Einkommensteuer-Senkungen im Gleichklang kann den Arbeitnehmer einen vollen Inflationsausgleich bringen und den die durch die Energiekrise geplagten mittelständischen Unternehmen eine wichtige Erleichterung. Die Lohn-Preisspirale wäre gebrochen", meinen die drei freien Unternehmerverbände: "Durch die inflationsbedingten höheren Steuereinnahmen aus Mehrwertsteuer und Einkommensteuer seien für den Staat auch die Kosten für den staatlichen Ausgleich gedeckt."
88 % der Unternehmen schließt sich dem Vorschlag "Halbe-Halbe" an
Mit diesem Konzept haben die drei Unternehmensverbände auch ihre Mitglieder in einer Umfrage konfrontiert. Dadurch konnte die sehr repräsentative Beteiligung von über 2.000 Teilnahmen erreicht werden. Laut dem Umfragebericht haben mehr als 88% der befragten Unternehmen dem Halbe-Halbe-Vorschlag zugestimmt.
Sonst drohen weitere Preiserhöhungen, Mitarbeiterabbau und finanzielle Probleme
Mehr als 77 % der Betriebe sehen sich laut Umfrage bei einer Lohnerhöhung ab 8 % und darüber veranlasst, die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen zu erhöhen. Ein Drittel der Unternehmen hätte durch so eine Lohnerhöhung finanzielle Probleme zu bewältigen. Ein weiteres Drittel würde in dem Fall Mitarbeiter abbauen. Von denjenigen Unternehmen, die Mitarbeiter abbauen, kommen wiederum über 50 % aus den Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Gaby Stowasser vom Senat der Wirtschaft dazu: "Daher müssen wir genau jetzt die Inflation bekämpfen, die Lohnlast den Unternehmen erleichtern und damit Kaufkraft, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sichern. Das ist ein Anliegen aller."
KMU tun sich am schwersten, notwendige Preiserhöhungen durchzusetzen
84 % werden Preiserhöhungen nur teilweise oder nicht durchsetzen können. Betriebe, die meinen höhere Lohnabschlüsse gut verkraften zu können, sind auch der Meinung, Preisanpassungen leichter weitergeben zu können. Das größte Problem orten die Verbände bei den Unternehmen, welche Preiserhöhungen aufgrund ihrer Kleinheit oder Schwäche nicht für sich durchsetzen können. Am schwersten täten sich dabei die EPU, gefolgt von den Betrieben mit bis zu 10 Mitarbeitern. KMU mit 10 bis 250 Beschäftigten geben sich laut Umfrage bezüglich eigener Preiserhöhungen auch nur durchschnittliche Chancen. Am leichtesten tun sich dabei die Großunternehmen, "vermutlich wegen ihrer Marktmacht". Wolfgang Lusak von Lobby der Mitte interpretiert das mit "Die Kleinen beißen die Hunde! Aber die sind das Rückgrat der Wirtschaft. Deshalb muss die Regierung nicht nur bei diesen, sondern auch bei allen anderen Maßnahmen KMU und unternehmerischen Mittelstand immer mit denken. Die repräsentieren nämlich nicht nur die 7 % Eigner und Eignerinnen von KMU in Österreich, sondern auch die nachweislich wahlrelevanten 33 % der Wertegemeinschaft Mittelstand, welche die Werte der mittelständischen Unternehmen teilen".
Halbe-Halbe berechnet: Finanzminister könnte seine Lohnerhöhungs-Stützungen mit "Windfall-Profiten" bei Umsatz- und Lohnsteuer finanzieren
Wie der Staat seinen Teil der Halbe-Halbe-Aktion bei den Lohnverhandlungen finanzieren kann, rechnete der Steuerberater und Wirtschaftsexperte Reinhard Stulik vor: "Der im Konzept enthaltene Nettolohnausgleich kann nur in Form der Senkung von Lohn- und Einkommenssteuern erzielt werden, welche sich durch inflationsgetriebene höhere Umsatz- und Einkommensteuereinnahmen finanziert. Die Entlastung durch den Staat würde circa 3,5 Mrd. Euro kosten. Bei einem Bruttoeinkommen von monatlich 2.500 Euro würde dies 862 Euro p.a. betragen. Bei 4 Millionen Beschäftigten wären dies rund 3,5 Mrd. Euro. Die Finanzierung wäre sichergestellt, da der Staat durch die Inflation 2,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen bei der Umsatzsteuer und bei der Lohnerhöhung von 4 bis 5 % Mehreinnahmen von rund 1,5 Mrd. Euro bei der Lohnsteuer lukriert. Der Staat würde nur seine eigenen Übereinnahmen an die Bürger zurückgeben."
Wirtschaft klar für Halbe-Halbe-Aktion
Laut Umfrage haben 1.800 Unternehmen, also fast 90 % der Befragten, ihre Zustimmung zu dem Halbe-Halbe-Vorschlag der freien Verbände gegeben. ÖGV-Präsident Peter Lieber fasst die Ergebnisse der Umfrage zusammen: "Unsere Ergebnisse repräsentieren - trotz leichter Ostlastigkeit - im Großen und Ganzen die österreichische Wirtschaft, da Betriebe aus allen Bundesländern teilgenommen haben und auch alle Branchen vertreten sind. Die EPU und Unternehmen bis zu 10 Mitarbeitern unterstützen unsere Vorschläge am meisten, wohl weil sie die von Krisen, Energiepreisanstiegen und Inflation am meisten Geplagten sind. Auch KMU bis zu 250 Mitarbeitern gaben uns ihre Zustimmung. Letztlich lehnen auch nur 20 % der Großunternehmen den Vorschlag ab - vielleicht weil sich Einzelne mit ihrer Marktmacht und Sonderregelungen mit ihren Betriebsräten und den Gewerkschaften leichter tun, eigene Lösungen zu finden."
Regierung soll jetzt rasch handeln
Lieber zu den Forderungen der freien Verbände: "Die Wirtschaft steht nicht nur mit dem Rücken zur Wand, sie steht auch mit ihrem Rückgrat, dem Mittelstand, an der Wand. Die Bundesregierung ist jetzt jedenfalls aufgefordert, vom Kleinklein in große Maßnahmen zu wechseln. Eine substanzielle Lohnerhöhung hilft allen am besten bei der Bewältigung der Inflationsflut. Das ist mit unserem Halbe-Halbe-Modell möglich."
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