Kostendämpfungspaket 2: Erneut einschneidende Sparmassnahmen zulasten der Pharmaindustrie
Basel (pts019/18.10.2024/18:00)
Die nationalrätliche Gesundheitskommission hat sich für die Einführung von Kostenfolgemodellen bei innovativen Medikamenten ausgesprochen. In der Diskussion um die Kostendämpfung im Gesundheitswesen ist es damit erneut die forschende pharmazeutische Industrie, die einschneidende Sparmassnahmen mitträgt. Interpharma ist dennoch bereit, weiterhin konstruktiv an der Lösungsfindung mitzuarbeiten, um den Zugang für Patientinnen und Patienten zu modernen und oft lebensrettenden Medikamenten nicht noch mehr einzuschränken.
Im Rahmen der Beratung des KVG-Kostendämpfungspakets 2 (KP2) hat die Gesundheitskommission des Nationalrats (SGK-N) beschlossen, sogenannte Kostenfolgemodelle einzuführen. Diese Mengenrabatte für innovative Medikamente waren zuvor vom Ständerat ohne vorgängige Abklärungen in die Vorlage aufgenommen worden und führen zu einem massiven Umbau des Preisbildungssystems. An der Sitzung vom 16. August 2024 hatte die SGK-N daher beschlossen, der Arbeitsgruppe, bestehend aus BAG, Krankenversicherern und Industrie, mehr Zeit zu gewähren, um die zahlreichen offenen Umsetzungsfragen zu klären. Die Arbeitsgruppe hat seither in mehreren Punkten Fortschritte erzielt, doch die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.
Dass die SGK-N solche Kostenfolgemodelle nun dennoch bereits verankert, ist für die Pharmaindustrie einschneidend. Die beschlossene Übergangsfrist von zwei Jahren ist zu kurz bemessen, gefährdet die Rechts- und Planungssicherheit der Unternehmen und schwächt einmal mehr die Attraktivität des kleinen Schweizer Markts. Immerhin hat die SGK-N entschieden, dass solche Modelle individuell und mit Rücksicht auf produktspezifische Besonderheiten verfügt werden. Diese wichtige Anpassung ist zu begrüssen. Auch fordert Interpharma von der Verwaltung, ihre in verschiedenen Sitzungen geäusserten Zusagen im Hinblick auf die Verordnungsanpassungen einzuhalten, sowie die dringend notwendige Modernisierung des Preisbildungssystems für Medikamente ernsthaft und gemeinsam mit den betroffenen Akteuren vorzunehmen. Die Zeit drängt, denn das veraltete System ist massgeblich dafür verantwortlich, dass sich in der Schweiz die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit innovativen Medikamenten zunehmend verschlechtert – verschiedene aktuelle Studien zeigen dies.[1][2]
Kostendämpfung allein rettet keine Menschenleben
«Die forschenden pharmazeutischen Unternehmen der Schweiz engagieren sich für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Gesundheitswesen. Mit der Einführung von Kostenfolgemodellen trägt die Branche erneut zu umfangreichen Einsparungen bei. Interpharma appelliert an Parlament und Bundesrat, auch ihrerseits Verantwortung wahrzunehmen, wenn es um den Zugang der Patientinnen und Patienten zu oft lebensrettenden Medikamenten geht – Kostendämpfung allein rettet keine Menschenleben.» (René Buholzer, CEO Interpharma)
Nationalrat muss in der Wintersession korrigieren
Laut Schätzungen sollen die beschlossenen Kostenfolgemodelle zusammen mit weiteren beschlossenen Massnahmen bei Medikamenten im Rahmen des KP2 zu Einsparungen von mehreren hundert Millionen Franken für das Gesundheitswesen führen. Dies zusätzlich zu den bereits jährlich wiederkehrenden Einsparungen von über 1.5 Mrd. Franken durch die regelmässigen Preissenkungen bei Medikamenten durch das BAG und zahlreichen weiteren Massnahmen zu Lasten der forschenden pharmazeutischen Firmen.
Interpharma appelliert an Bundesrat und Parlament, den Patientenzugang und die Versorgungssicherheit mit Medikamenten in der Schweiz nicht noch weiter zu schwächen. In dieser Hinsicht wird entscheidend sein, dass das Nationalratsplenum im Dezember der Kommissionsminderheit folgt und Korrekturen bezüglich Semi-Vertraulichkeit bei Preismodellen sowie beim Zugang zu verschreibungspflichtigen Medikamenten ab «Tag 0» vornimmt.
[2] Medienmitteilung: Verfügbarkeit von Medikamenten: Die Schweiz verliert an Boden - Interpharma
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