Mathematik ist (k)ein Problem
"Tag der Mathematik" an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich
Baden (pts021/23.02.2024/13:25)
Die Frage, wie alle Lernenden im Mathematikunterricht erreicht werden können, diskutierten gestern 120 Mathematiklehrende am Campus Baden. Zum "Tag der Mathematik" wurden innovative Unterrichtsmethoden und Forschungsergebnisse im Bereich der Mathematikdidaktik vorgestellt.
Nach der Begrüßung durch Tagungsleiterin Sabine Apfler, griff Rektor Erwin Rauscher in seinen Grußworten ein Element aus dem Märchen "Der Hase und der Igel" auf, um eine tiefere Botschaft über den Umgang mit Herausforderungen und die Einstellung zu Problemen im Bildungskontext zu vermitteln. Indem er die Anekdote von Hasen verwendet, die in Panik fliehen, weil sie fälschlicherweise glauben, ihnen werde das fünfte Bein abgesägt, obwohl sie nur vier haben, unterstreicht Rauscher einen kritischen Punkt: Die Bedeutung des Hinterfragens und des Verständnisses von Problemen, bevor man vorschnell handelt. Diese Geschichte illustriert auf eindrucksvolle Weise, dass in der Bildung – und speziell im Mathematikunterricht – es nicht nur darum gehen sollte, Lösungen zu finden oder mechanisch Wissen zu verarbeiten. Vielmehr sollte der Fokus darauf liegen, die Schüler*innen zu befähigen, Probleme zu verstehen, kritisch zu denken und nicht blindlings Lösungen zu verfolgen, die möglicherweise irrelevant sind. Rauscher: "Teaching to be ist ein großes Thema unserer Hochschule: Lehren und Schulunterricht, um zu sein, um sich in der Welt zurechtzufinden. Das bedeutet nicht, belehrend zu sein, sondern es bedeutet, Freiheit durch Wissen zu ermöglichen."
Neue Perspektiven im Umgang mit Fehlern
Yasmin Theile von der Uni Köln unterstrich in ihrem Eröffnungsvortrag die tief verwurzelte negative Wahrnehmung von Fehlern im Bildungssystem und forderte einen Paradigmenwechsel. "Fehler sind noch immer negativ behaftet, obwohl sie eine notwendige Begleiterscheinung in Lernprozessen darstellen und sogar als Indikator für den Wissensstand der Schülerinnen und Schüler dienen können", so Theile. Studien würden zeigen, dass Schüler*innen Fehler selten selbst erkennen und somit nicht nutzen können, was zu einem Vertrauensverlust in ihre eigenen Fähigkeiten führen kann. "Daher ist die Unterstützung der Lehrperson entscheidend, ebenso wie das kompetenzorientierte Wissen der Lehrkraft", so Theile. Für die Bewertung dürfe nicht nur auf das Ergebnis geschaut werden, auch Faktoren wie die Entwicklung und Anpassung von Lösungsstrategien sowie der Einsatz von Hilfsmitteln oder die Einstellung der Schüler*innen zum Problemlösen seien wichtige Bewertungskriterien. Anstatt klassischer Klassenarbeiten zur Überprüfung von Problemlösekompetenz plädiert die Mathematikerin für die Nutzung von Problemlösejournalen oder Lerntagebüchern: "Diese Ansätze ermöglichen es den Schüler*innen, ihre Überlegungen und Lösungsprozesse zu dokumentieren und reflektieren, wodurch eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Lernmaterial gefördert wird."
Christina Krause von der Universität Graz beleuchtete im zweiten Plenarvortrag des Tages die Bedeutung von sensorischer und neuronaler Diversität im Mathematikunterricht und bot innovative Ansätze, um den Körper als Ressource im Lernprozess zu nutzen.
Praktische Ansätze in Workshops
Im Laufe des Tages wurden auch diverse Workshops angeboten, die eine breite Palette von Themen abdeckten, von "Teaching Maths through English" über "Tinkercad – zwischen Tüfteln und Herumspielen" bis hin zu "Flächeninhalte – (k)ein Problem". Diese Workshops zielten darauf ab, praktische Fähigkeiten zu vermitteln und neue Perspektiven auf den Mathematikunterricht zu eröffnen.
Tombola und Mathematik-Messe
Die Tagung endete mit einer gemeinsamen Abschlusssitzung, die eine Tombola beinhaltete, und bot den Teilnehmer*innen die Gelegenheit, in lockerer Atmosphäre Erfahrungen und Gedanken auszutauschen. Umrahmt wurde die Tagung von einer Mathematik-Messe in der Aula, die den Teilnehmer*innen die Möglichkeit bot, sich mit den neuesten Lehrmitteln und -methoden diverser Verlage vertraut zu machen. Die Hochschulvertretung der PH NÖ sorgte für die kulinarische Verpflegung der Teilnehmer*innen.
Fotoalbum zum "Tag der Mathematik"
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