pte20210616002 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Mikrofasern werden zu Öl, Gas und Kohle

Textile Überbleibsel aus den Sieben von Wäschetrocknern lassen sich in Rohstoffe umwandeln


Wäschetrockner: Dieser wird nun zum Rohstofflieferanten (Foto: ktu.edu)
Wäschetrockner: Dieser wird nun zum Rohstofflieferanten (Foto: ktu.edu)

Kaunas (pte002/16.06.2021/06:05)

Aus den Mikrofasern, die in den feinen Sieben von Wäschetrocknern hängenbleiben, lassen sich Öl, Gas und Kohle herstellen. Die Forscher an der Technischen Universität Kaunas https://ktu.edu/ (KTU) in Litauen und am Lithauischen Energie-Institut https://www.lei.lt/, die das Verfahre zur Umsetzung der Fasern entwickelt haben, schätzen, dass die textilen Abfälle von einer Million Menschen in 14 Tonnen Öl, 21,5 Tonnen Gas und zehn Tonnen Kohle umgewandelt werden können. Die Umsetzungsquote beträgt 70 Prozent. Den Wert dieser Produkte beziffert Samy Yousef, der die Entwicklertruppe leitet, auf 100.000 Euro. 

[b]Fasern werden unter Luftabschluss erhitzt[/b]

Die Fasern werden in einem Reaktor, den die Forscher gebaut haben, unter Luftabschluss erhitzt, ein Verfahren, das ALS Pyrolyse bekannt ist. Die Kunststoffbestandteile verwandeln sich dabei in Öl und Gas, die pflanzlichen wie Baumwolle vor allem in Kohle. Eingesetzt wurden Fasern, die in den Wohnheimen der KTU gesammelt wurden. Deren Zusammensetzung ist sehr vielfältig, weil die Bewohner und damit ihre Kleidung aus unterschiedlichen Kulturen in Europa, Afrika, Asien und Amerika stammen.

[b]Anreiz zum Sammeln von Mikrofasern[/b]

„Komplette Stoffe umzuwandeln ist nicht sinnvoll, weil der Energieaufwand zu hoch ist", sagt Yousef. Bei Mikrofasern sei das anders. Sie hätten von vornherein eine Größe, die die Umwandlung stark erleichtert. „Ich glaube, man könnte ein Sammelsystem ähnlich der Pfandrücknahme für Getränkebehälter entwickeln", sagt der Forscher. Die Betreiber der Trockner müssten die Mikrofasern zu einer Sammelstelle bringen. Um einen Anreiz zu schaffen würde es eine kleine Entschädigung geben.

[b]Konversion schützt die Natur[/b]

Yousef sieht das Konversionsverfahren als umweltverträgliche Lösung an. Tatsächlich ist der Teil der Produkte, der aus Pflanzenfasern stammt, umweltneutral, denn bei der Verbrennung oder anderweitiger Nutzung wird nur so viel Kohlendioxid frei wie die Pflanze zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Für den meist wohl größeren Rest gilt das allerdings nicht, denn Fasern aus Kunststoff stammen aus Geweben, die auf Erdölbasis hergestellt wurden. Immerhin gelingt es so, Mikrofasern, die eine Belastung für die Natur sind, aus der Umwelt zu entfernen. 

(Ende)
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