pte20241108001 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Mikroplastik beherbergt oft Krankheitserreger

Kläranlagen werden mit dem Problem laut einer Untersuchung norwegischer Forscher nicht fertig


Abwasserproben im Analyselabor: oft mit kleinstem Plastik belastet (Foto: Ingun Lund Witsø, nmbu.no)
Abwasserproben im Analyselabor: oft mit kleinstem Plastik belastet (Foto: Ingun Lund Witsø, nmbu.no)

Ås/New York (pte001/08.11.2024/06:00)

Mikroplastikpartikel überziehen sich mit einem Biofilm, in dem Krankheitserreger siedeln - Bakterien vor allem, aber auch Viren. Das haben Forscher der Norwegischen Universität für Umwelt- und Biowissenschaften herausgefunden. Da die meisten Kläranlagen Mikroplastik nicht vollständig zurückhalten, können die Keime letztlich ins Trinkwasser gelangen und Krankheiten auslösen, warnt das Team um Ingun Lund Witsø.

Risiko Wiederverwendung

"Kunststoffe in Kläranlagen werden von mikrobiellen Biofilmen oder Plastisphären besiedelt, die Krankheitserreger wie Listeria, E. coli, Klebsiella pneumoniae und Acinetobacter spp. beherbergen können, die auch nach der Abwasserbehandlung noch vorhanden sind. Unsere Studie zeigt, dass Plastisphären möglicherweise zur Ausbreitung von Krankheitserregern aus behandeltem Abwasser beitragen, was eine Herausforderung für die Gesundheit und die Wiederverwendung von Wasser darstellt", so Witsø.

Mikroplastik, das in Kläranlagen landet, ist vor allem Reifenabrieb von den Straßen. Dazu kommen Zusatzstoffe in Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Zahnpflegeprodukte (außer Zahnpasta), außerdem die Abwässer von Waschmaschinen, in denen sich Abrieb von Kunststofffasern befindet.

Große Gefahr bei Starkregen

Moderne Kläranlagen halten zwar mehr als 95 Prozent des Mikroplastiks zurück. Doch bei Starkregen reichen die Rückhaltekapazitäten meist nicht aus, sodass die Abwässer zeitweise ungeklärt in die Vorfluter entlassen werden - und damit das Mikroplastik. Es gelangt teilweise in Flüsse, die der Trinkwasserversorgung dienen. Zudem geriet Mikroplastik jahrzehntelang in Form von Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutzte Böden, sodass es durch Auswaschung in Gewässer vordrang.

Zumindest in den USA sind die Wasserwerke nicht in der Lage, Nanoplastik vollständig zu entfernen. Mithilfe einer Technik namens stimulierte Raman-Mikroskopie hat Wei Min, Biophysiker der Columbia University, im vergangenen Jahr Nanoplastik in Trinkwasser und selbst in stillem Wasser gefunden, das in Supermärkten verkauft wird. In Deutschland und anderen europäischen Ländern beteuern die Wasserwerke allerdings, dass ihr Leistungswasser plastikfrei ist.

(Ende)
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