pts19971210008 Unternehmen/Wirtschaft

Dornröschenschlaf für Österreichs Freiberufler zu Ende

Zunehmender Wettbewerb zwingt zu verändertem Kommunikationsverhalten


Wien (pts008/10.12.1997/10:34) Der Dornröschenschlaf für Österreichs Freiberufler ist zu Ende. Die Liberalisierung im Zuge des EU-Beitritts, neue Mitbewerber und immer größere fachliche Anforderungen tragen zu einer spürbaren Verschärfung des Wettbewerbs bei Angehörigen der Freien Berufe bei, sagt der Unternehmensberater TPA Nidetzky & Partner in einer neuen Imagestudie, die am Mittwoch in Wien präsentiert wurde. Österreichs Freie Berufe müßten auf die veränderten Marktbedingungen mit strategischen Kooperationen und einem neuen Kommunikationsverhalten reagieren, erklärte Mag. Günther Klaura von der TPA Unternehmensberatung.

In den Kammern der Freien Berufe sind derzeit rund 53.000 Freiberufler organisiert, 40 % (!) mehr als noch vor zehn Jahren. Das Marktvolumen dieser Gruppe wird auf rund 100 Milliarden Schilling eingeschätzt - bei steigender Tendenz. Demgegenüber steht die Umbruchsituation bei mehreren Berufsgruppen. So etwa ist die Niederlassungsfreiheit der Apotheken derzeit beim VfGH anhängig und die Einschränkung der Vorbehaltstätigkeiten der Wirtschaftstreuhänder in heftiger Diskussion. Zudem drängen neue Gruppen von Anbietern wie Gesundheitsberater, Rechtsberater, Buchhalter, Baumeister usw. auf den Markt. Darauf seien Österreichs Freiberufler nicht vorbereitet, sagt Klaura.

Kompetent, aber nicht zukunftsorientiert
Basis der Image-Studie ist eine Umfrage zum Thema "Wie innovativ sind Österreichs Freiberufler?", die gemeinsam mit den PR-Consultern Temmel und Seywald zwischen August und Oktober 1997 übers Internet durchgeführt wurde. Wenig schweichelhaft beurteilt werden darin Freiberufler, wenn es um ihre Innovationsfähigkeit geht. Nicht einmal jeder zehnte Teilnehmer der Umfrage findet, daß Apotheker, Ärzte oder Rechtsanwälte aufgeschlossen für Neues sind. Am ehesten noch gelten Steuerberater oder Architekten als aufgeschlossen, wobei das Wissen um die Art der Tätigkeit bei letzterer Berufsgruppe besonders gering ist.

Kompetent, aber nicht erreichbar
Die Erreichbarkeit eines Dienstleisters ist für Kunden ähnlich wichtig wie dessen Kompetenz. Beim Vergleich von Kompetenz mit der Erreichbarkeit von Freiberuflern zeigen sich in der TPA-Umfrage aber große Differenzen - mit einer Ausnahme. Bei Ärzten wird die Erreichbarkeit (34,7 %) und Kompetenz (37,6 %) fast gleich hoch eingeschätzt, im Gegensatz zu Rechtsanwälten, deren Kompetenz 32,6) von den Untersuchungsteilnehmern fast dreimal so hoch wie die Erreichbarkeit (12,1 %) eingeschätzt wird.

Krasses Mißverhältnis zwischen Informationsangebot und Nachfrage
Generell schlecht informiert zeigten sich die Befragten über die Leistungspalette der Freiberufler. Nicht einmal ein Viertel der Befragten weiß über die möglichen Leistungen ihrer Ärzte Bescheid, nur 16 % haben einen Überblick bei Steuerberatern und Rechtsanwälten, nur 15 % bei Apothekern. Am meisten Unsicherheit besteht hinsichtlich der Dienstleistungen von Rechtsanwälten und Architekten (weniger als 10 % sind informiert).

Mehr Öffentlichkeitsarbeit würde Freiberuflern nicht schaden, glauben die Teilnehmer der Studie. Nur 10,2 % der Befragten, die ständig in Kontakt mit ihrem Arzt stehen, geben an, sie erhalten von diesem regelmäßig schriftliche Informationen. Demgegenüber stehen aber 35,4 %, die Interesse am Erhalt von Rundschreiben, Hauszeitungen usw. hätten. Bei Apothekern liegt dieses Mißverhältnis bei 7,1 % zu 27,6 %. Bei Rechtsanwälten geben nur 11,1 % der Untersuchungsteilnehmer an, regelmäßig informiert zu werden, beachtliche 52 % würden sich jedoch regelmäßige Informationsbriefe wünschen.

Radikale Veränderung des Kommunikationsverhaltens erforderlich
"Wenn Österreichischs Freiberufler ihre Wettbewerbsfähigkeit ernst nehmen, müssen sie ihr Kommunikationsverhalten radikal verändern", ist das Fazit der TPA-Studie. Hierzu gehörten die Intensivierung des persönlichen Kundenkontakts, regelmäßige schriftliche Informationen über Kundenzeitungen oder Rundschreiben, die Optimierung interner Organisationsstrukturen und interdisziplinäre Kooperationen.

Die Kammern der Freien Berufe wiederum müßten aktiv eine Auflockerung bzw. Aufhebung der wettbewerbsrechtlichen Beschränkungen verfolgen, empfiehlt Klaura, da die neuen Mitbewerber bei ihren Werbeaktivitäten keine Beschränkungen beachten müßten. Der Unternehmensberater verwies in diesem Zusammenhang darauf, daß die wettbewerbsbeschränkenden Bestimmungen in anderen EU-Ländern z.T. schon weitergehend reduziert wurden.

Berufsgruppe 1986 1992 1996 Umsatz 1996 in Mrd. S
Apotheker: 3.195 3.745 4.180 19,3
Ärzte (nur praktizierende): 22.529 28.193 32.055 32,4
Rechtsanwälte/Patentanwälte: 2.512 3.046 3.412 10,2
Notare: - 375 400 3,0
Tierärzte: 1.727 1.994 2.195 4,4
Wirtschaftstreuhänder: 3.626 4.453 5.158 15,1
Architekten/Zivilingenieure: 4.192 4.887 5.532 16,6
Gesamtsumme: 37.781 45.993 52.932 101,0
relative Steigerungsrate: 100 % 122 % 140 % -

Hinweis: Aus Anlaß der Präsentation der Image-Studie hat die TPA Unternehmensberatung einen praktischen Marketing-Leitfaden für Freie Berufe und Dienstleistungsunternehmen vorgestellt, der auf die individuellen Kommunikationsbedürfnisse von Freiberuflern eingeht.

Information: Mag. Günther Klaura, TPA Unternehmensberatung GmbH, Tel. 01/54617-400, Fax DW 499, Herbert Stifter, Temmel und Seywald, Tel. 01/402 48 51-0, Fax DW 18.

Beschreibung der Untersuchung
Die empirische Untersuchung "Wie innovativ sind Österreichs Freiberufler" wurde von Mitte August bis Mitte Oktober über das Internet durchgeführt. Untersucht wurde das Verhältnis der Befragten zu Apothekern, Ärzten, Rechtsanwälten/Notaren, Steuerberatern und Architekten/Zivilingenieuren. Als Kontrollgruppen wurden Vermögensberater und PR/Marketingberater gegenübergestellt. In die Auswertung wurden rund 300 Fragebögen einbezogen.

Die Hälfte der Untersuchungsteilnehmer ist älter als 30 Jahre, der Anteil an männlichen Probanden beträgt 78,2 Prozent. Die Teilnehmer sind überwiegend Angestellte (37,3 %) und Studierende (25,3 %), der Rest verteilte sich auf Unternehmer und Freiberufler (je 10,6 %), Kommunikationsberufe (8,3 %) und Techniker (7,5 %).

Die Image-Untersuchung kann zu einem Kostenersatz von S 3.500,- bei Mag. Günther Klaura, TPA Nidetzky & Unternehmensberatung GmbH, Ziegelofengasse 33, 1050 Wien, Tel. 01/54617-400 oder Fax DW 307 angefordert werden.

(Ende)
Aussender: Treuhand Partner Austria TPA
Ansprechpartner: Mag. Günther Klaura, email: tpaub@via.at, Tel. 01/54617-400
Website: www.tpawt.com/
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