Gewerbeverein: Ist die EU so naiv, zu glauben wir hätten Gasmarkt liberalisiert?
Wer auf Deutschland schießt, soll sich einmal auf unserem Gasmarkt umsehen
Wien (pts003/18.10.2002/08:15) Die EU-Kommission hat beschlossen, Deutschland vor dem EuGH zu verklagen, um die vollständige Umsetzung der EU-Erdgasrichtlinie zu erreichen. Ziel der Erdgasrichtlinie der EU ist es, den europäischen Erdgasbinnenmarkt für den Wettbewerb zu öffnen.
Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) vermisst einen entsprechenden Aufschrei der EU-Granden, nachdem in Österreich trotz - nach wahrscheinlich - vollständiger Umsetzung der EU-Erdgasrichtlinie alles so bleibt wie es war - also ALLES BLEIBT BESSER - auch am Gasmarkt.
Der nationale Schulterschluss in der heimischen Gaswirtschaft wurde mit dem Segen von Wettbewerbsbehörde, Kartellanwalt und Arbeiterkammer nun bestätigt. Kleinere Auflagen sind zu erfüllen - die heimische Wagenburg ist wieder dicht geschlossen.
OMV, Wiengas, EVN, Oberösterreichische Ferngas, Linz AG und die burgenländische Begas dürfen demnach ihr Großkundengeschäft sowie den Gashandel in der neuen Gesellschaft namens "Econgas" zusammenführen. Das neue Konstrukt kontrolliert somit über 80 Prozent des gesamten österreichischen Gasmarktes. Die OMV ist Generalimporteur für ausländisches Erdgas, das knapp vier Fünftel des heimischen Bedarfes deckt. Zudem verfügt die OMV über große Speicherkapazitäten und Transportleitungen.
Es wäre nun wahrlich Aufgabe der EU endlich dafür zu sorgen, dass die alten Erbhöfe im Energieversorgungsbereich eingerissen werden. Ausländische Gasanbieter haben nun einen maßgeblichen Wettbewerbsnachteil erlitten - zum Schaden der energieverbrauchenden Wirtschaft.
Econgas wird trotz allem im internationalen Konzert ein Zwerg bleiben. Eine intensivierte österreichisch-russische Energiepolitik bedarf in einer Marktwirtschaft finanzstarker privater Energiekonzerne, die angesichts leerer öffentlicher Kassen die Mittel und das nötige energietechnische und russlandspezifische Know-how aufbringen, um in Russland ernst genommen zu werden. Es geht unter anderem um Joint Ventures beim Bau von Gaspipelines, bei der Erschließung von Erdgasvorkommen und bei Investitionen in russische Energiesparprogramme.
Mit Econgas wurde wohl auch diese internationale Chance vertan!
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