pts20031027004 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

Schneller Internet-Zugang - Schlüssel zum Wirtschaftswachstum


Wien (pts004/27.10.2003/09:30) Weltweite Studie von Arthur D. Little in 22 Ländern: Europa hat die langsamsten Internet-Zugänge hinter Asien und den USA - wichtige Rolle des Staates durch e-Government als "Vorreiterfunktion".

Europa muss seine Internet-Kapazitäten massiv aufrüsten, um im Vergleich zu den USA und Asien wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Breitband-Zugang zum Internet ist das Rückgrat der wissensbasierten Gesellschaft, ein Zurückbleiben verringert die Standortattraktivität, kostet Wachstum und damit Arbeitsplätze. Derzeit ist Europa der Kontinent mit dem langsamsten Zugang zum Internet. In den USA haben die Internet-User im Schnitt einen vier bis acht Mal, in Asien sogar einen vier bis sechzehn Mal leistungsfähigeren Zugang zum Internet als Europäer. Damit droht Europa in der Entwicklung neuer, zukunftsträchtiger Geschäftszweige gegenüber anderen Kontinenten zurückzubleiben. Die durchgängige "Elektronisierung" der Geschäftsprozesse ("e-Business"), Onlinedienste von Ämtern, Behörden und Institutionen ("e-Government") haben Leitfunktion für die Standortqualität, den raschen und reibungslosen Austausch großer Datenmengen und damit für die Entwicklungsdynamik moderner Staaten. Sie funktionieren aber erst, wenn ein großer Teil der Bevölkerung über leistungsfähige Internet-Zugänge verfügt und entsprechende Dienste im Markt sind.

Das sind die Ergebnisse einer Studie zum Markt für Breitband-Internet-Zugänge sowie den Aussichten der weltweiten Netzbetreiber, die die Unternehmensberatung Arthur D. Little in 22 Ländern durchgeführt hat.

Dr. Karim Taga, Leiter des Bereiches TIME (Telekommunikation, Informationstechnologie, Medien, Elektronik) bei Arthur D. Little Austria: "Europa ist aufgefordert, seine Breitband-Netze rasch auf den letzten Stand der Technik zu bringen. Jede Verzögerung blockiert Investitionen und Innovationen, sie schränkt die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft ein und behindert den Strukturwandel. Nach der Liberalisierung der Telekom-Wirtschaft in der Europäischen Union geht es darum, den Netzbetreibern einen raschen Aufbau ihrer Breitband-Kapazitäten zu ermöglichen und so den Stau bei der Übermittlung großer Datenmengen, z.B. Videos, im Internet zu beheben. Dies bedingt die Notwendigkeit ausreichender Margen, um die notwendigen Investitionen zu tätigen. Wo leistungsfähige Netze vorhanden sind, gibt es auch einen raschen Vormarsch der Internet-Technologie. Aber auch auf der Anbieterseite muss der Staat mit gutem Beispiel vorangehen: Die rasche und breite Umsetzung von e-Government, das heißt die Erledigung von Behördenvorgängen über das Internet für jeden Bürger und jedes Unternehmen eines Landes, basiert auf Breitband-Internet-Zugängen und ist ein wesentlicher Faktor für mehr Standortattraktivität.

Der rasche Vormarsch der neuen Technologie in führenden Ländern wie Korea ist auf drei Faktoren zurückzuführen: Erstens auf ein klares Bekenntnis der Regierung zur Informationsgesellschaft (Nationales Wissensmanagement-Projekt mit interaktiven Bildungsprogrammen), zweitens auf niedrige Preise für Netzanschlüsse und PC's und drittens auf klare rechtliche Rahmenbedingungen, die "elektronische Piraterie" (illegale Nutzung von Musik-Downloads und Videos) eindämmen helfen.

Die weltweite Arthur D. Little-Studie schätzt für Europas Breitband-Dienste im Jahr 2003 ein Umsatzvolumen in einer Größenordnung von 9,2 Mrd. Dollar. Das ist doppelt so viel wie 2002 (4,5 Mrd. Dollar). Bis zum Jahr 2008 wird sich dieser Umsatz auf 34 Mrd. Dollar erhöhen. Vor allem das Volumen der Multimedia-Dienste wird sich explosionsartig entwickeln: Nach Berechnungen von Arthur d. Little wird es von derzeit 0,6 Mrd. auf mindestens 4,4 Mrd. Dollar steigen. Auch in Österreich erfolgte bereits der Start von Multimedia-Diensten, wie z.B. ein kostenpflichtiges Musikportal.

Interessant ist, dass 70 Prozent der weltweiten Umsätze von Breitband-Netzbetreibern mit dem Tarifsystem von "Flat Rates" erzielt wird. Der Betreiber fakturiert also nicht mehr das Volumen der übermittelten Datenmengen, sondern einen fixen Betrag. Im Durchschnitt zahlen die Breitband-Benützer weltweit rund 40 Dollar je Monat für ihren Internet-Zugang. Dafür stehen mehrere Technologien zur Verfügung, unter anderen auch das in Österreich verwendete ADSL.

Am weitesten verbreitet ist Breitband-Technologie in Korea, Hongkong und Taiwan, wo bereits zwischen 80 und 40 Prozent der Bevölkerung den raschen Zugang zum Internet haben. In der zweiten Gruppe (20 bis 40 Prozent der Bevölkerung) rangieren die Niederlande, Belgien, die USA, Schweden und Österreich, in der dritten, am wenigsten entwickelten Gruppe (bis 20 Prozent), Großbritannien, Spanien, Deutschland, Frankreich und Italien. Schlusslichter mit einer Breitband-Verbreitung von unter fünf Prozent sind die meisten osteuropäischen Länder, wie z.B. Kroatien und Tschechien sowie Malaysia, Brasilien und Venezuela.

Deutschland hinkt hinter Österreich nach

Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Breitband-Marktes ist der Infrastrukturwettbewerb zwischen verschiedenen Anschlusstechnologien. So gibt es in den meisten Breitband-Märkten - wie auch Österreich - , mehrere Technologien, aus denen der Kunde wählen kann. In Märkten, wo - wie z.B. in Deutschland - nur eine einzige wesentliche Technologie zur Verfügung steht, geht die Entwicklung langsamer vor sich. Aus diesem Grund hinkt Deutschland, auch was die Durchdringung des Marktes betrifft, hinter Österreich weit nach. Hierzulande haben 19 Prozent, in Deutschland hingegen nur zehn Prozent der Haushalte "Turbo"-Zugang zum Internet.

Bis zum Jahr 2008 erwartet die Arthur D. Little-Studie in Österreich einen Anstieg der Marktdurchdringung von 19 auf 40 Prozent. Die Verbreitung des Breitband Internet-Zugangs wird sich von heute rund 600.000 Haushalten in Österreich auf mehr als eine Million Haushalte im Jahr 2005 und knapp 1,3 Millionen Haushalte bis zum Jahr 2008 steigern. Auch wird der Markt - wenn auch nicht im selben Ausmaß - vom Umsatz her wachsen: von 240 Mio. Euro 2003 auf 430 Mio. Euro 2008.

Taga, folgert daraus: "In den kommenden Jahren werden auch in Österreich die durchschnittlichen Ausgaben des Konsumenten für den Zugang zum Internet - im Vergleich zu heute - sinken. Weiterer Umsatz muss daher verstärkt aus dem Content-Angebot generiert werden."

Werbung im Internet: Boom erwartet

Erst wenn ein großer Teil der Bevölkerung den Zugang zum Internet über Breitband-Dienste hat, können auch die zur Finanzierung neuer Angebote notwendigen Werbeeinnahmen fließen: So gibt die Werbewirtschaft in den USA für TV-Werbung 53 Mrd. US-Dollar, für Radiowerbung 18 Mrd. US-Dollar, für Werbung im Internet aber nur vier Mrd. Dollar pro Jahr aus. Dies, obwohl die Bevölkerung einen wesentlich größeren Teil der ihr zur Verfügung stehenden Zeit vor dem Internet-Bildschirm als vor dem Fernseher verbringt. Grund für die niedrigen Werbeausgaben im Internet sind die technischen Engpässe, also die Tatsache, dass der Zugang zum Internet für den Großteil der Benützer noch immer zu langsam ist, um hochwertige Werbung - wie z.B. Videos - empfangen zu können.

Österreich darf nicht auf halbem Weg stehen bleiben

In Österreich ist laut Taga die Geschwindigkeit, mit der die Anbieter neue Dienste einführen, der Schlüsselfaktor für die Entwicklung des Marktes. Taga: "Um der Bevölkerung und Wirtschaft den vollen Nutzen der Breitband-Technologie zu bieten, muss rasch eine kritische Masse ausreichend vieler Benützer erreicht werden. Dies erfordert Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass die Netzbetreiber den Markt mit hohen Investitionen weiter entwickeln und nicht nur auf Ertragsmaximierung und Konzentration auf Nischenprodukte setzen. Die Öffentliche Hand übt mit der effizienten Umsetzung von e-Government ebenfalls Leitfunktion aus."

Taga weiter: "Die Nutzung des Internets auf Breitband-Basis ist ein wirtschaftlicher Wettbewerbsvorteil. Österreich ist schon heute technisch in einer hervorragenden Ausgangsposition und soll diese nicht aufgeben. Es liegt beim Regulator, der Öffentlichen Hand, den Investoren und den auf dem Markt führenden Unternehmen, die neuen Technologien rasch der gesamten Bevölkerung zur Verfügung zu stellen."

Für die Benützer bringt die neue Technologie eine Fülle von Vorteilen: Heute kann man im Fernsehen nur passiv vorgefertigte Werbespots sehen. In Zukunft wird der Interessent z.B. bei einem in einer Sendung gezeigten Auto immer öfter interaktiv Details abrufen, also z.B. mittels Mausklick den Innenraum ansehen oder die Beschleunigung virtuell erleben können.

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(Ende)
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