Studie von mobilkom austria
54 % der gesamten Kommunikation läuft über elektronische Medien
Wien (pts014/17.11.2003/11:00) 79 % der ÖsterreicherInnen bevorzugen face-to-face Gespräche, aber nur 46 % aller Mitteilungen werden tatsächlich face-to-face weitergegeben - 72 % der Kommunikationsinhalte sind privater Natur - Nur jeder dritte Inhalt ist "wirklich notwendig" - Liebesgeflüster am Telefon ist out - Handy wird Kommunikationstool der Zukunft
Das Institut für systemische Marktforschung MAFOS untersuchte im Auftrag von mobilkom austria, worüber Österreich wirklich redet und welches Medium für welche Botschaft verwendet wird. Dazu wurden einhundert Tiefeninterviews durchgeführt und Kommunikationstagebücher ausgewertet, in denen hundert Personen eine Woche lang alle Gespräche aufzeichneten.
Das überraschende Ergebnis: Trotz neuer Medien wie Handy oder Internet sprechen die Österreicherinnen und Österreicher doch am liebsten persönlich miteinander. 79 % aller Österreicher präferieren das direkte face-to-face Gespräch. Nur 14 % reihen das Handy an die erste Stelle und würden es jedem anderen Kommunikationstool vorziehen.
Zwischen dem Wunsch, wie man im Idealfall am liebsten kommunizieren würde, und der Realität, wie wirklich kommuniziert wird, klafft aber eine Lücke: Nur 46 % aller Kommunikationsinhalte innerhalb einer Woche werden tatsächlich face-to-face weitergegeben. 54 % sind vermittelte Inhalte und laufen über ein Medium: Handy, E-Mail, SMS oder Festnetz. Innerhalb der Rangliste dieser Medien führt das Handy: 26 % aller Mitteilungen in einer Woche werden via Handy mitgeteilt.
Die Inhalte, über die die Österreicherinnen und Österreicher sprechen, sind zum überwiegenden Teil rein privat. "Drei von vier Gesprächen drehen sich um private Angelegenheiten. Nur ein Viertel ist beruflich bedingt", erklärt Studienautor Dr. Werner Weißmann, Leiter des Institutes für Systemische Marktforschung - MAFOS. "Von allen Kommunikationskanälen hat das SMS den höchsten Anteil an privaten Inhalten, nämlich 95 %. Das Handy wird zu 81 % privat genutzt. Allerdings wird nur jede dritte Kommunikation als 'tatsächlich notwendig' bewertet." Unterhaltsame aber eigentlich nicht notwendige Inhalte machen also 61 % der Gesamtkommunikation Österreichs aus. Wie gefühlsbetont die ÖsterreicherInnen sein können, zeigt sich daran, dass 59 % aller Inhalte emotional sind und nur 41 % einen sachlichen Charakter haben.
Liebesgeflüster direkt statt am Telefon
Gefühle, Liebeserklärungen, Sorgen und Freuden teilen sich die Österreicherinnen und Österreich fast ausschließlich direkt mit. "Gerade auf der Beziehungsebene vertrauen 91 % aller Befragten nur auf das Vier-Augen-Gespräch. 94 % begründen das damit, dass sie so besser auf ihren Gesprächspartner eingehen können", so Weißmann. Liebes-SMS werden zusätzlich zum persönlichen Kontakt versendet: Etwa 15 % der Österreicher (18 % bei der Altersgruppe bis 29 Jahre) versenden ab und zu eine liebe Botschaft mit 160 Zeichen.
Zum Telefonhörer des Festnetzapparates greifen die Befragten vor allem dann, wenn Behördenkontakte abgewickelt werden müssen oder der Kontakt innerhalb der Familie gepflegt werden soll. Für Appelle ist das E-Mail das beliebteste Medium: 18 % der Österreicher schreiben ein E-Mail, wenn sie einen beruflichen oder privaten Partner auffordern, etwas für sie zu tun.
SMS und E-Mail für Unangenehmes
Aus diesem Grund wird der E-Mail-Kommunikation auch der Status "wichtigste berufliche Kommunikationsform" verliehen. 35 % stufen E-Mails als besonders wichtig für den Job ein - vor dem Handy (26 %).
"Die schriftliche Kommunikation wird aber auch dann bevorzugt, wenn unangenehme Dinge oder Inhalte mit einer höheren Hemmschwelle kommuniziert werden. 26 % wählen SMS und 27 % E-Mail, weil sie sich ansonsten nicht trauen würden, etwas zu vermitteln", berichtet Weißmann. Gleichzeitig ist aber bei der mobilen Kurznachricht SMS die Gefahr am größten, dass der Sender missverstanden wird - das gaben 78 % der Befragten an.
Kommunikationsinstrument der Zukunft: Handy
"Dass es die Menschen trotzdem schätzen, miteinander im persönlichen Gespräch zu bleiben, finde ich sehr positiv. Ist doch gerade funktionierende zwischenmenschliche Kommunikation ein stabilisierender Faktor im Gesellschaftsleben", fasst Dipl.-Ing. Dr. Boris Nemsic, Generaldirektor mobilkom austria und COO Wireless Telekom Austria, das Studienergebnis zusammen. Besonders freue ihn aber die Tatsache, dass 70 % der Untersuchungsteilnehmer der Kommunikation via Handy die größte Zukunftschance einräumen. "Spannend finde ich, dass vor allem Frauen und vier von fünf Personen über 45 Jahre der Mobilfunkkommunikation einen zukünftig hohen Stellenwert zusprechen." Einer der Gründe mag darin liegen, dass das Handy zum spontansten aller Medien "gewählt" wurde.
Inhalt und Beziehung sind heute Thema beim 3. mobile.futuretalk
Heute Abend werden die Schwerpunkte der mobilkom austria Studie "Worüber spricht Österreich" mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Werbung diskutiert. Zu Gast beim dritten mobile.futuretalk, dem Branchenevent von mobilkom austria, ist der Medienethiker, Journalist, Kommentator und Buchautor Douglas Rushkoff. Er wird über die Geheimwaffe des Wirtschaftslebens informieren: "Social Currency".
Laut Rushkoff kreieren Menschen Inhalte, die ihnen helfen, miteinander in Kontakt zu treten. "Wir suchen nach Gründen, um mit anderen Beziehungen zu knüpfen. Jene Unternehmen, die Beziehungsinhalte - also 'Social Currency' schaffen, - werden gewinnen", so Rushkoff.
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