pte20040129032 in Leben

Deutsche Forscher entdecken neue Bakteriengruppe im Meer

Experten gelingt Differenzierung der Kleinstlebewesen nach Temperaturzonen


Oldenburg (pte032/29.01.2004/16:24) Wissenschaftlern des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres an der Universität von Oldenburg http://www.uni-oldenburg.de ist es gelungen, eine neue und sehr häufige Bakteriengruppe im Meer zu identifizieren. Diese neue Gruppe, die RCA-Cluster genannt wurde, gehört zur Familie der Roseobacteriaceen, berichten die Mikrobiologen in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature http://www.nature.com .

"Die jetzt identifizierte Bakteriengruppe findet sich in vielen Meeresgebieten der gemäßigten Zone sowie im Nord- und Südpolarmeer. Während sie beispielsweise in der Nordsee und dem Nordpolarmeer fünf bis zehn Prozent aller Bakterien in der oberflächennahen Wasserschicht ausmacht, bringt sie es im Südpolarmeer sogar auf 20 Prozent", erklärt Meinhard Simon, der mit seinen Kollegen Natascha Selje und Thorsten Brinkhoff die Entdeckung machte. "In tropischen und subtropischen Regionen mit höheren Wassertemperaturen kommen Bakterien dieser Gruppe nicht vor", führt der Experte aus. In nur einem Milliliter Meerwasser leben bis zu zwei Mio. Bakterien. Das Wissen über die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften im freien Wasser der Weltmeere ist bis dato äußerst lückenhaft, erklärt Simon.

Bei ihren Untersuchungen im Südpolarmeer stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die Zusammensetzung der neu identifizierten Gruppe nördlich und südlich der Polarfront unterscheidet. Damit konnten sie erstmals belegen, dass die Verbreitung von marinen Bakteriengruppen und -arten durch die Verteilung von Wassermassen reguliert wird und die Temperatur dabei eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Zu den großen Problemen der Meeres-Bakterienforschung zählt die Kultivierung der Kleinstlebewesen im Labor. "Die Meeresbakterien verhalten sich dabei besonders eigensinnig", stellt Simon fest. "Bei dem Versuch sie zu kultivieren, versagen oft die klassischen mikrobiologischen Methoden, da sich das Wachstumsmilieu und die Wachstumsbedingungen dieser Organismen fundamental von den Bedingungen unterscheiden, die im Labor gewöhnlich hergestellt werden können", so der Mikrobiologe.

Die Oldenburger Forscher konnten die neue Bakteriengruppe identifizieren, indem sie zwei Methoden kombinierten: Sie untersuchten die genetischen Fingerabdrücke von Bakterien im Wasser und fanden so heraus, welche Bakterien besonders häufig vorkommen. Durch Versuchsbedingungen regten sie selektiv das Wachstum dieser häufigen Bakterien an, so dass eine Identifikation möglich wurde. Bisherige Untersuchungen im offenen Meer haben nur Aufschlüsse über das Vorkommen und die Häufigkeit von übergeordneten Bakteriengruppen gegeben. "Wenn mit der differenzierten Analyse eine exakte Verbreitung von wichtigen Bakterienarten in bestimmten Klimazonen möglich wird, ist dies", so der Experte "ein bahnbrechender Erfolg für die Wissenschaft."

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