pts20050119052 Politik/Recht

Gewerbeverein: Wegen Spendenabsetzbarkeit an die Herz-Lungen-Maschine?

Jetzt hat Grasser ein Argument, Spenden steuerlich nicht absetzbar zu machen!


Wien (pts052/19.01.2005/22:01) Der deutsche Fiskus muss nach ersten Kalkulationen Dank der beeindruckenden Spendenbereitschaft der Deutschen mit Mindereinnahmen in Höhe von rund 90 Millionen Euro rechnen. Insgesamt geht man davon aus, dass bei einer Gesamtspendensumme von 400 Millionen Euro etwa 280 Millionen steuerlich geltend gemacht werden. Der Differenzbetrag von rund 120 Millionen Euro geht nicht in die steuerliche Abzugsfähigkeit ein, da er bei Veranstaltungen in Sammeldosen zusammenkam beziehungsweise von Rentnern oder prominenten Deutschen ohne Steuerpflicht in Deutschland - wie etwa dem Rennfahrer Michael Schumacher - gespendet wurde. Im Gegensatz zu Österreich sind deutsche Spenden generell steuerlich absetzbar.

Warum das Herz-Lungen-Maschinen-Deutschland (O-Ton Grasser) sich den Luxus leistet, hier großzügig zu sein, während unser Ober-Finanzer gebannt auf sein Maastricht-Credo starrt, ist bei einer derartigen Mega-Katastrophe menschlich schwer zu verstehen - so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV)
Die Deutschen denken da anders: Das Steuer-Minus werten sie als Erfolg. Es hat sich offenbar bewährt, dass der Staat über die generelle steuerliche Abzugsfähigkeit die private Hilfsbereitschaft der Bürger anregt und fördert.

Nationalratspräsident Khol sieht das differenzierter. Wenn das Budget es zulässt, dann werde man auch in Österreich über eine generelle steuerliche Spendenabzugsfähigkeit nachdenken, so meinte er sinngemäß in der Pressestunde. Da Budgets - aus denen etwa ein Hundertstel dessen, was in die ÖBB fließt an öffentlichen Spendengeldern für die Tsunami-Opfer bereit gestellt wird - dies naturgemäß nie zulassen werden, wissen wir auch schon die offizielle Antwort. Lieber das 100fache für den sozialen Frieden von 45.000 Überprivilegierten in Österreich, als Humanität und Hilfsbereitschaft für einige Millionen Obdachlose tausende Kilometer entfernt.

Aber das Wort Spenden ist ja auch in der gültigen Regierungserklärung nicht enthalten. Verständlich: Die Bundesregierung ist meisterlich im Outsourcen von Hilfsbereitschaft. Als wir noch bei acht Millionen Tsunamihilfe seitens der öffentlichen Hand standen, haben die Österreicher schon selbst ein Vielfaches davon privat gespendet. Gewiss wäre es noch mehr geworden, hätten wir dafür steuerliche Absetzbarkeit gewährt bekommen.

Merkwürdig, dass man bei der steuerbefreiten Variante von Privatspenden so kleinkariert ist. Immerhin ist die jetzige Politikergeneration von Spenden hoch gepäppelt worden, die nach dem Krieg nach Österreich reichlichst flossen.

Offenbar ist es aber gleichgültig, ob Vertreter dieser Generation oder die Kinder des Wirtschaftswunders heute über Humanität in Österreich entscheiden. Es gilt: Maastricht für Spenden, nicht für ÖBB-Zuschüsse!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
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