Gewerbeverein: Nicht Geiz, sondern Qualität ist geil
Diskussion über neues Konsumverhalten - Bestbieter statt Billigstbieter!
Wien (pts029/05.04.2005/12:36) Nicht Geiz, sondern Qualität und Service sind geil, so das Fazit der Podiumsdiskussion, die am Montag Abend auf Einladung des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) im Palais Eschenbach stattfand. Zur Frage "Ist Geiz wirklich geil?" diskutierten Motivforscherin Dr. Helene Karmasin, Mag. Vera Pesata von Geizhals.at, Komm.Rat Dr. Fritz Aichinger von der Wirtschaftskammer Wien sowie Univ.-Prof. Dr. Rudolf Vetschera vom Betriebswirtschaftszentrum der Wirtschaftsuniversität Wien unter der Moderation von Paul Jezek, New Business.
"Vor zehn Jahren wäre eine Geiz-ist-geil-Kampagne undenkbar gewesen. Konsumenten hätten sich geschämt, wenn man sich ein Produkt nicht leisten konnte. Was früher Ausdruck eines sozialen Etiketts war, das man lieber verbarg, ist heute ein Zeichen eines cleveren Konsumenten. Ein Trend, der mittlerweile auch obere Schichten angesteckt hat", erklärte Motivforscherin Dr. Helene Karmasin den Vormarsch der Schnäppchenjäger.
Komm. Rat Dr. Fritz Aichinger, Spartenobmann Handel der Wirtschaftskammer Wien, zeigte sich betroffen über den zunehmenden Geiz-ist-geil-Trend. "Das führt uns in eine negative Spirale nach unten. Wo hört sie auf? Es wäre der Beginn einer Rezession, würden wir nur auf die eine Schiene - dem billigen Preis - setzen. Wir müssen uns hin zu Bestbietern entwickeln, wo auch Service, Information, Beratung, Nachbearbeitung und neuerdings auch Entsorgung zählen."
Das sieht auch die Preisvergleichsplattform Geizhals.at so und setzt genau hier an. "Auch bei uns geht es nicht nur um den billigsten Preis. Unsere Kunden machen beispielsweise Informationen über Qualität und Service der Händler in unseren Foren zugänglich. Sie schaffen damit Transparenz über den Preis hinaus, die dem Typus des emanzipierten Konsumenten entgegenkommt. Und das kann nur in einer Internet-Community funktionieren. Unser Erfolg basiert auf einem Service wie diesem, nicht nur auf dem billigsten Preis", betonte Mag. Vera Pesata, Bereichsleiterin Marketing und Sales bei Geizhals. Diese Markttransparenz führe auch dazu, dass sich die Händler in punkto Service mehr anstrengen. Eine positive Wechselwirkung zwischen Konsumenten und Handel also.
"Wegzugehen von der reinen Preisorientierung ist auch ökonomisch verträglicher. Hier gibt es einen Handlungsbedarf für Regulierungen", ergänzte Univ.-Prof. Dr. Rudolf Vetschera vom Betriebswirtschaftszentrum der Universität Wien und bedauert, dass in der Wirtschaft das Denken in Zusammenhängen verloren ging, stattdessen die individuelle Rationalität das Ganze schädige. "Es wäre wichtig, eine Massenkaufkraft zu schaffen. Keiner will aber die notwendigen Löhne dafür zahlen", so Vetschera.
Als probates Mittel im Kampf gegen die Preisspirale strich Pesata das Thema Vernetzung hervor. Das Internet biete dafür hervorragende Möglichkeiten. "Wir von Geizhals.at sehen uns als Robin Hood für KMUs, denn wir bieten sehr viel Unterstützung für kleine Händler wie eine kostengünstige und zielgerichtete Möglichkeit der Neukundengewinnung ohne Streuverluste. Dass wir auf der Seite der kleinen Händler stehen, zeigt auch unsere jüngste Kooperation mit der Wirtschaftskammer, die Elektrohändlern den Weg ins Internet ebnet." Mittlerweile bieten über 1100 Händler ihre Ware auf Geizhals.at an und setzen monatlich rund 45 Millionen Euro um.
Dass das Internet eine hervorragende Möglichkeit ist, ein positives wirtschaftliches Gegengewicht zu schaffen, bestätigte Univ.-Prof. Vetschera: "Denken Sie beispielsweise an Open Source. Durch einen breiten Informationsfluss wurde hier eine Gegenbewegung zu großen Anbietern geschaffen. Wenn sich Kleine vernetzen, kann das große monopolistische Blöcke in Schwierigkeiten bringen." Und auch Aichinger lenkte ein: "Das Internet hat seine Berechtigung. Es ist sicher eine Vertriebsschiene, die kommt."
Positive Aussichten skizzierte auch Motivforscherin Karmasin am Schluss der Diskussion: "Konsumenten haben viele Motive, nicht nur Geiz, sonst könnten wir uns aus vielen Märkten zurückziehen." Der "Geiz ist geil"-Slogan sei sehr prägnant formuliert, das unterstütze die Wirkung. "Ich würde mir aber wünschen, dass das andere Programm - Qualität und Serviceorientiertheit - bald ähnlich spannend formuliert wäre. Dann wäre der Handel ein großes Stück weiter", so das Fazit der Motivforscherin.
Wird es also bald "Service ist sexy" heißen?
Pressefotos zur Podiumsdiskussion finden sich unter http://www.fotodienst.at und stehen mit dem Code qas457 zum download zur Verfügung. (Ende)
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