Gewerbeverein: EU gibt für Agrarsubventionen zehnmal so viel aus wie für F&E!
Und wenn man die Bauern nicht bremst - brauchen wir denn zwei EU-Parlamente?
Wien (pts057/21.04.2005/21:48) Der Erhalt der zumeist überalterten Strukturen im Agrarbereich ist der Europäischen Union zehnmal soviel wert, wie die Förderung von Bildung und Wissenschaft - kritisiert der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) bereits zum wiederholten Male. Darüber hinaus ist auch die österreichische Bundesregierung dem Bauernstande in weit höherem Maße finanziell verpflichtet, als der Zukunft durch Innovation!
Jetzt gehen wir es aber an! Um das Lissabon-Ziel - 2010 wettbewerbsfähigster und dynamischster Wirtschaftsraum der Welt zu werden - zu erreichen, sollen ab 2007 die EU-Ausgaben für Forschung und Entwicklung verdoppelt werden. Allerdings muss das Geld durch Zusatzzahlungen der Mitgliedsländer aufgebracht werden - meint die Kommission. Dafür ist im ÖGV wenig Verständnis vorhanden. Immerhin kann man auch die üppigen Agrarsubventionen zurückfahren!
Eine andere Teilfinanzierung der EU-Forschung ergäbe sich aus der Redimensionierung des "teuersten Wanderzirkus' der Welt". Rund eine halbe Milliarde EUR kostet der doppelte EU-Parlamentssitz in Brüssel und Straßburg. Bei knappen Kassen ist diese Form von Euro-Föderalismus wohl niemandem zu erklären. Der Sitz des EU-Parlaments hat ausschließlich in Brüssel zu sein. Allerdings lieben 350 EP-Parlamentarier ihren Wanderzirkus - nur 208 waren bei einer Abstimmung dagegen. Muss wohl reizvoll sein - satt dotiert - je nach Gusto in zwei Städten seine Einkäufe zu erledigen.
Join the Parliament - see the world! Nur damit Frankreich in seiner Ehre nicht gekränkt wird. Da soll die Grande Nation die halbe Milliarde schön selbst berappen!
Zurück zur Forschung: Positiv bewertet wird vom ÖGV, dass künftig jeder als qualitativ hervorragend eingestufte Förderantrag auch bewilligt werden soll. Bisher war hier die Quote 50 Prozent.
Wichtig ist auch, dass in dem neu zu schaffenden European Research Council Wissenschaftler selbst im Peer-Review über Anträge ihrer Kollegen befinden und nicht mehr Eurokraten.
Als befremdlich empfindet der ÖGV, dass künftig auch der Grundlagenforschung in den Geisteswissenschaften Förderchancen eingeräumt werden. In einem Technologiewettlauf erscheint dieses hohe Ziel etwa so, als ob man einem Marathonläufer vor dem Start statt Elektrolytgetränken, Seneca zu lesen gibt.
Lasst uns erst einmal in der Technologie den Anschluss - ganz zu Schweigen vom Überholen - an USA, Japan und China finden. Für Schöngeistiges ist dann später noch genug Zeit!
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