pte20250113001 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Pleite nach Steuergeld-Spritze nicht schlimm

Missglückte Rettungstaten der Politik können durch Know-how-Mitnahme positive Folgen haben


Dollarscheine: Pleiten können anderen Unternehmen zugutekommen (Foto: Kredite, pixabay.com)
Dollarscheine: Pleiten können anderen Unternehmen zugutekommen (Foto: Kredite, pixabay.com)

St. John’s/Glasgow (pte001/13.01.2025/06:00)

Eine gängige Strategie von Regierungen zur Steigerung des Wohlstands in wirtschaftlich rückständigen Regionen liegt oft in der Unterstützung dort ansässiger technologiebasierter Unternehmen. Viele Wirtschaftswissenschaftler halten das für falsch, erst recht, wenn ein solches Unternehmen doch noch Konkurs anmelden muss, selbst wenn es auch von Business Angels und Risikokapitalfonds unterstützt wird. Doch die Kritik des vermeintlichen Auswählens eines "Gewinners" ist laut Colin Mason von der University of Glasgow und Blair Watts Winsor sowie Jacqueline Bartlett von der Memorial University of Newfoundland nur bedingt zulässig.

Keine Verschwendung

In einem Beitrag für "The Conversation" bestreiten die Wirtschaftsforscher vehement, dass auf diese Wese Steuergelder verschwendet werden. "Wir haben herausgefunden, dass der Wert staatlicher Investitionen in Technologieunternehmen nicht ausschließlich vom kommerziellen Erfolg des Unternehmens abhängt. Das liegt daran, dass die in diesen Unternehmen entwickelten Fähigkeiten und Kenntnisse - die in den Mitarbeitern verkörpert sind - nicht verschwinden, wenn sie schließen. Stattdessen werden sie wahrscheinlich wiederverwendet, was anderen Unternehmen zugutekommt", so die Ökonomen.

Die Forscher haben den Fall von Consilient Technologies untersucht, ein Telekommunikationsunternehmen mit Sitz in Neufundland und Labrador, also in einer der geografisch abgelegensten und wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Provinzen Kanadas, das staatliche Hilfen bekommen hatte. Am 17. November 2008 war es am Ende und musste schließen. Um die Folgen abschätzen zu können, interviewten die drei Ökonomen in den Jahren 2020 und 2022 exakt 28 Gründer sowie ehemalige Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter von Consilient, dazu noch Investoren, Branchenexperten und Regierungsbeamte.

Know-how blieb bestehen

"Unsere Untersuchung ergab, dass die meisten Mitarbeiter von Consilient nach der Schließung zu anderen lokalen Technologieunternehmen wechselten, die sie aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihres Wissens gerne einstellten. Eine Reihe ehemaliger Mitarbeiter wechselte schließlich zu Verafin, dem bedeutendsten Technologieunternehmen, das aus dem unternehmerischen Ökosystem Neufundlands hervorgegangen ist, 2008 aber eine nur geringe Bedeutung hatte. Durch die Übernahme von Consilient-Mitarbeitern wurde daraus eine große Erfolgsgeschichte. Das Unternehmen, das Software zur Erkennung von Geldwäsche und anderen Betrügereien entwickelt, wurde 2020 für 2,75 Mrd. Dollar von Nasdaq übernommen.

(Ende)
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