pts20050628005 in Business

Roland Berger: Neue Finanzierungsformen sorgen für mehr Wachstum und Wohlstand

Strategieberater fordert bessere Rahmenbedingungen in Österreich


Wien (pts005/28.06.2005/08:30) Unternehmen müssen in Finanzierungsfragen deutlich flexibler werden, um in der sich rasch wandelnden Weltwirtschaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch gerade österreichische und deutsche Unternehmen verlassen sich noch zu sehr auf Außenfinanzierung, meist in Form von Bankkrediten. Dabei werden neue Finanzierungsmodelle wie Private Equity, Mezzanine Capital und syndizierte Kredite zunehmend zur Basis für Wachstum, Restrukturierung und Innovationen. Das erklärte Prof. Roland Berger, Gründer der gleichnamigen Strategieberatung, beim diesjährigen Roland Berger Summernight Symposium in Wien.

"International betrachtet sind die Eigenkapitalquoten von Unternehmen in Deutschland mit 18% und Österreich mit 28% sehr gering. Finanzierungen erfolgen meist über Bankkredite oder einbehaltene Gewinne", erklärte Berger. Im angelsächsischen Raum verfügen Unternehmen über eine deutlich höhere Eigenkapitalquote (USA 45%), Finanzierungen erfolgen in der Regel über den Kapitalmarkt. Durch die zunehmende Globalisierung wird die Rolle des Kapitalmarkts und institutioneller Investoren in der Unternehmensführung gestärkt und es entstehen neue Finanzierungsmodelle. "Dazu kommt noch die wesentlich restriktivere Kreditvergabepolitik der Banken durch Basel II, die alternative Finanzierungen attraktiver macht", so der führende europäische Strategieberater.

Private Equity für mehr Wachstum und Arbeitsplätze
"Das verfügbare Private Equity-Kapital ist in Europa enorm gewachsen. Standen in Österreich 1998 etwa 124 Millionen Euro zur Verfügung, betrug dieser Wert 2003 bereits 227 Millionen. Die Entwicklung in Deutschland verlief ähnlich", so Berger. Das Angebot wird auch genutzt: 1998 gab es in Österreich 93 Private Equity-Investitonen, 2003 waren es 145. "Die meisten deutschen und österreichischen Unternehmen sind gut aufgestellt aber unterkapitalisiert - und damit ideale Partner für Private Equity Firmen. Unternehmen mit innovativen Wachstumsideen und Restrukturierungsbedarf haben damit die Möglichkeit, Risikokapital aufzunehmen", meinte der Strategieberater.

Zur derzeit laufenden öffentlichen Diskussion über Private-Equity Finanzierungen - Stichwort Heuschreckenkapitalismus - sagte Berger: "Natürlich wird durch die Mitsprache der Investionen die unternehmerische Freiheit eingeschränkt. Dieser Nachteil wird aber durch die Einbringung von Management Know-how sowie zusätzliche Informationen, Kontakte und Kooperationsmöglichkeiten mehr als ausgeglichen." Darüber hinaus sorgen PE-Investoren für klare Strukturen, mehr Wachstum und Effizienz. "Mit Hilfe von Private Equity finanzierte Unternehmen verfügen über ein überdurchschnittlich hohes Umsatz- und Mitarbeiterwachstum. Sie sorgen für mehr Wirtschaftswachstum, mehr Beschäftigung und damit für mehr Wohlstand." In Österreich sieht Berger noch Aufholbedarf in diesem Bereich und fordert eine Verbesserung der steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen.

Fremdkapital durch Asset-backed Securities und Unternehmensanleihen
Asset-backed Securities können als ein Substitut für den klassischen Kredit angesehen werden. Der Unterschied besteht darin, dass Zahlungsansprüche der Banken durch Kreditforderungen ersetzt werden, die mit Wertpapieren unterlegt sind und dadurch auf dem Kapitalmarkt gehandelt werden können. "Kredite werden also nicht mehr von Banken, sondern über Banken vom Kapitalmarkt gewährt. Das garantiert größere Unabhängigkeit vom Kreditgeber, aber auch größeren Druck durch die Kapitalmärkte", fasste der Unternehmensberater zusammen. In Europa wächst die Nachfrage nach Asset-backed Securities rasch. Hatten die Neuemissionen 1998 einen Wert von rund EUR 35 Mrd., waren es 2003 bereits EUR 197 Mrd.. Im vergangenen Jahr kletterte der Wert auf EUR 231 Mrd..

Niedrige Zinsen, zurückhaltende Börseinvestoren, restriktive Banken bei der Kreditvergabe und der Wegfall von Wechselkursrisiken durch die Einführung des Euro machte die Ausgabe von Unternehmensanleihen populär. "Das Emissionsvolumen ist in den letzten Jahren in Österreich förmlich explodiert. Lag der Wert 1998 noch bei sieben Millionen Euro, wurden 2003 Anleihen im Wert von 3,3 Milliarden Euro emittiert", sagte Berger.

Hybride Finanzierung als Brücke zwischen Eigen- und Fremdkapital
Mezzanine Capital (zB Genussscheine, stille Beteiligungen, Wandel-Optionsanleihen) stellt eine Mischfinanzierung dar, bei der Eigen- wie auch Fremdkapitalanteile miteinander vereint werden. Durch die Möglichkeit unterschiedlicher bilanzieller Ausgestaltung, kann Mezzanine Capital die Eigenmittelquote von Unternehmen in beträchtlichem Umfang verbessern und bringt haftungsrechtliche Vorteile. In seiner Fremdkapital-Eigenschaft garantiert es den Gläubigern eine unbedingte Rückzahlungsverpflichtung und laufende Verzinsung. "Die Vorteile von Mezzanine Capital liegen vor allem in der langfristigen Verfügbarkeit und in der Verbesserung des Unternehmens-Ratings", erläuterte der Berater.

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 31 Büros in 22 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 1.630 Mitarbeiter haben im Jahr 2004 einen Honorarumsatz von 530 Mio. EUR erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von mehr als 130 Partnern.

Weitere Informationen:
Roland Berger Strategy Consultants
Dr. Manfred Reichl
Freyung 3/2/10
1010 Wien
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E-Mail: manfred_reichl@at.rolandberger.com

(Ende)
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