Bundespräsident Fischer freut sich über Auszeichnung der pressetext-Leser
Sorge um zunehmende Kommerzialisierung der Nachrichten
Wien (pts014/31.01.2006/09:15) Bundespräsident Dr. Heinz Fischer hat am Montag nachmittag die Auszeichnung zum "Meinungsbildner des Jahres" entgegen genommen. Fischer habe das Meinungsklima in Österreich in den vergangenen Monaten am positivsten beeinflusst, urteilten die Leser der Nachrichtenagentur pressetext. "Gewöhnlich zeichnet der Bundespräsident herausragende Persönlichkeiten aus. Diesmal ist es umgekehrt", sagte Pressetext-Chef Franz Temmel bei der Übergabe der Auszeichnung in der Präsidentschaftskanzlei in Wien. http://www.pressetext.at/umfrage06/meinungsbildner.mc
Im anschließendem Gespräch mit den Pressetext-Gründern Franz Temmel und Wilfried Seywald appellierte der Bundespräsident an die Medien, zu einem positiven Meinungsklima beizutragen, in dem sie sich der Objektivität verschreiben, verantwortungsbewusst sind und eine vernünftige Gewichtung vornehmen, die auch positive Aspekte in der Berichterstattung zulässt. "Ausschließlich positive Berichterstattung allein kann man aber auch nicht verlangen, denn die Welt ist nicht nur positiv", sagte Fischer. "Kritik muss möglich sein."
Fischer sieht die Rolle von Internet und neuen Medien positiv, verwies jedoch auch auf die große Verantwortung, die junge Medienmacher damit übernehmen. Seine Wahl zum Meinungsbildner verdanke er wohl dem ständigen Bemühen um ausgewogene, vernünftige und wohlüberlegte Positionen. Fischer im Wortlaut: "Lieber verzichte ich auf einen Gag, als durch eine unüberlegte Aussage jemandem unrecht zu tun. Dasselbe gilt in der Wirtschaft, in der Kultur und in jedem anderen Bereich. Wenn man glaubwürdig sein will, darf man seine Meinung nicht immer an jede neue individuelle Situation anpassen."
Zur Entwicklung der Medienpolitik sagte Fischer, sehr wichtig sei Pluralismus. Vielfalt spiele eine ganz wichtige Rolle. Hinzu kämen gewisse Fragen der Medienkultur und Medienverantwortungsbewusstsein." Ich habe da kein Patentrezept, weil die Materie außerordentlich diffizil ist, und weil sich die Dinge verändern und weiterentwickeln." Kopfzerbrechen bereite ihm allerdings die zunehmende Kommerzialisierung. Die Nachricht werde immer mehr zur Ware. "Vielleicht ist das ja ein notwendiger und ganz natürlicher Prozess, da habe ich aber meine Bedenken", meinte Fischer.
Auf die Frage, auf welche Quellen und Medien er sich bei der Vorbereitung auf Reden und öffentliche Auftritte verlasse, antwortete Fischer, "manches muss man im eigenen Kopf haben, wichtig sind gute Mitarbeiter". Erleichtert werde die Situation aber natürlich durch große Datenbanken, die zu jedem Stichwort eine Fülle von Informationen liefern. Hier müsse man das nötige Fingerspitzengefühl dafür entwickeln, was in der unglaublichen Fülle an Material relevant ist. "Das Internet wird von meinen Mitarbeiterinnen natürlich regelmäßig genutzt", fügte der Bundespräsident hinzu.
Zum Innovationsklima sagte Fischer, dieses hänge sehr stark mit der Bereitschaft zusammen, für Wissenschaft und Forschung einzutreten. "Wir werden es sehr schwer haben, wenn es uns nicht gelingt, Bewusstsein für Wissenschaft und Forschung zu schaffen, das dann in die Tat umgesetzt wird - auch wegen der Fülle sekundärer und tertiärer Wirkungen. Innovation ist vergleichbar mit einer Bewässerungsanlage. Je besser sie funktioniert, desto fruchtbarer werden die Böden sein."
Zu seinem Internet-Nutzungsverhalten befragt erklärte der Bundespräsident, er habe persönlich einen recht guten Zugang zur Internet-Generation, da sein Sohn Philipp seit seiner Jugend Internet- und Computerfreak sei. "Ich gebe aber gerne zu, dass ich in der jetzigen Situation wenig Zeit dafür habe. Ich bekomme von meinen Mitarbeitern fertige Dinge auf den Tisch. Privat nutze ich das Internet zuhause hin und wieder, wenn ich zum Beispiel Informationen zu Ausstellungen, Museen oder auch zu einem Hotel suche. Meine Frau ist da sehr geschickt."
Sucht sich ein Bundespräsident wirklich selbst Hotelinformationen im Internet? "Ja schon, wenn man dem deutschen Bundespräsidenten eine Empfehlung für ein gutes Hotel geben soll, dann lädt man eine ziemliche Verantwortung auf seine Schultern. Da schaut man dann gerne auch selber mal nach."
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