pts20060315022 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Krebs: Ernährungstherapeutische Lücken endlich schließen!


Wien (pts022/15.03.2006/12:05) Fehlende Strukturen und Geldmangel bedingen ernährungstherapeutische Defizite zu Ungunsten der Patienten - Diaetologen fordern Strukturbereinigungen - BM Rauch-Kallat positiv zur Aufnahme von Vertragsverhandlungen mit Krankenkassen

Der Verband der Diaetologen Österreichs setzt sich seit Jahren dafür ein, dass gerade bei Krebspatienten, die oft mit erheblichen Ernährungsproblemen zu kämpfen haben, eine fachlich fundierte Ernährungstherapie integraler Bestandteil des gesamten Behandlungskonzeptes sein muss. Heute können diese in Österreich noch nicht "automatisch" darauf vertrauen, dass sie während ihres Krankheits- oder Genesungsprozesses diesbezüglich von einem Diaetologen betreut werden. Denn derzeit mangelt es im Gesundheitswesen noch immer an geeigneten und gesetzlichen Strukturen und Rahmenbedingungen sowie an Geld - im stationären Bereich genauso wie im ambulanten oder niedergelassenen Sektor.

"Ernährungstherapie bzw. die Verfügbarkeit von Diaetologen werden heute noch immer als "Serviceleistung" und nicht als unabdingbare Maßnahme der Krankenbehandlung gesehen", kritisierte die Vorsitzende des Verbandes der Diaetologen Österreichs, Andrea Hofbauer, heute bei einer Pressekonferenz des Verbandes anlässlich des 23.Ernährungskongresses in Wien. "Dabei", so Hofbauer, "kann eine fachlich korrekte Ernährungstherapie nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend erhöhen, sondern sie birgt auch bislang ungenutzte Einsparungspotenziale für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft!" Ernährungstherapie kann nämlich nachweislich z.B. etwaige Komplikationen im Krankheitsverlauf vermeiden helfen. So würden Belegdauer in den Krankenhäusern und Kosten der Krankenhausaufenthalte reduziert werden. Gleichermaßen würde die Volkswirtschaft etwa durch eine Verminderung von Krankenstandstagen oder Arbeitsausfällen profitieren.

Patienten müssen tief in die Tasche greifen

"Das Wissen und das Bewusstsein um den Nutzen einer Ernährungstherapie sind heute in Österreich noch sehr schwach ausgeprägt. Selbst wenn - und das ist selten genug der Fall - Patienten informiert genug sind, um aus eigenem Antrieb den Weg zum Diaetologen zu finden, haben sie es oft schwer, die notwendigen Zusatznahrungen aus der eigenen Tasche zu finanzieren", sagt Hofbauer. Zwischen 250 und 400 Euro pro Monat seien dafür aufzuwenden. Nur in sehr seltenen Fällen würden die Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen, bemängelt die Verbandsvorsitzende: "Was dies für Menschen in einer äußerst schwierigen Lebenssituation, die zudem durch lange Krankenstände oder Frühpensionierung finanzielle Einschränkungen hinnehmen müssen, bedeutet, kann sich wohl jeder vorstellen". Auch hier ist aus der Sicht des Verbandes der Diaetologen dringender Handlungsbedarf gegeben.

Derzeit: Personalmangel

Heute arbeiten in Österreich rund 1.000 Personen als Diaetologen in Krankenhäusern und Rehabilitationszentren. Der tatsächliche Bedarf würde jedoch nach Schätzungen des Verbandes der Diaetologen Österreichs - allerdings bei angepassten Rahmenbedingungen in den Krankenhäusern und im niedergelassenen Bereich - das 10fache betragen.

5 Forderungen

Der Verband der Diaetologen Österreichs will daher einen umfassenden Dialog mit allen Beteiligten stimulieren, damit zugunsten von (Krebs)Patienten in Österreich die folgenden Forderungen umgesetzt werden können:

1. Verpflichtung einer frühest möglichen Einbeziehung von Diaetologen in die Behandlung von Krebspatienten im Sinne einer diaetologischen Anamnese und Ausarbeitung von geeigneten Ernährungstherapien in Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen Therapeuten.
2. Ernährungstherapie/Diaetologische Leistungen sollen "auf Krankenschein" übernommen werden.
3. Erhöhung der Anzahl an Diaetologen, insbesondere in Spitälern, auf ein realistisches Maß.
4. Auf- und Ausbau der Strukturen zur Schaffung eines flächendeckenden Angebots an niedergelassenen (= freiberuflich tätigen) Diaetologen.
5. Anerkennung von vollbilanzierten Trinknahrungen sowie enteraler und parenteraler Ernährung für Krebspatienten als Pflichtleistung der Krankenkassen.

Gesundheitsministerin: Empfehlung zur Vertragsaufnahme mit Krankenkassen

Bundesministerin Maria Rauch-Kallat begrüßte die 2005 erfolgte Aufwertung des Berufsbildes der Diaetologen genauso wie die gerade laufenden Bestrebungen, in der EU eine Harmonisierung des Berufsbildes zu erreichen. Ernährung als wichtiger Faktor einer Krankheitsprävention und im Krankheitsverlauf müsse als "großes Thema" anerkannt werden, so die Ministerin. - Derzeit würden die Krankenkassen für Zusatznahrungen sehr wohl, aber nur in sehr abgegrenztem Ausmaß aufkommen. Eine Ausweitung der Vergütung im Sinne einer verpflichtenden Leistung der Krankenkassen hält Rauch-Kallat für "eine sinnvolle Überlegung". Rauch-Kallat: " Als Gesundheitsministerin kann ich aber lediglich eine Empfehlung aussprechen, da das Ministerium kein Durchgriffsrecht auf die Krankenkassen hat". Rauch-Kallat steht entsprechenden Verhandlungen im Sinne einer "ausgewogenen gesamtökonomischen Bilanz" positiv gegenüber.

Diaetologen .... ABOUT

Diaetologen arbeiten zumeist in Krankenhäusern und Rehabilitationszentren, können aber auch freiberuflich tätig sein. Sie sind dafür verantwortlich, die vom Arzt verordneten ernährungs-medizinischen Behandlungen bzw. Therapien zu konzipieren und durchzuführen. Der diaetologische Prozess umfasst die Planung, Durchführung, Begleitung und Evaluierung der ernährungsmedizinischen Therapie. Selbstverständlich arbeiten sie auch mit gesunden Menschen in der Prävention und Gesundheitsförderung.

Diese Berufsgruppe ist als einzige (neben den Ärzten) nach dem Gesetz her dazu befugt, ernährungstherapeutische Interventionen an kranken Menschen durchzuführen. Damit grenzt sie sich scharf von gewerblichen Bereichen, wie z.B. den Ernährungswissenschaftern, Ernährungsberatern, -trainers, -coaches, etc. ohne entsprechende diaetologische Fachausbildung, ab. Dieser Berufsgruppen haben keinerlei gesetzliche Befugnisse, ihre Tätigkeiten an kranken oder krankheitsverdächtigen Personen auszuüben.
(Ende)

Diese Pressemitteilung sowie Bildmaterial zur heutigen Pressekonferenz finden Sie auf der Website des Verbandes der Diaetologen Österreichs: http://www.diaetologen.at

Fachliche Informationen:
Andrea Hofbauer, Vorsitzende des Verbandes der Diaetologen Österreichs
Tel. +43 664 132 89 30
Mail: vorsitzende@diaetologen.at

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