Psychogramm eines Dorfes irgendwo in Rumänien
Ein Jahr vor dem Eintritt in die EU Zustände wie unter Ceausescu
Cincu/Rumänien (pts028/08.06.2006/13:00) Iacobeni im Harbachtal: 60 km von der Kreisstadt Sibiu (Hermannstadt) entfernt. Während sich Sibiu mit dem deutschen Bürgermeister Johannis mit Riesenschritten auf die Eingliederung in Europa sogar als Kulturhauptstadt vorbereitet und ein angenehmer fortschrittlicher Windzug über der Stadt liegt, scheinen die Uhren in den Dörfern rückwärts zu gehen. Mit einem perfiden System werden die Menschen immer mehr in die Knie gezwungen, immer ärmer, immer machtloser.
Zum Beispiel Iacobeni: ca. 1.200 Einwohner, die Hälfte davon Kinder. Die Siebenbürger Sachsen haben das Dorf und andere Dörfer 1990 fluchtartig verlassen. Zurück blieben die, die nicht mehr gehen konnten, es kamen die Zigeuner. Und es kommen die, die hierhin abgeschoben werden, die so genannten "Autoritäten", die in einer normalen Sozialstruktur nicht funktionieren können oder dürfen.
Der Lehrer Mo. für Musik und Sport an der Dorfschule ist Vollblut-Alkoholiker, während des Unterrichtes sitzt er in der Dorfkneipe. Die Versuche der Eltern, ihn mit seinem verheerenden Einfluss auf die Kinder loszuwerden, scheitern regelmäßig. Er soll sogar laut offizieller Akte ein Verhältnis mit einer minderjährigen Schülerin gehabt haben. Das Schulinspektorat sieht angeblich keine Möglichkeiten ihn grundsätzlich vom Schuldienst zu suspendieren.
Elternversammlungen in der Schule werden immer erst am Abend zuvor einberufen, damit auch sicher niemand kommt.
Der junge orthodoxe Pfarrer A. wurde von seinen Schäfchen aus einem Nachbardorf weg gejagt, nicht nur wegen Alkoholproblemen und nach Iacobeni strafversetzt.
Der früherer Polizist und Gefängnisaufseher M. hat sich ausgerechnet in diesem Dorf angesiedelt und wurde von einem Gericht zu einer Strafe von 10 Millionen Lei verurteilt, weil er einem unbescholtenen Bürger androhte, beide Beine zu brechen, weil der Werkzeuge zurück haben wollte, die die Leute dieses "Polizisten" bei ihm gestohlen hatten.
Der Chefpolizist des Dorfes B. begann ein Verhältnis mit der Frau eines untergebenen Polizisten und zerstörte diese Familie mit Kindern. Aber nicht der Chef-Polizist wurde strafversetzt, sondern der geschädigte Polizist.
Ein anderer Polizist I., der in diesen Tagen nach Iacobeni abkommandiert wurde, hat, wie die Dorfbewohner zu wissen meinen, eine 52-jährige Frau auf dem Gewissen, die er mit seinem Auto überfuhr. Strafe: Versetzung in das Dorf Iacobeni.
Auch der Dorfarzt T. hat die gleiche unrühmliche Vergangenheit. Er überfuhr ein Kind. Er trinkt, die Menschen werden nicht von ihm versorgt und erhalten nicht die ihnen zustehenden Medikamente. Wichtige Krankendokumente verschwinden bei. Natürlich brauchen diese "Herrschaften" nicht ins Gefängnis. Wenn aber ein armer Zigeuner aus Hunger einen Sack Kartoffel stiehlt, wird er zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt.
In der Dorfkneipe "Leon" werden die Kinder täglich mit Alkohol und Zigaretten versorgt. Die Kneipe ist nicht nur Mittelpunkt für die Erwachsenen, sondern für eine Horde von Kindern. Manchmal rufen wir die maskierte Einsatztruppe, doch wenn die erscheinen, ist die Bar leer. Wer informiert hier wen? Der Wirt hat schon vielfache Ordnungsgelder gezahlt, doch seine Konzession bleibt bestehen? Wieso?
Iacobeni ist nur ein Dorf von vielen im heutigen Rumänien. In diesen Dörfern bestraft man faktisch die unschuldigen Menschen mit "Autoritäten", die versagt haben. Für sie hat sich seit dem Diktator Ceausescu nichts geändert. Im Gegenteil. Es wird immer schlimmer. Wie sollen diese Menschen die Werte von Demokratie und Gerechtigkeit verstehen lernen? Wieso schickt man alle diese Versager ausgerechnet nach Iacobeni? Wie wissen die Kinder, dass es eigentlich normal ist, seinen Alltag ohne Alkohol zu bestreiten? Wieso bestraft man ganze Dörfer, die sowieso unterhalb der Armutsgrenze leben? Und die Geldströme aus Europa enden in den Städten, in den Händen weniger. Was wird aus Dörfern wie Iacobeni im Jahre 2007?
Alles wird gut? Es beschleichen mich düstere Ahnungen. Möge sich Gott erbarmen den die Menschen in Brüssel wird's nicht kümmern. http://www.depeschedondemidoff.com
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