Fünfjahresplan: Mehr Nachhaltigkeit für Chinas Wirtschaft
Roland Berger sieht neue Chancen für österreichische Unternehmen
Wien (pts007/21.07.2006/09:30) Mehr Nachhaltigkeit bei der wirtschaftlichen Entwicklung, die Verbesserung des Sozialwesens und der Ausgleich der Einkommensunterschiede zwischen Stadt und Land sind die zentralen Ziele, die sich die chinesische Zentralregierung in ihrem elften Fünfjahresplan gesetzt hat. In dem Papier, das Regierungschef Wen Jiabao kürzlich vorstellte, bekennt sich China aber auch zu anhaltend hohem Wirtschaftswachstum und zur weiteren Öffnung des Landes für ausländische Investitionen. Roland Berger Strategy Consultants sieht im neuen Fünfjahresplan neue Chancen auch für österreichische Unternehmen. Vor allem die Bereiche Energiewirtschaft und Umwelttechnologie werden sich zu Wachstumsmotoren entwickeln - die Devise "Wachstum um jeden Preis" gehört dagegen der Vergangenheit an.
Die Umweltschäden beeinträchtigen bereits jetzt die wirtschaftliche Entwicklung Chinas. Der Bedarf an Energie und Rohstoffen ist dramatisch angestiegen, ebenso das Verkehrsaufkommen, dessen jährliche Zunahme im zweistelligen Prozentbereich liegt. "Das rasante Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre hat zu einem enormen Energiebedarf geführt, der das Land in die Abhängigkeit von Ölimporten getrieben hat. Die chinesische Regierung hat daher ein ambitioniertes Programm zur Diversifizierung der Energieversorgung entwickelt. Ziel ist es, die Energieversorgung auf eine nachhaltigere und breitere Basis zu stellen," so Rupert Petry, Partner im Wiener Büro von Roland Berger Strategy Consultants. Neben zwei neuen Atomkraftwerken pro Jahr und der Modernisierung bestehender Kohlekraftwerke fördert die Regierung vor allem erneuerbare Energien wie Wasser- und Windkraft oder Solaranlagen. Derzeit sind beispielsweise 40 neue Wasserkraftwerke in Planung oder werden bereits gebaut. "Europäische Unternehmen sind in diesem Bereich weltweit führend und haben als Partner sehr gute Chancen, am Wachstum zu partizipieren", so Petry. Vor dem Hintergrund von Energieknappheit und fortschreitender Umweltzerstörung sollen energie- und rohstoffintensive Branchen in Zukunft Produkten mit höherer Wertschöpfung und Dienstleistungen weichen.
Aufbau eines sozialen Netzes
Derzeit sind nur 25 Prozent der chinesischen Bevölkerung kranken- oder pensionsversichert. "Im ländlichen Raum besteht kaum Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Der neue Fünfjahresplan sieht daher die Implementierung eines allgemeinen chinesischen Gesundheitssystems vor. Das neue System - eine Mischung aus staatlicher und privater Vorsorge - soll dazu beitragen, die Kluft zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung zu verringern. "Die flächendeckende medizinische Versorgung ist als Langzeitprojekt zu verstehen und geht weit über den aktuellen Fünfjahresplan hinaus. Für Pharmaunternehmen eröffnen sich hier große Absatzmärkte. Das belegen die Zahlen der vergangenen drei Jahre: Die Arzneimittelverkäufe sind in dieser Zeit um über 20 Prozent pro Jahr gestiegen," meint der Berater.
Doch auch für Finanzdienstleister wird China zunehmend interessanter. "Ausländische Banken, Asset Manager und Versicherungsgesellschaften werden maßgeblich von der Implementierung eines sozialen Sicherheitssystems und von Pensionsfonds profitieren", so Petry weiter. Denn in China wird noch immer sehr viel gespart: Derzeit liegt der Wert bei 160 Prozent des BIP. Das entspricht rund 1,6 Billionen Dollar pro Jahr - und dieses Geld sollen die Chinesen nun sukzessive investieren.
Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bis ins Hinterland
Einen weiteren Schwerpunkt des neuen Fünfjahresplans bildet der Ausbau des Ver-kehrs-net-zes. "Wichtig ist, dass diese Entwicklung auch das chinesische Hinterland erreicht. Dafür investiert die Regierung immense Summen in den Ausbau der Infrastruktur. Neben dem Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken für die Bahn wird vor allem auf das Flugzeug gesetzt. Derzeit sind 50 neue Flughäfen geplant, von denen sich einige schon in Bau befinden. Zwischen 2006 und 2010 sollen umgerechnet 17,5 Milliarden Dollar in den Ausbau der Flughäfen investiert werden", so Petry. In den kommenden fünf Jahren werden chinesische Airlines mehr als 600 neue Passiergierflugzeuge benötigen.
Privaten Konsum ankurbeln
Die chinesische Regierung sieht sich gezwungen, den privaten Konsum zu fördern und so die Abhängigkeit von den Auslandsexporten zu reduzieren. Dazu sollen mehr Touristen ins Land der Mitte gelockt und die Versorgung mit Einzelhändlern deutlich verbessert werden. Auch der Zugang zu Krediten soll für die Endverbraucher erleichtert werden. "High-End-Retailer können hier profitieren. Einige Global Player wie Nestle, Carrefour und Tesco haben es bereits vorgemacht. Europäische Hersteller von Markenartikeln können an diese Erfolge anschließen", meint Petry.
Einkommen müssen angeglichen werden
Eine zentrale Maßnahme zur Beseitigung der Stadt-Land-Kluft ist der geplante Ausgleich bestehender Einkommensunterschiede. So sollen beispielsweise Wanderarbeiter Anspruch auf einen Mindestlohn bekommen und die Abschaffung der Agrarsteuer - die seit 2.600 Jahren existiert - steht bevor. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung Chinas gewinnt dies zusätzlich an Bedeutung: "Insgesamt wird die städtische Bevölkerung in den nächsten fünf Jahren um rund 20 Prozent wachsen. Bis 2006 werden neun Millionen neue urbane Jobs und bis 2010 sogar 40 bis 50 Millionen dazukommen. Diese Steigerungsraten weisen auf das enorme Potenzial hin, das noch in China schlummert", ergänzt Petry.
Der neue Fünfjahresplan wird sich auf die einzelnen Branchen sehr unterschiedlich auswirken. Für Unternehmen im Bereich Energie- und Umwelttechnologie, für Pharmakonzerne, Dienst-leister, Hersteller von Maschinenanlagen und Chemieunternehmen eröffnen sich neue Chancen im Reich der Mitte. Schwieriger hingegen wird es für Automobil- und Schiffs-hersteller, Stahlkonzerne und für Hersteller von IT- und Telekommunikations-Hardware.
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, zählt zu den weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 32 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Mehr als 1.700 Mitarbeiter haben im Jahr 2005 einen Honorarumsatz von rund 550 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigen-tum von rund 130 Partnern.
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