50 Jahre VDMFK
Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler feiert in Wien
Wien (pts043/27.04.2007/16:00) JUBILÄUMSKONGRESS der VEREINIGUNG DER MUND- UND FUSSMALENDEN KÜNSTLER IN ALLER WELT e.V. in Wien unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer
Die Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt e.V. (VDMFK) feiert 2007 ihr 50-jähriges Bestehen. Die offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten mit zahlreichen Programmpunkten finden von 29. April bis zum 6. Mai in Wien statt. Ein Großteil der über 700 Mitglieder der VDMFK wird sich dafür in Wien einfinden.
Feierliche Festsitzung in der Wiener Hofburg
Den Auftakt bildet eine offizielle Festsitzung in der Wiener Hofburg am 30. April 2007 um 10.00 Uhr. In diesem Rahmen werden den Künstlern sowie geladenen Gästen aus Politik, Kultur und Medien eine umfassende dreiteilige Festpublikation sowie der für diesen Anlass produzierte Film "50 Jahre VDMFK" präsentiert.
Die feierliche Eröffnung der Festsitzung erfolgt durch Frau Christine Marek, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft. Neben VDMFK-Präsident Eros Bonamini wird auch der bekannte Philosoph Univ.-Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann eine Festrede halten.
Jubiläumsausstellung mit über 250 Werken in der Albertina
Die VDMFK feiert ihr 50-jähriges Jubiläum auch mit einer repräsentativen Ausstellung von über 250 Kunstwerken der Mitglieder aus aller Welt in der Albertina, Wien. Die Vernissage findet am 30. April um 19.00 Uhr in der Albertina statt. Die Eröffnung der Ausstellung erfolgt ebenfalls durch Christiane Marek, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Direktor Dr. Klaus Albrecht Schröder wird vor zahlreichen geladenen Gästen die Festrede halten, ein Quartett sorgt für die musikalische Untermalung und Do & Co für das leibliche Wohl. Bei dieser Gelegenheit werden einige Künstler ihre Arbeitsweise demonstrieren, und damit, welche eindrucksvollen Fertigkeiten sie sich trotz ihrer Behinderung aneignen konnten.
Von 1. bis inkl. 6. Mai 2007 ist die Ausstellung in der Basteihalle der Albertina bei freiem Eintritt täglich zwischen 10.00 und 18.00 Uhr und am Mittwoch bis 21.00 Uhr öffentlich zugänglich.
Vollversammlung der VDMFK mit festlichem Rahmenprogramm
An den darauf folgenden Tagen finden die Vollversammlung sowie zahlreiche Arbeitssitzungen der VDMFK-Mitglieder statt. Zudem wird den Künstlern ein dem Anlass würdiges Festprogramm geboten. Highlights sind Veranstaltungen im Schloss Schönbrunn, dem Kloster Und in der Wachau, Museums- und Heurigenbesuche sowie ein Gala-Abend im Wiener Konzerthaus.
"Wenn wir diesen 50. Geburtstag schon in und um Wien feiern können, dann wollen wir auch unseren Mitgliedern etwas bieten", meint der geschäftsführende Direktor Franz Moosleithner.
VDMFK - Selbsthilfemodell und Wirtschaftsunternehmen
"VDMFK" steht für eines der bemerkenswertesten und erfolgreichsten Selbsthilfemodelle für schwerstbehinderte Künstler. Seit nunmehr einem halben Jahrhundert bietet die Vereinigung ihren Mitgliedern die Möglichkeit, sich frei von wirtschaftlichen Sorgen künstlerisch zu entfalten. Sie agiert als Interessensvertretung der Künstler und als Kunstverlag, der ihre Werke wirtschaftlich erfolgreich verwertet und damit die finanzielle Sicherheit der Mitglieder gewährleisten kann. Die Höhe der monatlich und auf Lebenszeit an die Künstler ausbezahlten Honorare wird ausschließlich von den Mitgliedern selbst bestimmt.
Derzeit betreut die VDMFK weltweit mehr als 700 Künstler, darunter Vollmitglieder, assoziierte Mitglieder sowie Stipendiaten. Es werden laufend neue Mitglieder aufgenommen und gemäß ihrem Mitgliedsstatus finanziell, logistisch und menschlich unterstützt. Dem Verein können allerdings nur Künstler angehören, deren Gebrauch ihrer Hände durch Krankheit, Unfall oder von Geburt an nicht möglich ist. Die Künstler (Vollmitglieder) sind Eigentümer dieses Vereins und kontrollieren sämtliche Geschäftstätigkeiten. Der Vorstand besteht ausnahmslos aus Künstlern der Vereinigung und wird vom Delegiertenkonvent gewählt.
Die VDMFK bzw. die Verlage organisieren für die Künstler laufend Einzel- sowie Kollektivausstellungen bzw. Maldemonstrationen in aller Welt, um den Bekanntheitsgrad und das Ansehen der Vereinigung zu vermehren. In aller Regel übernehmen höchstrangige Staatsmänner bzw. Persönlichkeiten aus Kultur, Kirche und Politik den Ehrenschutz für diese Veranstaltungen. Die Ausstellungsorte reichen von unterschiedlichsten Kultureinrichtungen und bekannten Galerien über Rathäuser, diplomatische Vertretungen wie z.B. dem Europarat in Straßburg, der UNO-Hauptverwaltung in Genf bis hin zu renommierten Museen wie dem Museum of Contemporary Art in Sydney, dem Museo de la Ciudad in Madrid oder aktuell der Albertina in Wien.
Persönlichkeiten wie die Königin Sofia von Spanien, die mexikanische Präsidentengattin Cecilia Occelli de Salinas, die Hochkommissarin für Menschenrechte bei den UN Mary Robinson, der australische Premierminister Bob Carr, der Bürgermeister von Madrid José Maria Alvarez del Manzano, US-Vizepräsident Al Gore, die ehemalige dänische Ministerpräsidentin Poul Nyrup und viele mehr haben bereits diese Ausstellungen eröffnet bzw. besucht und den hohen künstlerischen Anspruch der Werke sowie die außergewöhnliche Courage der Künstler bewundert.
Die Bedeutung des Malens
Hinter jedem Bild eines VDMFK-Mitgliedes steht eine komplexe und berührende Lebensgeschichte. Sind viele Künstler etwa durch Medikamenten-Verabreichung (wie Contergan) an ihre Mütter oder genetisch bedingt bereits von Geburt an behindert, sind in zahlreichen anderen Fällen die Beeinträchtigungen erst später durch Krankheiten wie Polio oder durch tragische Unfälle entstanden.
Eines jedoch ist allen VDMFK-Künstlern gemein: Für jeden einzelnen hat die Kunst bzw. das Malen einen überaus bedeutenden Stellenwert eingenommen. Malen gibt ihrem in vieler Hinsicht reduzierten Leben einen neuen Sinn: das Erlernen und Umsetzen von Fertigkeiten sowie die Anerkennung für das Geschaffene gibt ihnen ein ganz neues Selbstbewusstsein und Selbstwertwertgefühl. Die mit Hilfe der Vereinigung aus eigener Kraft erreichte wirtschaftliche Absicherung bannt Existenzängste und Minderwertigkeitsgefühle. Gleichzeitig können Gedanken, Emotionen, Beobachtungen und auch innere Konflikte mit künstlerischen Mitteln ausgedrückt und häufig aufgelöst werden. Malen ist für die Künstler somit Lebensinhalt und Lebensbewältigung in mannigfaltiger Hinsicht.
Einige Künstler haben versucht, die eminente Bedeutung des Malens für sie in Worte zu fassen. So auch beispielsweise der deutsche Mundmaler Thomas Kahlau (siehe Beilage). Er hat - ebenso wie z.B. Ruth Rieser, Vreni Lötscher oder Mario Barzon - autobiografische Bücher herausgegeben. Christy Brown's Bücher (Irland) wurden Bestseller und sein Roman "Mein linker Fuß" wurde verfilmt und 1990 in Los Angeles mit 2 Oscars ausgezeichnet.
Der österreichische Mundmaler Paulus Ploier fasst seine Gefühle folgendermaßen zusammen: "Meine Werke sind der Spiegel meiner Seele. Und das Tagebuch."
Vielfalt der Exponate
Nach dem Motto "Mitleid verbeten" wollen die Künstler vor allem am Ergebnis ihrer kreativen Arbeit gemessen werden. Die weltweit immer wieder ausgestellten Werke bieten ein breites Spektrum an Motiven und Techniken und zeugen von einem hohen Maß an Individualität und künstlerischer Qualität.
Namhafte Kunsthistoriker und Schriftsteller von Dr. Richard Hiepke über Marc Alexander bis zu Frederick Forsythe schrieben Bücher und Abhandlungen über die Künstler und ihre Werke.
"Die Vielfalt der Bilder ist bemerkenswert, die Breite der künstlerischen Palette eindrucksvoll. Das Repertoire erstreckt sich von fotografisch genauen Umsetzungen über abstrahierte Darstellungen bis zu ungegenständlichen Bildern. Und auch die Art und Weise, wie die Pinselstriche über die Leinwand geführt werden, zeugt von einem beachtlichen Reichtum. Von feinen, zarten, subtil gesetzten Farbpunkten bis hin zu kräftig-geschwungenen, dynamisch-expressiven Linien reicht hier das überaus breite Spektrum", meint Dr. Hans-Jürgen Breuning, Redakteur für Architektur und Kunst in Deutschland.
Eros Bonamini, Mundmaler und derzeitiger Präsident der VDMFK, kommentiert die Besonderheit der Werke folgendermaßen: "Die Künstler verfügen über Lebenserfahrungen, die abweichen von den üblichen Lebenserfahrungen von Menschen, die wir normalerweise im Alltag antreffen. Schauen Sie sich diese Werke unvoreingenommen und mit offenem Herzen an, dann werden Sie einen Hauch von Poesie spüren, der Sie beim Betrachten anfliegt - denn diese Bilder sind durch besondere Umstände und durch Personen entstanden, die über eine außergewöhnliche Sensibilität verfügen. Sie haben mit viel Gefühl ihre unbändige Liebe zum Leben in Bilder umgesetzt".
Dr. Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina Wien und Gastgeber der Jubiläumsausstellung 50 Jahre VDMFK, kommentiert die Arbeiten u.a. so: "Gotthold Ephraim Lessing hat die Frage aufgeworfen, ob Raffael auch ohne Hände ein großer Künstler gewesen wäre. Seine Antwort lautete: Ja - Raffael wäre ebenso das Genie, der außergewöhnliche Meister gewesen, der er war. Nur wir alle hätten es weitaus schwerer gehabt, daran teil zu haben, es zu bemerken. Mund- und Fußmaler haben einen Weg gefunden, umzusetzen, was in ihnen entsteht. Sie sichern damit ihre Existenz und können sich der Kunst frei von Not und Sorgen widmen. Unser aller Leben ist dadurch reicher. Ihre Bewältigung elementarer Schwierigkeiten schafft einen eigenen Kunstbegriff."
Zur Geschichte der VDMFK
Die Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt e.V. (VDMFK) wurde vor 50 Jahren in Vaduz durch 18 schwerstbehinderte Künstler aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Norwegen, Belgien und den Niederlanden als Verein mit Rechtspersönlichkeit gegründet.
Neben dem Gründungsvater und ersten Präsidenten Arnulf Erich Stegmann setzte sich der Vorstand damals aus den ebenfalls behinderten Künstlern Corry F. Riet aus den Niederlanden und Charles Pasche aus der Schweiz sowie Rechtskonsulent Dr. Dr. Herbert Batliner zusammen. Liechtenstein wurde aus neutralitätspolitischen und wirtschaftlichen Gründen als Sitz des Vereins gewählt.
Die vor 50 Jahren in der Gründungsversammlung ausgearbeiteten Gründungsstatuten sind im Wesentlichen noch heute in Kraft. So wird allen Mitgliedern die Grundlage geboten, selbst ihre Existenz zu sichern und sich der Kunst frei von Not und Sorgen widmen zu können. Seit Beginn ist auch in den Statuten verankert, dass die VDMFK in religiöser, weltanschaulicher und politischer Richtung eine neutrale Stellung einnimmt. Damit war eine Bevorzugung bzw. Benachteiligung auf Grund von religiösen, weltanschaulichen und politischen Gründen von jeher unstatthaft.
Seit Beginn wurden neben Generalversammlungen auch Kunstausstellungen und gemeinsame Freizeitaktivitäten abgehalten. So war das Rahmenprogramm von Anbeginn ein Fixpunkt bei Generalversammlungen.
1963 hatte die VDMFK das Ziel, eine weltweit tätige Organisation zu werden, bereits erreicht: 54 Künstler und Künstlerinnen von allen Kontinenten der Erde gehörten als Vollmitglieder und Stipendiaten dieser Vereinigung an, die sich um die Belange behinderter Mund- und Fußmaler einsetzte, um ihnen ein Leben ohne Not zu ermöglichen.
Aufgrund des rasanten Zuwachses von Personen aus dem nicht-europäischen Raum musste der Delegierten-Konvent als oberstes Organ der VDMFK eingeführt werden. Dieser setzte sich aus Vertretern der 3 Wahlkreise Europa und Afrika, Süd-, Mittel- und Nordamerika sowie der übrigen Welt zusammen. Der erste Delegierten-Konvent fand im Jahr 1965 in Toronto statt. Die Zahl der Mitglieder war bereits auf 80 angestiegen, die Vereinigung war schon in 25 Ländern der Welt vertreten. 1969 fand der 2. Delegierten-Konvent in Bombay statt, ab dann waren auch die Länder Türkei, Israel und Kenia vertreten.
Angesichts der raschen positiven Entwicklung der VDMFK von einer losen Vereinigung einiger Künstler zu einer weltweit tätigen Vereinigung von über 100 Mitgliedern, wurde die Namensänderung in "Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt e.V." notwendig. Dieser offizielle Name ist bis heute gültig.
Die Vielzahl von Ausstellungen, die über die Jahre von der Vereinigung und den Verlagspartnern organisiert wurden, trug stark dazu bei, dass die VDMFK in der Öffentlichkeit rasch an Aufmerksamkeit und Bekanntheit gewann.
1984 verstarb der auf Lebenszeit gewählte Gründungspräsident Arnulf Erich Stegmann, dem die Künstler so viel zu verdanken hatten. Bei der 7. Generalversammlung 1985 in Madrid wurde die französische Fußmalerin Marlyse Tovae zur Präsidentin gewählt.
Seit 1991 finden in regelmäßigen Abständen Künstlertreffen statt, bei denen die Mitglieder ihre Freundschaft untereinander vertiefen können.
Im Jahr 1997 war Wien Austragungsort der 40-Jahr-Feierlichkeiten der VDMFK. Damals fand im Wiener Rathaus unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil eine internationale Ausstellung mit 260 Werken von Mund- und Fußmalern aus aller Welt statt.
Nach dem bedauerlichen Tod von Präsidentin Tovae im Jahr 2002 erfolgte anlässlich der 9. Generalversammlung die Wahl von Eros Bonamini zum 3. Präsidenten der VDMFK. Er übt sein Amt bis heute erfolgreich aus.
Weitere ausführliche Informationen sowie Bild- und Filmmaterial zur Vereinigung, den Künstlern, der Geschichte der VDMFK sowie die Möglichkeit eines virtuellen Rundganges durch die aktuelle Jubiläumsausstellung in der Albertina finden Sie unter http://www.vdmfk.com .
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